Bestattungsform Re-Erdigung
Zu Erde in 40 Tagen
Viele Menschen wollen nach ihrem Tod nicht herkömmlich beerdigt werden. Sie wünschen sich eine andere Bestattungsform. In Schleswig-Holstein bietet ein Start-up Reerdigungen an. Der Leichnam wird dabei kompostiert
Eine große Wanne, Kokon genannt, gefüllt mit Heu, Stroh und Blumen. Der Körper wird unbekleidet in ein Tuch aus Naturfasern gewickelt
In der Heuwanne, der sogenannte Kokon, werden Verstorbene zu Erde kompostiert
Yewgeni Roppel
Ivo Corrà
Privat
Aktualisiert am 28.06.2024
10Min

In einer Backsteinkapelle des Kieler Friedhofs wühlt Pablo Metz mit der Hand in einer großen Badewanne aus schwarzem Kunststoff, als würde er die Temperatur des Badewassers kontrollieren. Die Wanne ist randvoll mit Heu und getrockneten Blumen, das Substrat duftet nach Kamillenblüten. ­Außen ist sie mit hellen Holzstreben verkleidet, hochwertig verarbeitet und ein echter Handschmeichler. So eine Wanne könnte auch im Wellnessbereich eines Luxushotels stehen. Metz, Mitte dreißig, schwarzer Anzug, ­weiße Sneaker, hat die Haare in einem Dutt gebündelt und lächelt entspannt. Er spricht mit präzise gesetzten Pausen, wie ein Yogalehrer. "Der Tod kann auch schön sein." Effektpause. "Warum darf er das nicht?", fragt er rhetorisch, öffnet und faltet die Hände wieder. Hinter ihm ein Werbeposter, auf dem Gräser bei Abendlicht im Wind wehen.

Großmutter haderte mit herkömmlichen Bestattungsformen

Seine Designerwanne ist nicht für Heu­bäder gedacht. Sie ist ein sogenannter Kokon für Reerdigungen. Darin werden Verstorbene innerhalb von 40 Tagen zu Erde kompostiert.

"Der Tod ist nur eine Etappe für die ­äußere Hülle unseres Lebens. Bei einer Reerdigung bleibt der Körper in Form von fruchtbarer Erde im Kreislauf der Natur", sagt Metz. ­Entstanden sei die Idee vor sechs Jahren, durch Gespräche mit seiner damals ­93-jährigen Großmutter. Diese haderte mit den möglichen Bestattungsformen. "Für sie fühlte sich weder eine Feuer- noch eine Erdbestattung richtig an. Aber es gab nur diese zwei Alternativen", erzählt Metz. ­"Meine Großmutter sagte: ‚Ich hätte gern ­eine ­schönere Art zu bleiben.‘" Da sei ihnen gemeinsam "Erde zu Erde" eingefallen.

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