Soll ich wirklich vom Sofa runter?
Ja. Autoritäre Verhältnisse können auch Leuten gefährlich werden, die sich immer abseits gehalten haben. Also heraustreten aus der Gleichgültigkeit! Anfang des Jahres sind Millionen Menschen auf die Straße gegangen, empört über die "Remigration"-Fantasien von Rechtsextremen. Im Laufe des Jahres ebbten die Teilnahmezahlen ab – man hat ja noch anderes zu tun im Leben –, aber nun ist Engagement für unsere Demokratie nötig.
Allein auf die Demo, sieht das nicht komisch aus?
Nein, das findet niemand merkwürdig, es sind viele Menschen allein da. Außerdem steht man keineswegs so ratlos herum wie auf einer Party, auf der man niemanden kennt – man hört Reden zu, kann klatschen, meist gibt es einen Umzug, man ist also "beschäftigt". Lustiger ist es natürlich, mit Menschen, die man kennt, auf eine Demo zu gehen – da könnte man zum Beispiel Freunde fragen, eine Arbeitskollegin, den Nachbarn.
Muss ich die ganze Zeit mitlaufen?
Nein, Abkürzen ist erlaubt. Man kann sich zwischendurch auch ins Café setzen und zur Abschlusskundgebung wieder dazukommen. Oder nur bei der Auftaktkundgebung dabei sein. Meist werden die Demo-Teilnehmenden auch schon am Anfang gezählt.
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Mit Rolli oder Kinderwagen auf die Demo?
"Ja klar", sagt Katharina Schwabedissen, 52. Sie war früher selbst mit Kinderwagen auf Demos unterwegs. Schwabedissen ist Sprecherin von "Widersetzen", hat also die große Demo im Sommer gegen den AfD-Parteitag in Essen mitorganisiert. "Wenn wir wirklich eine breite Front gegen den Faschismus aufbauen wollen, müssen unsere Aktionsformen so achtsam sein, dass auch Menschen mitmachen können, die Barrierearmut brauchen." Da tue sich endlich was. Jede und jeder soll gegen den Hass und die Hetze von Rechtsextremen eintreten können, findet auch das neue überparteiliche Aktionsbündnis "Wir sind die Brandmauer Dresden" und richtete deshalb auf der jüngsten Demo auch einen Familienbereich ein, wo Kinder rumtoben oder mit Kreide malen konnten, an anderer Stelle gab es Sitzgelegenheiten und eine Gebärdendolmetscherin machte die Reden sichtbar.
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