Unsere Autorin hat neuerdings das Fermentieren für sich entdeckt.
Susanne Breit-Keßler
Kimchi und französisches Parfüm
Viele Speisen, die man für teuer Geld kaufen kann, lassen sich besser selbst zubereiten. Susanne Breit-Keßler erklärt, wie es geht.
17.08.2022

Das Skifahren habe ich längst aufgegeben. Gut, das sind für diesen Sommer keine „breaking news“. Aber die Info hat eine Tiefendimension. Ich mag nämlich keine Hobbys, die verlangen, mich teuer zu kostümieren, mit Sack und Pack in der Gegend herumzuziehen, womöglich das Auto in Gang zu setzen, stundenlang unterwegs zu sein und am Ende Schlange zu stehen. Das ist lästig und beim Skifahren unvermeidbar. Also habe ich meine gesamte Ausrüstung vor Jahren weggegeben.

Beinahe wäre meine neueste Freizeitbeschäftigung genau daran gescheitert – dass viel Equipment benötigt wird. Aber das waren fake news. Es wird einem nur eingeredet, damit man für viel Geld Startersets besorgt, die man nicht braucht. Seit Neuestem widme ich mich nämlich der Fermentation. Fermentieren ist eine uralte und potzgesunde Methode zu konservieren. Bakterien, Pilze oder Enzyme sorgen in dem Prozess dafür, dass Gase, Alkohol und Säuren entstehen. Sie machen Lebensmittel monatelang haltbar.

Fermentiertes Essen. Das ist: Apfelessig, Bier, Joghurt und Kefir, manche Käsesorten, Salami, Sauerteig, Schwarzer Tee, Wein … Essiggurken natürlich auch. Ich bin dazu übergangen, insbesondere Gemüse einzulegen. Vor allem  deswegen, weil ich die asiatische Küche gerne mag – zum Beispiel das  feurig-würzige Kimchi aus Korea. Dort ist ein Tag, ach, was sage ich, Essen generell ohne Kimchi nahezu undenkbar. Es ist sogar von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe erklärt worden – so wie französische  Parfümkunst.

Kimchi wird meist aus Chinakohl, weißem Rettich, Frühlingszwiebeln, Ingwer und Knoblauch gemacht. Dazu kommen Chiliflocken, Fischsauce, Kokosblütenzucker und koreanische Chilipaste. Wenn Ihnen jetzt meine Skiausrüstung einfällt: Man kann auch Agavensirup und Sojasauce nehmen, normale Zwiebeln und frische Chilischoten verwenden. Wichtig ist nur, den Chinakohl kurz zu wässern, dann abgetropft ordentlich einsalzen.

Man sollte etwa 20 Gramm Salz auf ein Kilo Gemüse rechnen. Schön lang ziehen lassen, ausdrücken. Die restlichen Zutaten klein und fein schneiden, vermengen und pressen. So, dass sie eher einem Pesto gleichsehen. Ich packe den Chinakohl passend zurecht geschnitten in ein Einmachglas, dazwischen kommt meine Paste. Auf diese Weise kann man nahezu jedes Gemüse einlegen – mild oder scharf, nach Rezept oder völlig eigenen Ideen. Blumenkohl, Bohnen, Brokkoli, Paprika, Sellerie, jedes Wurzelgemüse …

Skiausrüstung? Gläser mit Bügelgriff hatte ich schon. Ich habe mir nur  für 24 Euro Glasgewichte gekauft, mit einem Durchmesser von gut sieben Zentimetern und einem praktischen Griff. Sie wiegen 200 Gramm und sind notfalls als Wurfgeschoss ereignet. Scherz! Kein Witz: Die Gläser nicht bis zum Rand füllen und das Gemüse mit den Gewichten so nach unten drücken, dass es in der Salzlake eingetaucht bleibt. Fermentieren ist sehr zeitgemäßes „Kochen ohne Feuer“. Bloß nach französischem Parfüm duftet es nicht so ganz …

 

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"Prost Mahlzeit!".  Für gute Laune beim Kochen, mit vielen Rezepten, Kolumnen und Illustrationen. edition chrismon, 144 Seiten

 

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Kolumne

Susanne Breit-Keßler

Essen und Trinken hält Leib und ­Seele zusammen. Und darüber Neues zu lesen, macht den Geist fit. Viele Folgen lang hat Susanne Breit-Keßler Ihnen Woche für Woche ihre Gedanken dazu aufgeschrieben und guten Appetit gewünscht. Im Sommer 2024 endete die Kolumne. Die Texte sind weiter im Archiv abrufbar.