The little Mermaid
Schauspielerin Halle Bailey als Arielle, die kleine Meerjungfrau
Disney
Rassismus
Die kleine Meerjungfrau ist für alle da
In der Neuverfilmung des Disney-Klassikers spielt eine Schwarze Schauspielerin die Rolle der kleinen Meerjungfrau. Die Empörung darüber ist schlicht rassistisch.
Tim Wegener
19.09.2022
3Min

Arielle ist Schwarz. Genau, die Meerjungfrau, die der Schriftsteller Hans Christian Andersen 1837 noch namenlos erdacht und die der Walt-Disney-Konzern 1989 als blasse rothaarige Frau mit Fischschwanz in Zeichentrickform zu Weltruhm verfilmt hat. Disney hat in den letzten Jahren eine Reihe seiner Zeichentrick-Klassiker mit echten Schauspielern und teilweise animierten Elementen noch einmal auf die Leinwand gebracht, zum Beispiel "Die Schöne und das Biest" und "Das Dschungelbuch". Vergangene Woche erschien der erste Trailer zur Neuverfilmung von "Arielle, die Meerjungfrau". Man sieht sie zuerst als Schemen durch ein kunterbuntes Meer huschen, vorbei an Wracks und Korallen – und am Ende des Trailers zeigt die Kamera das Gesicht einer singenden Schwarzen Frau mit roten Haaren.

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In sozialen Netzwerken hat das für einigen Wirbel gesorgt: Während Schwarze Mütter Videos ihrer Töchter veröffentlichten, die es vor Freude kaum fassen konnten, dass die Figur von einer Schwarzen Schauspielerin (Halle Bailey) verkörpert wird, ereiferten sich selbst ernannte Kulturbewahrer über diese angebliche Fehlbesetzung. Der Vorwurf: Nun sei auch das Kulturgut "Arielle" dem sogenannten woken, politisch korrekten Moralismus zum Opfer gefallen. Rollen würden mit Schwarzen besetzt, obwohl die Figur eindeutig weiß sein müsste – immerhin stammt die Geschichte aus der Feder eines dänischen Autors.

Zuvor hatte bereits die neue "Herr der Ringe"-Serie "Rings of Power" einen massiven Shitstorm erlebt, weil es im Cast Schwarze Elben, Hobbits und Zwerge gibt. Auch im "Game of Thrones"-Spin-off "House of the Dragon" sorgte ein Schwarzer Darsteller in einer ansonsten auffallend weißhaarigen, blasshäutigen Dynastie für Empörung.

Akribisch durchforsten die Kulturbewahrer nun die (Kinder-)Bücher, um auch nur den kleinsten Hinweis zu finden, dass der Autor seine Figur eigentlich als weiß beschrieben hat. Andersen erwähnte übrigens nur, dass ihre Haut "so klar und fein wie ein Rosenblatt" war. Am ehesten wäre also eine knallrote Haut zu rechtfertigen. Sogar an den Haaren herbeigezogene genealogische Herleitungen sollen die weiße Hautfarbe begründen: Arielles Vater Triton ist in der Mythologie ein Sohn des griechischen Meeresgottes Poseidon, könne also nicht Schwarz sein.

Die Empörten argumentieren, dass die Besetzung einem politisch korrekten Zeitgeist geschuldet sei. Ihre Ablehnung begründen sie damit, dass sie die Vorlage und die Intention des Autors vor Neuinterpretationen schützen wollen, die dem Original nicht mehr entsprechen. Oder gar dass es sich einfach "nicht richtig" anfühle. Letztlich ist es schlicht und einfach Rassismus, der sich da zeigt.

Noch immer ertragen es viele Menschen in unserer Gesellschaft nicht, wenn Personen anderer Hautfarbe in Ämtern, Berufen oder Rollen auftauchen, in denen sie bisher nur selten vorgekommen sind. Als Putzfrauen im Büro oder Sklaven im Film werden sie geduldet, aber auf Vorstandsposten und in Hauptrollen? Für viele unvorstellbar. Eine Userin schrieb ironisch auf Twitter: "Schwarze Meerjungfrauen? Was kommt als Nächstes, SCHWARZE MENSCHEN?!"

Starke Vorbilder für diskriminierte Kinder

Für Weiße ändert es nichts an der Geschichte der kleinen Meerjungfrau, wenn die Rolle von einer Schwarzen gespielt wird. Wenn es sie stört, können sie nach wie vor den Zeichentrickfilm gucken. Für Schwarze Menschen ändert es viel, weil ihnen diese Vorbilder und Helden in Massenmedien über Jahrzehnte vorenthalten wurden. Die Helden in Filmen und Serien waren weiß, Schwarze durften höchstens Sidekicks sein, Witzfiguren oder Opfer.

Dass Hollywood in den vergangenen Jahren sichtbar mehr Menschen unterschiedlicher Kulturen, Hautfarben und sexueller Identitäten in Filmen und Serien besetzt, geschieht nicht aus purer Menschenliebe, sondern aus Profitdenken der großen Konzerne. Sie erschließen sich so neue Zielgruppen. Das sorgt allerdings für mehr Diversität und gibt Kindern und Jugendlichen, die unter Diskriminierung leiden, ermutigende und starke Vorbilder.

Wen das sogar in einem Fantasy-Kinderfilm stört, der möchte vor allem, dass Schwarze Menschen nicht ermutigt werden und dort bleiben, wo sie in deren Weltsicht hingehören: unten. Wir sind eine diverse Gesellschaft, und das lässt sich auch nicht mehr zurückdrehen. Zum Glück. Gut, dass das endlich in unseren Büchern, Filmen und in der Werbung so abgebildet wird.

Antwort auf von H. Z. (nicht registriert)

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Hallo ich bin zwar nicht der Autor dieses Artikels aber ich bin mir ziemlich sicher ich weiß warum diese Wahl getroffen wurde.
Die folgende Info habe ich im Buch "Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten" von einer Schwarzen Autorin erfahren (ich selbst bin aber weiß).

Schwarze Menschen standen vor einiger Zeit vor dem Dilemma, dass es nur negative Begriffe ihrer Identität (sprich das N-Wort) und "neutrale" Begriffe gab (schwarz, dunkelhäutig oder das lachhafte stark pigmentiert). Das Problem mit den negativen Begriffen ist wohl offensichtlich. Die neutralen Begriffe jedoch hatten auch ein Problem: Man tanzt mit ihnen um das eigentliche Thema herum. Weiße Menschen die Schwarze Menschen "schwarz" (bemerke groß und kleinschreibung) oder "dunkelhäutig" nennen, können mit diesen Begriffen so tun als ob Schwarz sein lediglich etwas mit der Hautfarbe zu tun hätte. Fakt ist jedoch dass für Schwarze Menschen ihre Hautfarbe integrale Rolle in ihrer Identität spielt, da sie in unserer heutigen Gesellschaft strukturell benachteiligt werden (für alle die diesen Kommentar lesen und skeptisch gegenüber diesem Punkt sind empfehle ich das vorher genannte Buch).

Aus diesem Grund war es notwendig für Schwarze Menschen einen Begriff zu finden welcher nicht nur ihre Hautfarbe beschreibt sondern ihre Schwarze Identität. Sie entschieden sich für "Schwarz", großgeschrieben um genau diesen Unterschied zu zeigen.

Ich hoffe mein Kommentar beantwortet ihre Frage Herr Zinkant und wünsche noch einen schönen Tag :)

Danke, Herr Prüne, das wünsche ich Ihnen auch (leider mit Verspätung, da ich Ihre Erläuterung erst jetzt entdecke).
Da kann man nur hoffen, dass sich künftig möglichst viele, am besten alle Menschen dieser Schreibung bedienen werden, um unsere Welt so zu einem besseren und gerechteren Ort zu machen.
Und es ist ein Grund mehr, jungen Menschen beizubringen, dass es "der schwarze Schuh" heißt - und nicht etwa "der Schwarze Schuh ". Denn was früher nur ein harmloser Rechtschreibfehler gewesen wäre, hieße heute, dem Schuh (versehentlich) eine Identität zuzusprechen, die ihm nicht zusteht.

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Ich finde es super, wie man als Rassist beschimpft wird, wenn man sich gewünscht hat, dass die Figur wie in der Vorlage aussieht. Genauso gut wäre ich enttäuscht, wenn Hulk pink wäre. Ich begrüße es sogar, dass Disney vielfältiger wird und das haben die mit Encanto, Coco etc. bewiesen. Also wieso nicht die Real Life Action Filme entwickeln oder neue Märchen mit schwarzen Hauptcharakteren. Man traut sich echt gar nichts mehr zu sagen, weil es direkt heißt du Rassist. Unglaublich..

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Dass überhaupt darüber diskutiert wird, wie die Person aussieht, die diese Rolle übernimmt, ist einfach nur lächerlich und (mindestens zum Teil) rassistisch in meinen Augen! Vor allem, da es sich hierbei um ein Märchen handelt! Arielle könnte genausogut rosa sein; mit grünen Streifen und gelben Punkten auf der Haut. Who the f*** cares?! Mensch ist Mensch. [PUNKT!] Wer das anders sieht, ist sowieso verloren... ○○●○○

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Ich verstehe diese Kommentare hier nicht, wie kann man denn bei einer Phantasiefigur, wie einer Meerjungfrau mit Biologie argumentieren? Wenn man einen fiktiven Stoff interpretiert, dann ist man frei in der Interpretation und niemanden schadet es, wenn man da eine Schauspielerin mit schwarzer Hautfarbe einsetzt. Der Artikel hat es eigentlich auf den Punkt gebracht. Es ist schön, wenn Kinder, die von Diskriminierung betroffen sind, sich identifizieren können. Was ist euer Problem hier? Es gibt per Definition keinen schwarzen Rassismus. Es ist eine ungeheure Anmaßung, sich mit einer von ständiger, alltäglicher Diskriminierung betroffener Gruppe von Menschen gleichzusetzen. Ihr marschiert dann einfach mal mit den Rechten mit. Das ist armselig und zeugt von einer mangelnden Reflektions- und Empathiefähigkeit

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Ich habe den Trailer gesehen und mir ist zunächst gar nicht aufgefallen, dass die Hauptdarstellerin eine people of colour ist...

Ich werde den Film auf jeden Fall anschauen, sogar im Kino.

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Wir können es nur erahnen, interpretieren und fehlinterpretieren/hineininterpretieren, was uns der Dichter oder auch die Filmemacher eigentlich sagen wollten.
Letztendlich sind Märchenfilme nur Märchen und jeder wird für sich entscheiden müssen, ob es eine gelungene Verfilmung in Anlehnung an eine Buchvorlage sein wird, oder eben nicht. Diese Entscheidung aufgrund eines Internetartikels, Trailers oder Bildes zu fällen, sei jedem selbst überlassen, ist jedoch meiner Meinung nach etwas mittelalterlich dümmlich. Früher waren es die Rothaarigen unter den Braunhaarigen bzw. die Blondhaarigen unter den Schwarzhaarigen, die beäugt wurden, weil man es eben nicht kannte. Intoleranz ist jedoch nicht immer gleich Rassismus oder Hexenverfolgung, wenngleich häufig Komfortzone. Aber Arielle als Vorbild für kleine Mädchen irgendwie irre. Das diese tiefsinnige Aufgabe der Rebellion gegen Väter nicht von unserer blonden Barbie erledigt wird ist faszinierend. Alles eben nur Märchen?!
Ich hätte mir mehr Rot in den Haaren gewünscht und am Ende violette Blubberbläschen.

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Sehr geehrtes Team von Chrismon,
Ihren Artikel über die Empörung, dass Arielle die Meerjungfrau jetzt "schwarz" sei, hat bei vielen Menschen überhaupt keinen rassistischen Hintergrund, so wie Sie es in diesem Artikel darstellen.
Ich selbst, bin keinesfalls rassistisch-im Gegenteil, ich setze mich gegen Rassismus aktiv ein.
Trotzdem fand ich es im ersten Moment auch nicht passend, dass Arielle von Disney selbst, als komplett anders, als im eigenen Klassiker, dargestellt wird. Die Zeichentrickversion ist nunmal eine blasshäutige, rothaarige Arielle. Als hellhäutige Blondine wäre ich auch erst mal verwirrt gewesen. Das hat nicht ein Bisschen mit Rasissmus zu tun. Und "schwarze Helden" gibt es sehr wohl seit den letzen Jahren in vielen Filmen.
Bei Arielle war der Aufruhr nur deshalb, weil das Bild der Kindheit von Arielle komplett anders dargestellt wird. Bitte verwechseln Sie das nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Stephie Hamida

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Warum kann man Figuren einfach nicht so lassen wie sie beschrieben sind. Arielle war immer rothaarig, übrigens auch eine Minderheit. Sie durch eine andere auszutauschen ist rassistisch.

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zitat: "Andersen erwähnte übrigens nur, dass ihre Haut "so klar und fein wie ein Rosenblatt" war. Am ehesten wäre also eine knallrote Haut zu rechtfertigen. Sogar an den Haaren herbeigezogene genealogische Herleitungen sollen die weiße Hautfarbe begründen" zitat ende.

daß Andersen mit seinem klaren feinen rosenblatt wohl kaum eine rote rose gemeint haben kann, liegt ja wohl auf der hand.
wenn etwas in europa als "fein & klar" beschrieben wird, ist immer etwas klare, reines, durchsichtiges gemeint, so "klar" wie kloßbrühe, wasser, glas, porzellan, etwas wo man durch schauen kann oder fast durchschauen kann. durch etwas knallrotes, knallbraunes, knallschwarzes, knallgelbes, knallgrünes oder knallblaues, selbst durch knallweißes kann niemand durchschauen !!! dämliches argument - knallrote haut.

außerdem hat Andersen in einer weißen welt mit weißen bewohnern, eltern, großeltern, onkel, tanten, bekannten, nachbarn und kindern gelebt. wer weiß, ob Andersen überhaupt wußte, daß es schwarze menschen gab und diese je gesehen hat.
also ist doch voll kommen klar[wie kloßbrühe ;o)], daß er an eine weiße meerjungfrau gedacht hatte, als er diesee geschichte schrieb, genauso, wie ein schwarzer mensch an eine schwarze meerjungfrau gedacht hätte.
nun war aber nunmal ein "weißer" schneller und hat diese geschichte geschrieben.
"weiße" denken nunmal weiß und "schwarze" denken schwarz und nicht kunterbunt.

und diejenigen die anderen rassismus vorwerfen sind die größten rassisten, ganz nach dem motto "was ich selber denk & tu, trau ich jedem anderen zu".

komisch nur, daß nur schwarze sich diskriminisiert fühlen.
man hört nix dergleichen von den asiaten, wieso eigentlich ???