Gen-Z-Proteste
Steht für eure Rechte ein!
Weltweit protestiert die Generation Z für eine selbstbestimmte Zukunft. Die Debatte um die Rente und um die Wehrpflicht könnte die Gen Z auch in Deutschland auf die Straße treiben
Demonstration in Nepal mit dem One Piece Symbol
Die Demonstrationen im September in Kathmandu führten zum Sturz der nepalesischen Regierung
Abhishek Maharjan/Sipa/picture alliance
Tim Wegner
27.10.2025
3Min

In zahlreichen Ländern wie Marokko, Peru, Madagaskar, Indonesien oder Serbien gehen Menschen auf die Straße, um für eine andere Zukunft zu demonstrieren. Sie selbst labeln sich als Gen-Z-Protestgruppen. Junge Menschen, die ungefähr zwischen 1995 und 2010 geboren wurden, protestieren gegen Korruption, Autokratie, soziale Ungerechtigkeit und für mehr Selbstbestimmung. Ihr Symbol: eine Piratenflagge mit Totenkopf und Strohhut. Es stammt aus der Anime-Serie "One Piece", in der Piraten mit Strohhüten gegen Ungerechtigkeiten und Tyrannen kämpfen. Die Flagge steht für Freiheit, Gerechtigkeit, Selbstbestimmung und Rebellion.

Kürzlich war die Flagge auch bei einer Gaza-Demonstration in Berlin zu sehen. Denn auch hierzulande wächst die Unzufriedenheit der unter 30-Jährigen mit der Politik. In den vergangenen Monaten richteten sich die Proteste junger Menschen in Deutschland vorwiegend gegen die Haltung der Bundesregierung im Gaza-Krieg. Doch auch bei der Debatte über die Wehrpflicht und die Rente entscheiden meist 50- bis 59-jährige Politiker*innen über die Köpfe junger Menschen hinweg. Dabei geht es um deren Zukunft.

Aktuell debattieren Politiker*innen, das Renteneintrittsalter schrittweise anzuheben. Auch eine Wiedereinführung der Wehrpflicht wäre ein riesiger Einschnitt in das Leben junger Menschen. Eine Greenpeace-Umfrage ergab: 74 Prozent der 16- bis 25-Jährigen in Deutschland wünschen sich, in die politische Diskussion um die Wehrpflicht aktiv einbezogen zu werden. Ein guter Grund, dies aktiv einzufordern!

In Nepal und Madagaskar macht die Gen Z einen größeren Unterschied als hier – dort liegt ihr Bevölkerungsanteil bei jeweils 28 Prozent, jeweils mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist unter 30. In Deutschland macht die Gen Z nur knapp 15 Prozent der Bevölkerung aus. Aber auch 15 Prozent können viel bewirken – wenn sie sich zusammentun und sich als Gruppe verstehen. Das tun sie bereits: Seit einigen Wochen treffen sich immer wieder junge Menschen in verschiedenen Städten Deutschlands, um zusammen Pudding mit Gabeln zu essen. Ein harmloser Trend, bei dem es darum geht, ins Gespräch zu kommen, sich zu vernetzen. Der Trend zeigt, dass auch die deutsche Generation Z in der Lage ist, sich zu organisieren – und das sollte nicht unterschätzt werden!

Pudding mit Gabel auf der Hofgartenwiese in Bonn

Die sozialen Medien spielen bei den weltweiten Protesten der Gen Z eine große Rolle. Die Protestierenden organisieren sich über die Gaming-Plattform Discord, verbreiten ihre Botschaften über Plattformen wie Tiktok und Instagram und befeuern sich gegenseitig. Da soziale Medien keine Ländergrenzen kennen, erreichen die Botschaften – und auch die Emotionen – die deutsche Generation Z.

Natürlich haben die Protestierenden etwa in Nepal und Madagaskar ganz andere Gründe, auf die Straße zu gehen: Armut, Korruption, Staatsversagen. Und auch ein anderes Risiko: In Nepal sind bei den Protesten über 70 Menschen ums Leben gekommen und Tausende wurden verletzt. Dort und in Madagaskar und Peru führten die Proteste zum Regierungssturz. Davon sind wir in Deutschland weit entfernt. Aber gerade, weil das Risiko hier deutlich geringer ist und wir die Freiheit haben, zu demonstrieren oder anderweitig unsere Meinung zu äußern, sollte die Generation Z davon Gebrauch machen.

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