Sie haben in der Zeitung "Christ und Welt" einen Artikel über den Sonntagsgottesdienst geschrieben. Die Überschrift war: "Schafft den Gottesdienst am Sonntag ab!" Um was ging es da?
Hanna Jacobs: Wir haben immer weniger personelle Ressourcen in der Kirche. Wir nutzen aber relativ viel unserer Zeit für ein Format, das wenige interessiert: den Sonntagsgottesdienst. Nur zwei oder drei Prozent der Kirchenmitglieder gehen regelmäßig dorthin. Ich finde, wir sollten unsere Zeit für etwas einsetzen, das mehr Menschen erreicht.
Es ging also gar nicht wirklich um die Abschaffung des Sonntagsgottesdienstes?
Nein, im Gegenteil. Ich habe nur vorgeschlagen, den agendarischen Gottesdienst sonntags um 10 Uhr auf den Prüfstand zu stellen. Wenn so ein Gottesdienst in festgelegter Form bei der Gemeinde gut ankommt und ihn viele Menschen gerne feiern, soll man gern damit weiter machen. Oft ist das aber nicht der Fall. Theologisch hat der traditionelle Gottesdienst am Sonntag eine enorme Bedeutung, tatsächlich sind es aber oft andere Gottesdienstformen, die voll sind: das Tauffest im Schwimmbad, der Einschulungsgottesdienst oder die Andacht mit Bach-Kantaten. Solche Formen habe ich positiv erwähnt. Es ging mir wirklich hauptsächlich um die Frage, wie man die vorhandenen, geringer werdenden zeitlichen Ressourcen der Pfarrpersonen sinnvoll einsetzt.
Lesen Sie Justus Geilhufes Replik auf Hanna Jacobs Forderungen
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