Ping! Auf meinem Bildschirm ploppt das Livestream-Fenster auf. Zuerst unscharf und verwackelt, dann ganz klar und deutlich sehe ich eine Kirche, einen Altar. Weiße Lilien links und rechts. Sie umrahmen eine kleine, unscheinbare Urne – ein Holzkästchen, vielleicht zehn mal zwanzig Zentimeter groß. Plötzlich knacken meine Laptop-Lautsprecher, dann höre ich Rascheln und gedämpfte Schritte. Die Holzbänke füllen sich langsam. Ich bin auf einer Beerdigung, einer richtigen Beerdigung – und das zu Hause an meinem Schreibtisch.
Als Austauschschülerin habe ich ein Jahr lang bei einer Familie in Polokwane, einer Stadt im Norden Südafrikas, gelebt. Seitdem war ich nur zweimal wieder dort, aber über Whatsapp halte ich Kontakt zu meinen Gasteltern und meiner Gastschwester, gratuliere zum Geburtstag, schicke Grüße zu den meisten Feiertagen und tausche auch mal zwischendurch Nachrichten aus. So wurde ich auch vor zwei Tagen zum Livestream der Beerdigung von Oumie, meiner Gastgroßmutter, eingeladen.
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