In einer Backsteinkapelle des Kieler Friedhofs wühlt Pablo Metz mit der Hand in einer großen Badewanne aus schwarzem Kunststoff, als würde er die Temperatur des Badewassers kontrollieren. Die Wanne ist randvoll mit Heu und getrockneten Blumen, das Substrat duftet nach Kamillenblüten. Außen ist sie mit hellen Holzstreben verkleidet, hochwertig verarbeitet und ein echter Handschmeichler. So eine Wanne könnte auch im Wellnessbereich eines Luxushotels stehen. Metz, Mitte dreißig, schwarzer Anzug, weiße Sneaker, hat die Haare in einem Dutt gebündelt und lächelt entspannt. Er spricht mit präzise gesetzten Pausen, wie ein Yogalehrer. "Der Tod kann auch schön sein." Effektpause. "Warum darf er das nicht?", fragt er rhetorisch, öffnet und faltet die Hände wieder. Hinter ihm ein Werbeposter, auf dem Gräser bei Abendlicht im Wind wehen.
Großmutter haderte mit herkömmlichen Bestattungsformen
Seine Designerwanne ist nicht für Heubäder gedacht. Sie ist ein sogenannter Kokon für Reerdigungen. Darin werden Verstorbene innerhalb von 40 Tagen zu Erde kompostiert.
"Der Tod ist nur eine Etappe für die äußere Hülle unseres Lebens. Bei einer Reerdigung bleibt der Körper in Form von fruchtbarer Erde im Kreislauf der Natur", sagt Metz. Entstanden sei die Idee vor sechs Jahren, durch Gespräche mit seiner damals 93-jährigen Großmutter. Diese haderte mit den möglichen Bestattungsformen. "Für sie fühlte sich weder eine Feuer- noch eine Erdbestattung richtig an. Aber es gab nur diese zwei Alternativen", erzählt Metz. "Meine Großmutter sagte: ‚Ich hätte gern eine schönere Art zu bleiben.‘" Da sei ihnen gemeinsam "Erde zu Erde" eingefallen.
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