Dirk A. aus Frankfurt fragt: Mein Patenkind möchte ein weiteres Piercing, diesmal an der Nase. Die Eltern sind dagegen, ich bin auch nicht begeistert darüber. Das Patenkind sagt nun: "In einem Jahr bin ich 18, dann kann ich eh machen, was ich will!" Stimmt. Aber mich bedrückt diese Haltung. Wie kann ich sie entkräften?
Stefanie Schardien antwortet:
So hart es für Erwachsene ist: Sogar offizielle Erziehungsratgeber empfehlen heutzutage, Jugendliche selbst über ihr Aussehen entscheiden zu lassen. Für das Selbstwertgefühl oder auch im sozialen Miteinander spielen solche Merkmale eine wichtige Rolle. Was übrigens auch Erwachsene kennen: Dann geht es eben um den fair gehandelten Rucksack oder Botox. Wichtig ist, dass Ihr Patenkind aufgeklärt ist über die Folgen – kleine Narben – und über mögliche Konsequenzen, etwa die Wirkung im Bewerbungsgespräch.
Lesetipp: Wie ehrlich soll man im Bewerbungsgespräch sein?
All das wurde vermutlich schon beim ersten Piercing geklärt. Vielleicht wurmt Sie aber vielmehr das energische Sichabgrenzen? Emotional dürfte das die kompliziertere Baustelle sein. Und sie wird größer, je mehr Sie Ihr Patenkind von Ihrer Meinung überzeugen und seine "entkräften" wollen. Das heißt nicht, dass Sie mit Ihrer Meinung hinter dem Berg halten müssen. Ihr Patenkind soll schon spüren, dass es Ihnen wichtig ist.
Doch dann wägen Sie ab: Ist ein Piercing einen Konflikt und noch mehr Distanz wert? Könnte umgekehrt eine nun entspanntere Haltung dazu führen, dass Ihr Patenkind Ihnen verbunden bleibt? Sollten einmal wirklich schwere Lebenskrisen auftauchen, dann kommen Sie vielleicht als Ratgeber in Betracht, der schon damals beim Piercing der engagierte, aber eben coole Pate war.