Reduzierte Wahlmöglichkeit bei nur einem Kandidaten
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Kirchenpolitik
Wie demokratisch ist die Kirche?
Die Synode der westfälischen Kirche wählt im Herbst eine neue Person ins Spitzenamt. Es ist aber keine echte Wahl mit nur einem Kandidaten – und zeigt beispielhaft, was in vielen evangelischen Landeskirchen fehlt
Lena Uphoff
08.07.2024
2Min

Was macht die Wahl zur Qual? Zum Beispiel, wenn man wählen soll, es aber gar keine Alternativen gibt. So wird es der Synode der westfälischen Landeskirche im November gehen, wenn sie einen Nachfolger für Annette Kurschus bestimmen soll. Die frühere Präses war 2023 zurückgetreten.

Nun hat der Nominierungsausschuss der westfälischen Kirche bekanntgegeben, dass er der Synode nur den Pfarrer Michael Krause zur Wahl vorschlägt. "Vorausgegangen war ein intensives strukturiertes Auswahlverfahren, in dem sich die Präferenz für den 56-Jährigen klar herauskristallisiert hatte", heißt es in einer Pressemitteilung der Kirche.

Lesen Sie hier, wie der Bischof der Hannoverschen Landeskirche ein Zeichen setzen könnte

Dieses Verfahren ist üblich, nicht nur in der westfälischen Kirche und nicht nur für die höchsten Ämter. Auch Dekane, Pröpste, Bischöfe und anderes kirchliches Führungspersonal werden in vielen Kirchen so gewählt: Ein Ausschuss sichtet die Bewerbungen und schlägt der Synode nur einige wenige Personen vor. Die meisten werden vorher ausgesiebt.

Ein fragwürdiges Verfahren, denn es widerspricht dem Selbstbild der evangelischen Kirchen, demokratische Institutionen zu sein - jedenfalls demokratischer als die katholische Kirche. Eine demokratische Institution sollte den Synoden die freie Wahl lassen und nicht vorher aussieben. So würde man auch die Kandidaten stärken, denn die müssen sich im fairen Wettbewerb durchsetzen. Außerdem würde man sich als Kirchenleitung nicht dem Verdacht aussetzen, unliebsame Kandidaten vorher auszusortieren.

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Auf welchen Gebieten und für welche Aufgaben kann die Kirche, eine Religion denn überhaupt demokratisch sein? Der Glaube, obwohl essentiell, scheidet aus. Delegiert an die Pfarrer, haben die Mitglieder zu hören, und wenn möglich, zu verstehen. Die Organisation nach oben wird vom Hierarchiegefüge der Landeskirchen bestimmt. Sind die Mitglieder überhaupt willig zur Demokratie und haben sie Absichten und Meinungen, die den eigenen Kirchturm verlassen? Gibt es analog zur Politik ein Programm, dass demokratisch begleitet werden könnte? Die Prebyter habe unter Anleitung und Vorgaben von Pfarrer und Landeskirche über den Haushalt zu entscheiden. Ihr Gestaltungsspielraum geht gegen Null. Dennoch sind sie für die Ausgaben verantwortlich.
Immer wieder wird von der EKD und den Landeskirchen die eigene Verantwortung als wesentliches Element der Demokratie beansprucht. Aber wofür sind denn alle Organisationsstufen demokratisch verantwortlich? Nur dafür, dass "Der Laden organisatorisch läuft!". Denn der Glaube ist bis in die persönlichen Unzurechenbarkeiten an die Pfarrer delegiert. Über die Kist entscheidet der Staat. Die Besoldung wird vom Tarif und der Hierarchieeinordnung bestimmt. Über den Bauzustand befinden Berater und Ämter. Die Bundessynode ist eine von den Landeskirchen und der EKD demokratisch manipulierte, bzw. geklüngelte Auswahl und ist für die Ordnung und den rechtlichen Rahmen zuständig. Lauthals wird zwar von allen anderen Teilen der Gesellschaft Verantwortung und Demokratie eingefordert, aber selbst enthält man sich als Organisation jeder demokratischen Verpflichtung. Extrem deutlich, wenn es darum geht, auch für die Folgen dieser demokratischen Verantwortung einzustehen. Schon mal gehört, dass man sich entschuldigt für das eigene Versagen? Zuletzt war es wegen der NS-Vergangenheit und den sexuellen Verwerfungen. Aber auch erst, nachdem die eigene Kriminalität (Verkauf der Werte, Vertuschung) zu deutlich wurde. Zu allen politischen Irrtümern kein Wort. Bisher hat noch keine Glocke für die Wiedervereinigung geläutet. Stumm aus Verantwortung? Aber für die Strassenkleber besteht aktives Wohlwollen. Für Gender und Vegan grosses Pathos. Wird in Berlin über den Mord eines Polizisten gewitzelt, bleibt man bedeckt. Demokratie ist nicht nur mitreden, sondern auch zu den Entscheidungen stehen und die Folgen und Irrtümer als eigenes Versagen zu akzeptieren. Selbst die Massenaustritte werden hingenommen, bedauert. Eine Schuld wird nicht erkannt.

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Die Kirchen als TAUSENDSASSA
auf allen Hochzeiten. Das Zitat v. H. Sacher ist vielfach vielfach wendbar: "Oder trügt das Selbstbild der Kirche auch an dieser Stelle?"

Man ist bestens geübt Im Blenden mit Verheissungen als Belohnung im ewigen Paradies-Leben und mit ewiger Strafe unter Androhung von Qualen als ewiges Leben in der Hölle . Aber im Ausblenden von Widersprüchen ist man ebenso erfahren. Die AFD wird verteufelt, deren Kirchensteuer ist willkommen. Den Sex als Geschenk der Schöpfung und den Apfel als Gift in der gleichen Verpackung. Liebet Eure Nächsten und auch Feinde, aber dennoch in die Hölle mit denen, wenn sie nicht glauben und dafür zahlen, was wir sagen.. Die Erbsünde als Sollbruchstelle macht selbst Kinder zu Schuldigen. Erbarmungslos Ins Verderben mit ihnen, wenn Herkunft und Kultur anders sind! Arrogant und hilflos der Verweis auf die Mission, die schon immer mit Krieg, Höllendrohungen, Geisterbeschwörungen, Bestechungen (Geschenke), Sicherheit, Frieden und Gewalt den Glauben "überzeugt" hat. Und zudem nie flächendeckend sein konnte. Friedlich und ohne Lug und Trug war diese Überzeugung nicht. Aber normal, denn so "funktioniert" die Menschheit. Wer sich dennoch im Heiligenschein wähnt, ist nicht von dieser Welt

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Wie demokratisch ist die Kirche? Chrismon plus 8/24 Seite 11

Kirche und Demokratie haben nichts miteinander zu tun. Nach dem Selbstverständnis der Kirchen leiten nicht Menschen die Institution, sondern allein Christus. Das gilt zumindest für die deutschen Kirchen. In manchen anderen Ländern, z.B. in der Schweiz, ist die innerkirchliche Demokratie selbstverständlich. Nun kann Christus seine Kirche nicht unmittelbar regieren. Dafür hat er sein Bodenpersonal. Das sind, wie etwa in der Evangelischen Kirche im Rheinland, die Pfarrpersonen und die Mitglieder der Gemeindeleitungen (Presbyterinnen und Presbyter). Die Oberinstanzen, die Kreissynoden und die Landessynode, setzen sich aus Mitgliedliedern der Presbyterien zusammen. Sie sind ebenfalls Regierungen und keine Parlamente. Die Synoden haben noch eine Besonderheit: Pfarrerinnen und Pfarrer besetzen diese Regierungsorgane in Ausübung ihres Amtes. Deshalb sind 50% der Sitze für sie reserviert. Die andere Hälfte steht den Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinden zu. Diese sind nur zu einem kleinen Teil gewählt worden. In der Rheinischen Kirche fanden zuletzt lediglich in 20% der Kirchengemeinden Wahlen statt. In den übrigen 80% der Gemeinden wurden die Mitglieder der Presbyterien von den Kirchenkreisen ernannt. Die obersten Entscheidungsgremien der Rheinischen Kirche setzen sich also zur Hälfte aus, nicht von den Kirchenmitgliedern gewählten, Pfarrpersonen und aus Mitgliedern von Gemeindeleitungen zusammen, von denen die überwiegende Mehrheit ebenfalls nicht von den Mitgliedern ihrer Gemeinde gewählt, sondern von der Kirchenregierung ernannt wurde.

Diese, alles andere als demokratische Zusammensetzung der kirchenleitenden Gremien, ist aus Sicht der Kirchen kein gravierendes Problem. Die Presbyterien sind eben keine Parlamente. Sie sind, so der Emder Theologe Alfred Rauhaus, „das Instrument, durch das Christus seine Gemeinde leitet, und kein Organ gemeindlicher Selbstleitung oder Selbstverwaltung. Nicht der Wille der Gemeinde, sonder der Wille Christi soll geschehen.“ Eine parlamentarische Kontrolle der Kirchenleitung gibt es ebenso wenig wie eine unabhängige richterliche Instanz. Der ehemalige Präses (Vorsitzende) der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, erklärte einmal, es sei ein Kennzeichen der Rheinischen Kirche „dass sie eine Gewaltenteilung nicht kennt.“ Er begründete das so: „Der Leitung der Kirche durch den einen Christus soll die aus der einen Landessynode abgeleitete Leitung der Rheinischen Kirche entsprechen.“

Die Kirchen sind keine demokratischen, sondern autokratische Organisationen. Die evangelischen Kirchen betonen gerne, dass sie, im Unterschied zu der hierarchisch regierten katholischen Kirche, basisdemokratisch von „unten“ nach „oben“ aufgebaut seien. Formal stimmt das. Mit Demokratie hat das jedoch nichts zu tun. Wahlen der Kirchenmitglieder spielen praktisch keine Rolle. Wo sie ausnahmsweise einmal stattfinden, empfinden sich die Gewählten (Mitglieder der Presbyterien oder der Kirchenvorstände) nicht als Vertreterinnen oder als Vertreter derer, die sie gewählt haben. Sie haben, kirchenrechtlich gesehen, kein Mandat erworben und sind den Gemeindemitgliedern keinerlei Rechenschaft für ihre Tätigkeit schuldig. Sie handeln, so sieht es die Kirche, ausschließlich im Namen Jesu Christi.

Peter Herche, Radevormwald