Franziska H. aus Heidenheim fragt:
Meine Mutter hat zurückgezogen gelebt, und so wollte sie auch bestattet werden: anonym auf dem Friedhof. Ich bin danach noch mit 15 Leuten zum Italiener gegangen, wo meine Mama gern war. Das wollte sie auch nicht, bloß kein Aufheben, aber das machten wir für uns. Hätte ich mich über den Wunsch nach einer anonymen Bestattung hinwegsetzen können?
Stefanie Schardien antwortet:
Beerdigungen tun zweierlei: Sie würdigen das Leben der Verstorbenen und helfen den Angehörigen, Abschied zu nehmen. Wünsche dazu können auseinandergehen. Sie haben mit der anonymen Bestattung und einer anschließenden Feier einen Mittelweg gewählt. Trotzdem grübeln Sie, ob es anders besser gewesen wäre. Sofern Ihre Mutter nicht im Vorfeld die Trauerfeier verfügt – und bezahlt – hatte, wäre faktisch durchaus eine andere Form denkbar gewesen.
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Aber Ihr Grübeln klingt eher nach einem emotionalen Zwiespalt. Möglicherweise im Blick auf Ihre Mutter: Dass gerade Frauen ihrer Generation "kein Aufheben" um ihre Person möchten, entspricht nicht immer dem, was sie sich tief im Herzen gewünscht hätten. Als Tochter hätten Sie ihr womöglich einen selbstbewussteren Abschied gegönnt und gern bereitet?
Oder geht es mehr um Ihr eigenes Trauern? Vielleicht hätte Ihnen ein "richtiges Grab" gutgetan? Manches lässt sich nicht mehr ändern, anderes schon. Ihr weiterer Abschiedsweg zum Beispiel: Holen Sie für sich die Trauer weiter aus der "Anonymität" heraus. Nutzen Sie etwa Andachten für Trauernde. Oder suchen Sie sich auf dem Friedhof einen Ort, an dem Sie Blumen hinlegen oder Kerzen entzünden und damit einen lieben Gruß in den Himmel schicken können.