Ehrenamt
"Oh Gott, ist das kompliziert"
Dagmar Hirche und ihr Verein Wege aus der Einsamkeit wollen Brücken ins digitale Leben bauen.
Dagmar Hirche, 67, und weitere Personen und ihr Verein 'Wege aus der Einsamkeit'
Dagmar Hirche (Mitte) und zwei Teilnehmerinnen der Gesprächsrunden übers Digitale
Henning Kretschmer
Kathrin Harms
01.03.2025
2Min

Frau Hirche, was machen Sie?

Dagmar Hirche: Mit unserem Verein Wege aus der Einsamkeit möchten wir älteren Menschen dabei helfen, erste Schritte in die digitale Welt zu gehen: Computer, Internet, Smartphone.

Wie kann man sich das vorstellen?

Wir bieten informelle, ganz zwanglose Gesprächsrunden zu verschiedensten Themen an. Zum Beispiel dazu, wie Whatsapp funktioniert. Das habe ich bestimmt schon 1000 Mal erklärt in meinem Leben. Vielleicht auch 2000 Mal, das kommt immer wieder. In Berlin und Hamburg kann man persönlich zu unseren Veranstaltungen kommen. Daneben gibt es auch Videokonferenzen – für diejenigen, die schon wissen, wie man daran teilnimmt.

Warum tun Sie das?

Ohne digitale Grundkenntnisse wird es immer schwieriger, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, Kontakt zu anderen zu halten, Bankgeschäfte zu erledigen, Arzttermine zu vereinbaren. Wer sich damit noch nicht auskennt, ist oft überfordert. Und auch ich, die ich mich sehr für die Digitalisierung begeistere, sage mir manchmal, wenn wieder etwas Neues kommt: Oh Gott, ist das kompliziert – wer hat sich denn das wieder ausgedacht?

Lesen Sie hier, wie Sie erreichen, dass Ärzte zuhören.

Wann haben Sie mit Ihrer Weiterbildungsinitiative begonnen?

Unserer ersten Digitalisierungs-Gesprächsrunden haben vor zehn Jahren stattgefunden.

Wie vielen Menschen konnten Sie damit schon helfen?

Ich führe Teilnehmerlisten. Deshalb weiß ich, dass über die Jahre schon rund 32.000 Menschen an unseren Veranstaltungen teilgenommen haben. Besonders groß war der Ansturm in der Corona-Zeit.

Wie viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter haben Sie?

Wir sind zu fünfzehnt. Alle arbeiten ehrenamtlich, wie ich als Vereinsvorsitzende auch.

Was bereitet Ihnen Schwierigkeiten?

Die größte Schwierigkeit besteht darin, den Leuten die erste Scheu vor der digitalen Welt zu nehmen.

Welche Lösung haben Sie dafür?

Wir ersparen den Menschen die Anglizismen, die in diesem Bereich verbreitet sind. Statt "Provider" zum Beispiel sagen wir "Telekommunikationsanbieter". Und wir vermeiden alles, was wie Unterricht wirkt. Denn auch das ist für viele abschreckend. Bei uns gibt es deshalb keine "Schulungen" oder "Kurse", sondern "Gesprächsrunden". Wir wollen eine Plauderatmosphäre, in der sich alle trauen, alles zu fragen.

Infobox

Dagmar Hirche, 68, ist Vorsitzende des Vereins "Wege aus der Einsamkeit"

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