Zwölf Gebote fürs Klima
Die Klimakrise abwenden: Keinen Fortschritt ohne Ziele
Asuka Grün
Wie sich der Klimawandel aufhalten lässt
Zwölf Gebote fürs Klima
Wenn wir den Ausstoß der Treibhausgase stoppen, können wir die Erde vor dem Kollaps bewahren. Wir sollten endlich tun, was wir für richtig halten
30.08.2019
6Min

Vorgelesen: Standpunkt "Zwölf Gebote fürs Klima"

Wie gelingt ein gutes Leben für alle bei mehr Gerechtigkeit? Wie organisieren wir die weltweiten Wanderbewegungen ohne Bürgerkriege? Wie lösen wir die Überlebensfrage der Klimaerhitzung? Wie lernen wir, was nachhaltiges Wirtschaften ist? Wie wollen wir wohnen und wie uns in Zukunft fortbewegen? Die Digitalisierung sowie die Künstliche Intelligenz verändern nicht nur unsere Arbeits-, sondern unsere gesamte Lebenswelt. Wie bestimmen wir in Anbetracht dieser Entwicklung Wert und Würde des Menschen?

Wenn Ihnen eine dieser Fragen nicht mehr aus dem Kopf geht, ist dies ein Hinweis darauf, dass sie Ihnen ­eine Herzensangelegenheit ist. Manchmal ergeben sich durch unsere Fragen ­völlig neue Perspektiven: 1968 flogen die Weltraumfahrer los, um den Mond zu erkunden, aber sie entdeckten die Erde – unsere Erde als wunderbaren "blauen Planeten" in seiner ganzen Schönheit vor dem Hintergrund des grenzenlosen schwarzen Kosmos.

Platons ökologische Ethik

Die oben genannten Fragen sind Ur-Fragen der abendländischen Philo­sophie, die schon Platon, Aristoteles und Sokrates vor mehr als 2000 Jahren gestellt haben. Platon war überzeugt davon, das Beste sei weder Krieg noch Rebellion, sondern Friede und ein Geist der Gerechtigkeit. Der Philosoph Christoph Quarch nennt Platon in ­seinem erkenntnisreichen Buch ­"Platon und die Folgen" den "folgenreichsten Denker unserer Geschichte". Platon hat als erster Abendländer eine ökologische Ethik entwickelt, indem er die Frage stellte, wie ein gutes, wahres Leben gelingt. Der griechische Philosoph plädierte für ein Leben in Harmonie mit der Natur. Damit eine Rose prächtig blüht, braucht sie ge­nügend Nährstoffe, Sonne und Wasser. So ähnlich ist es bei den Menschen.

Imago

Dr. Franz Alt

Franz Alt war 20 Jahre leitender Redakteur und Moderator des ARD-Magazins "Report". Heute arbeitet er als freier Autor und Kolumnist. In der edition chrismon erschien kürzlich sein Buch "Die Alternative. Plädoyer für eine sonnige Zukunft" (https://bit.ly/2NE7GZi). Der Text ist ein Auszug daraus.

Allerdings: Zu Platons Zeiten lebten etwa 200 Millionen ­Menschen, heute sind wir 7,7 Milliarden und bald über zehn Milliarden. Die ­griechischen Philosophen lebten noch in einer "leeren Welt", wir leben heute in einer "vollen Welt", formulierte es Ernst ­Ulrich von Weizsäcker.

Aber wie organisieren wir uns? Nach meiner Erfahrung ist eine ökoso­ziale Marktwirtschaft das effektivste System, in dem Milliarden Menschen ihre Träume von einer besseren Welt verwirklichen können, in dem menschliche Kreativität freigesetzt, Ungerechtigkeit verringert und Freiheit gegen diejenigen verteidigt werden kann, welche sie einschränken wollen. Für diese globale ökosoziale Marktwirtschaft haben das Pariser Klimaabkommen sowie die Millen­niumsziele der UN bereits den Grundstein gelegt. Ich weiß natürlich, dass es einen großen Unterschied gibt zwischen positiv klingenden Zukunftspapieren mit schönen Zielformulierungen und der weit schwieriger zu erreichenden Umsetzung. Aber ohne Ziele gibt es keinen Fortschritt.

Von der Auf- zur Abstiegsgesellschaft

Zukunft ist möglich. Das bewiesen auch die Väter der sozialen Marktwirtschaft im Nachkriegsdeutschland. Zwischen 1950 und 1980 hat das Modell der sozialen Marktwirtschaft dazu geführt, dass Deutschland eine Aufstiegsgesellschaft wurde. Nicht alle, aber die meisten fuhren im Fahrstuhl nach oben. Heute, so diagnostiziert der Publizist Ilija Trojanow, sind wir eher eine "Rolltreppengesellschaft": Einige fahren nach oben auf der Rolltreppe, sehr viele aber nach unten. Auf- oder Abstieg – gesellschaftliche Zusammenbrüche waren in der Vergangenheit fast alle ökologisch bedingt. Klar ist: Eine neue Umwelt können wir nicht schaffen, aber wir können intelligenter mit ihr umgehen und sie schützen – auch aus Eigeninteresse.

Die US-Raumfahrtbehörde NASA hat im Februar 2019 auf drastische und anschauliche Weise den Klimawandel beschrieben: Danach waren die vergangenen fünf Jahre die heißesten seit 1880. Pro Dekade hat sich die globale Temperatur um 0,07 Grad Celsius erhöht. Seit 1981 beschleunigt sich diese Erhöhung um 0,17 Grad pro Dekade, sie hat sich also mehr als verdoppelt. Die Oberflächentemperatur der Erde lag 2018 um 0,79 Grad Celsius über dem Durchschnitt des gesamten 20. Jahrhunderts – die Geschwindigkeit des Temperaturanstiegs hat sich bereits nahezu verfünffacht gegenüber dem vergangenen Jahrhundert.

Der Sauerstoffgehalt der Meere sinkt

Heute sterben die Meere. Ihnen geht die Luft aus, weil in immer mehr ­Regionen der Sauerstoffgehalt in den Ozeanen auf ein Minimum gesunken ist. Die meisten Lebewesen im Ozean können dort nicht mehr überleben. Ursache ist die Überdüngung. Das ­alles hält der Planet auf Dauer nicht aus. In Frankfurt und München, in Hamburg und Berlin könnte es bis 2080 so heiß werden wie heute im südlichen Afrika oder gar in Zentral­afrika. Die Frage ist nicht mehr, ob dieses System zusammenbricht. Die einzig realistische Frage heißt: Wann bricht dieses System zusammen?

Mehr zu politischen oder kulturellen Debatten aus dem Bereich Glaube, Kirche und Gemeinde lesen Sie in unserer Rubrik "Standpunkt"

Doch es ist noch nicht zu spät, um den Klimawandel aufzuhalten. Dazu müssen wir politisch, wirtschaftlich und in unserem privaten Handeln konsequent umsteuern. Hier sind meine zwölf Gebote gegen den Klima­wandel:

1. Bis 2050 spätestens müssen die Treibhausgas-Emissionen auf null ­zurückgefahren werden.

2. Alles, was neu gebaut wird, muss emissionsfrei sein. Zum Beispiel durch mehr Holzbauten.

3. Ab sofort darf der Bau von Kraftwerken nur dann zugelassen werden, wenn diese erneuerbare Energien nutzen. Die heutigen Milliarden-­Subventionen für Treibhaus-Dreckschleudern müssen wir streichen.

4. Ab 2025 dürfen nur nochE-­Autos neu zugelassen werden oder Autos mit anderen CO2-freien Motoren.

5. Dass das geht, hat Kalifornien schon in den 1990ern bewiesen, indem es Quoten für E-Autos einführte. China, der größte Automarkt der Welt, führt solche Quoten ab 2019 ein. Jetzt müssen alle anderen folgen.

6. Neue Industrieanlagen sollten ab 2025 frei von CO2-Emissionen sein. Ein Zeitplan, ab wann nur noch emissionsfreie Technologien verkauft ­werden dürfen, wird global die notwendigen Innovationen antreiben.

7. Etwa 25 Prozent der jährlichen Treibhausgas-Emissionen sind auf die Produktion von Lebensmitteln zurückzuführen – besonders auf Fleischprodukte. Deshalb sollten alle die Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) beachten. Diese schlagen vor, den Fleischkonsum zunächst zu halbieren und dann zu dritteln. Dies hilft, Übergewicht und Bluthochdruck vorzubeugen, verlangsamt den Klimawandel und senkt die Stickstoffbe­lastung des Grundwassers.

8. Wir müssen den öffentlichen Verkehr stark ausbauen. Mehr Skype-Konferenzen statt persönlicher Treffen. Und wir dürfen weniger Fläche für Häuser, Straßen und Industrie zu­bauen. Wir müssen höher bauen und intelligenter verdichten. Ökologisch bauen heißt nicht neu bauen, sondern primär sanieren und renovieren.

9. Wir müssen weltweit aufforsten und die Wüsten begrünen, wie es die Kinder- und Jugendorganisation "Plant for Planet" seit vielen Jahren vorbildlich tut. Sie hat bereits 16 Milliar­den Bäume gepflanzt. Ihr Ziel sind 1000 Milliarden Bäume.

10. Wir dürfen nur noch Politiker wählen, die auch wirklich unsere Interessen vertreten und nicht die Interessen der alten fossil-atomaren Energiewirtschaft oder der fossilen Autowirtschaft. Demokratie statt Autokratie und: Sonne statt Atom und Kohle.

11. Entwicklung in armen Ländern ist die beste Vorsorge gegen ungebremstes Bevölkerungswachstum.

12. Wir alle können weniger kaufen und wegwerfen, mehr Fahrrad fahren und laufen, grüner feiern, zu Ökostrom wechseln, Geld grün und fair anlegen. Wir sollten endlich tun, was wir für richtig halten. Einfacher leben, damit andere einfach überleben. Mehr denken und Widerstand leisten gegen Dummheit und Kurzsichtigkeit. Wir können uns ­selber vom Überfluss befreien.

Ein Einzelner oder eine Einzelne kann nichts tun? Wenn jede und ­jeder vor seiner eigenen Haustür kehrt, wird die ganze Welt sauber. "Unsere Zukunft hängt davon ab, was wir ­heute tun", sagte Mahatma Gandhi. Wer hindert uns daran, wenn nicht wir selber? Eine bessere Welt beginnt beim einzelnen Menschen.

Nach wie vor machen wir alle diese Erfahrung: Nach jedem Winter ­hoffen wir auf den Frühling. Und inmitten jeder Nacht beginnt ein neuer Tag. Wir müssen allerdings vieles ­ändern, damit es auch nach 1000 Jahren noch nach jedem Winter wieder einen Frühling geben kann. Und nach jeder Nacht einen neuen, schönen Tag.

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Das vertrackte elfte Gebot: Die Erde verträgt keinen weiteren Bevölkerungszuwachs! Diese Erkenntnis führt rasch zu einer rigorosen, inhumanen Polemik gegen die Überbevölkerung. Bildung und ökonomische Entwicklung können der Naturzerstörung, dem Sexismus, den Epidemien und dem Fluchtverhalten entgegenwirken. Ein Dilemma bleibt: Man muss viel unterlassen, aber auch unendlich fleißig sein. Wir in den reichen, hoch industrialisierten Ländern müssen überzeugend vorleben, wie man Verzicht und große Anstrengungen miteinander verbindet, um ein gutes, ökologisch verträgliches Leben zu ermöglichen.

Antwort auf von Alfred Schubert (nicht registriert)

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Solange sie den radikalen Verzicht nur selbst praktizieren und nicht noch andere dazu zwingen wollen, viel Spass dabei. Nur noch eine Anmerkung: Selbst wenn wir hier (80 Mio Einwohner ca) als radikale Form des Verzichts zur Selbstentleibung schreiten (man sollte sich ja auch selbst im Sinne des Grossen und Ganzen nicht so wichtig nehmen) würde sich bei den derzeitigen globalen Bevölkerungswachstum nichts ändern.

Antwort auf von Gast2019 (nicht registriert)

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So weit so gut oder schlecht. Vom dem Kernsatz, "Machet euch die Erde untertan" hat man sich verabschiedet. Wie so Vieles im AT passt auch diese Aufforderung nicht mehr in die Zeit. Allerdings gibt es einen Teil der Schöpfungsgeschichte, den man nicht so leicht biegen und brechen kann. Wir sind geschaffen aus den Bausteinen von Gut und Böse. Eine menschliche Bipolarität. Wie das ganze Universum. Von Jesus und der Kirche wird an die göttliche Seite in uns appelliert und gleichzeitig soll von uns die unabänderlich teuflische Seite (Pädophile) bekämpft werden. An der Beeinflussung der Natur bis hin zu existentiellen Veränderungen (Radioaktivität, Kriege, Klima, Abholzung, Tierindustrie, aber auch Ernährung und Freizeit) sind beide Seiten des menschlichen Wesens beteiligt. In dem Unvermögen, das Klima zu retten, zeigt sich auch die Unzulänglichkeit des menschlichen Wesens. Das zu verändern ist auf Dauer nicht möglich. Gast2019 hat zudem mit seinem Text auch eine mögliche Ungerechtigkeit der Klimadiskussion angedeutet. Selbst wenn wir als Übermenschen alle unsere Fehler (volle Kleiderschränke, Urlaubsreisen, etc.) aberziehen (freiwillig?) lassen, wäre damit so gut wie nichts gewonnen. Von der Vorstellung, das Vorbild der Welt zu sein, sollten wir uns doch wohl endgültig verabschiedet haben. Und wenn es ein Untergang, ein Krieg oder auch nur die Korruption ist, in anderen Ländern gelten nicht unsere Werte. Wir sind nicht Wertescharfrichter. Selbst wenn wir unseren Wohlstand um 50 % reduzieren (hält das die Demokratie aus?), würde das Ziel für den größten Teil der Anderen immer noch unerreichbar sein. Dann müssen wir auch den bald 10 Mrd. (Prognose bis 2050) zugestehen, so zu leben wie wir. Das Gebot der christlichen Nächstenliebe impliziert, dass es auch unserem Nächsten genau so gut gehen soll wie mir/uns. Das Ziel der Klimaaktivisten ist letztlich „unchristlich“, weil alle weltweiten Einschränkungen die Armen und Anderen noch stärker treffen kann als uns, zumal wir auch immer noch klimatisch bevorzugt sein könnten. Nächstenliebe bedeutet absolute Chancengleichheit. Auf einem höheren Wohlstandsniveau als jetzt, und mit noch 2,2 Mrd. zusätzlich, bedeutet das neben der CO2- und Methanbelastung auch einen noch größeren Raubabbau der Ressourcen (Rodungen). Ist es möglich, diese Zusammenhänge überzeugend theologisch zu erklären? Steigende Temperaturen werden diesen Prozess nur noch beschleunigen. Fatalismus pur. 1945 sah es für uns auch so aus. Hilflose Beschwörungen bieten keine Lösungen. Zum Glück gibt es das Vaterunser.

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Sehr geehrte Damen und Herren
der Chrismon Redaktion,
als langjährige Leser von DIE ZEIT erhalten wir auch regelmäßig Ihr CHRISMON, in dem wir immer gern einige Artikel lesen. Im letzten Heft hat uns "Zwölf Gebote fürs Klima" bewegt, sowohl wegen der Breite, mit der Franz Alt das Thema behandelt, als auch wegen der Bedeutung für die Erhaltung des Lebens auf der Erde. Ich bin allerdings der Meinung, dass wir über die 12 Gebote hinausgehen müssen. Die darin formulierten Forderungen an jeden von uns bedürfen einer breiten, politischen Unterfütterung, die innovativ und provokativ sein kann oder muss, um Diskussionen und erweitertes Denken zu stimulieren. Als Ökologe ( allerdings Tiefsee) verfolge ich die Entwicklungen in unserer Umwelt seit vielen Jahren und bin immer wieder entsetzt und enttäuscht über die defizitären politischen Aktivitäten, die auch jetzt noch weitgehend in alten Bahnen verlaufen. Mit meiner Ergänzung zum Artikel von Herrn Alt möchte ich zum Nachdenken bezüglich finanzieller Umschichtungen in nationalen (+ europäischen) Haushalten anregen und biete Ihnen einen kurzen Artikel - im Anhang - zum Druck an. In Ihre Zeitschrift passt sicherlich auch ein "kurz gefasst" in Versen zu den Problemen des Lebens auf der Erde, das ich Ihnen auch zur Verwendung in CHRISMON - im Anhang - beifüge.
Es würde mich freuen, wenn ich über CHRISMON ein wenig zum Erhalt des Klimas und des Lebens auf unserer Erde beitragen könnte. Mit freundlichen Grüßen Hjalmar Thiel

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Hallo Chrismon!
"Und nach jeder Nacht einen neuen, schönen Tag." (Franz Alt)
Das könnte gerade noch so klappen, doch der Mensch wird auch das irgendwann einmal versieben. Das totale Chaos auf Erden, das kann nur der Mensch schaffen, und er wird das auch schaffen.
Der Mensch liebt einfach keine (totale) Veränderung, des Menschen´s Mantra sind seine Bequemlichkeit und seine Trägheit, beibehalten zu können, kostet dies auch was es kosten wird, und pfeif´auf die Natur, pfeif´auf die (Um)Welt, pfeif´auf den "Jüngsten Tag"!
Vielleicht leider, vielleicht leider auch nicht; vielleicht sogar Gott sei Dank!?!
Ihre Riggi Schwarz

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Es ist noch nicht lange her, dass Europa nahezu ohne Wald war. Flüge über Spanien, den Balkan und Italien lassen das ahnen. Übrig blieben Gebüschwälder. Erst nachdem die Kohle das Holz als Heizmaterial ersetzen konnte, wurde aufgeforstet. Das Klima, wenn es denn tatsächlich nur CO2, Methan und Lachgas als Ursache sein sollten, wird durch diese technischen Abfallprodukte der Zivilisationsfolgen schon seit mehreren Jahrhunderten verändert. Wenn auch unmerklich und vielfach überlagert durch natürliche Ursachen. Kleine Eiszeit von ca. 1550-1850 und die Folgen von Vulkaneruptionen. Unser Leben, wie wir es seit über 2000 Jahren (Erzgruben gibt es schon wesentlich länger) verstehen wollen, bedeutet Verbrauch und Vernichtung von Rohstoffen. Was so nachhaltig und massiv verändert wurde, lässt sich nicht mehr aufhalten. Wer es dennoch glaubt, heilt auch mit Homöopathie, glaubt an Engel und erhofft sich esoterische Weisheiten von indischen Gurus. Der Weg des Verbrauchs, der Globalisierung und mit ihr der Wertwandel und die Komplexität der politischen und ökonomischen Zusammenhänge ist zwingend. Da kann auch die Politik nichts dran ändern. Die Zivilisation frisst sich selbst auf. Schande über den, der das Unabänderliche erkennt. Aber auch über die, die den jugendlichen Idealisten einreden, dass an der Entwicklung nur die Regierungen schuld sind und es möglich ist, per Gesetz die ganze Welt zum Besseren zu missionieren. So wird nur Frust gesät aber kein "Mea Culpa" geerntet. Es ist schmerzlich zu erkennen, dass auch wir mit unserer Kultur und unserem Gesellschaftsverständnis endlich sind. Deswegen heulen, jammern, verzweifelt sein? Nein. Morgen noch einen Apfelbaum pflanzen ist die bessere Idee.