Wo die Kirche sparen muss, wenn die Steuereinnahmen sinken
Warum braucht die Kirche Geld?
Bis 2060 sollen sich die Steuereinnahmen der Kirchen halbieren. Das ruft schwere Entscheidungen auf den Plan: Sie werden Gebäude verkaufen, Pfarrstellen abbauen und Arbeiten zentralisieren müssen. Gefährlich wird es, wenn sie den Eindruck vermitteln, sich selbst bereichern zu wollen
Eine Kirche gebaut aus Geldmünzen vor blauem Hintergrund
Statt am Bestehenden zu sparen, sind neue Ideen gefragt
Lisa Rienermann
07.11.2023
3Min
Der Blumenstrauß für den Altar, das Gehalt für die Pfarrerin, die neue Heizung fürs Gemeindehaus. Papier für den Drucker, eine Pizza für die neuen Konfirmandinnen und Konfirmanden – alles kostet Geld. Kann sich die Kirche das leisten? Im Moment schon. Aber bis 2060 werden sich die Kirchensteuereinnahmen halbieren, heißt es. Die Kirche muss also sparen: in der Verwaltung und am Personal. Gebäude müssen aufgegeben werden.



Jesus zog als mittelloser Wanderprediger umher. Er hat den Jüngern keine Pizza spendiert, klar, aber zur Not konnte er schon mal 5000 Fische organisieren. Der Evangelist Lukas schreibt von den ersten Christen, dass sie ihren
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Liebe Frau Kirchner,
als Zeit-Leser bekomme ich auch monatlich die chrismon mitgeliefert. Natürlich durchblättere ich dann auch immer das Magazin, das ich grundsätzlich sehr sympathisch finde. Als Kirchensteuer-zahlender Evangele betrifft mich ihr Artikel ja auch direkt, es ärgert mich aber schon etwas, dass Sie hier so tun, als ob irgendwie die Kirchenaustritte oder die Gesellschaft an sich nun wieder schuld daran wären, dass es „auf Kosten der Bedürftigen“ gehe oder gar in Zukunft die Blumen für den Altar oder eine Familienpizza nicht mehr bezahlt werden könne.
Die Kirchen erhalten in Deutschland seit Jahrzehnten (eigentlich seit Jahrhunderten) Milliardenbeträge aus der Kirchensteuer und (anders als viele freie Sozialhilfeinstitutionen, NGOs oder Vereine) auch noch Milliardenbeträge direkt vom Staat und allen Steuerzahlern. Viel zu viel von diesem Reichtum fließt aber gerade nicht direkt zu den Bedürftigen, sondern geht in Verwaltung und Gehälter der Institutionen. Anbei mal ein Link, der das ganz neutral mal auf den Punkt bringt.
Ich habe hier nur mal ganz schnell gegoogelt, würde man sich länger damit beschäftigen, wären die Erkenntnisse hier wahrscheinlich noch erhellender. Besonders interessant fand ich den 2. Link (der evangelischen Landeskirche Württemberg): Dort sieht man ja schwarz auf weiß, was an Geld für die eigenen Posten ausgegeben wird. Das Pfarrer*innen ganz gut verdienen sollten, finde ich in Ordnung, da hier ja viele quasi full-time sich der Gemeinde widmen, aber warum bitte gibt es Kirchenbeamtinnen und Beamte? Und warum verdienen die 6000, 7000 oder 8000 Euro pro Monat?
In den Kirchen hat sich über Jahrhunderte ein Apparat aufgebaut, dessen Grundlagen in sehr unrühmlichen Zeiten (Stichwort Dreieinigkeit Kaiser/Militär/Kirche) gelegt wurden und die (auch wegen mangelnder demokratischer Kontrolle und auch noch eigenem Kirchenrecht (auch ein zutiefst undemokratisches Privileg) nie wirklich grundlegend reformiert und hinterfragt wurden. So gibt es eben diese vielen Posten und exorbitante Gehälter.
Arbeiter mussten sich zusammen mit Gewerkschaften über Jahrzehnte alles erkämpfen, Kirchen aber nie. Da wurde zusammen mit der Politik schon immer alles geregelt. Und nun beschweren Sie sich, dass bald keine Familienpizzen für Helferinnen mehr bezahlt werden können. Wirklich?
Fragen Sie doch mal die oft auch noch ehrenamtlichen Helfer*innen, ob die wissen, wieviel die hohen Posten in ihrer Kirche „verdienen“, wieviel Geld in die Verwaltung, Hotelaufenthalte, Konferenzen etc. geht, wahrscheinlich fragt da nie einer wirklich nach, weil gerade die Helfer*innen an der Basis viel zu nette und gute Menschen sind.
Daher: schreiben Sie doch mal an alle in der evangelischen Kirche, die z. B. mehr als 5000 Euro pro Monat verdienen, ob sie nicht mal Pizzen, Blumen und Kerzen bezahlen können. Wieso braucht man in der Kirche 7000 Euro im Monat, um christlich arbeiten zu können? Vorschlag: die evangelische Kirche verkündet, dass ab 2025 alle Mitarbeitenden für den in Deutschland gültigen Mindestlohn arbeiten werden (wie so viele hart arbeitende Menschen in diesem Land) und das damit eingesparte Geld (das wären Milliarden) würde direkt in soziale Projekte fließen und an Bedürftige verteilt. Das wäre wahrhaft christlich und würde für echte Solidariät stehen, wahrscheinlich würde sowas sogar den ein oder anderen Kirchenaustritt verhindern. Ist natürlich ne Illusion, wird nie passieren. Aber jammern Sie bitte nicht, es wäre nicht genügend Geld da, es ist genügend Geld da, nur leider inner-kirchlich völlig ungerecht verteilt. Und das seit langer langer Zeit.

Mit freundlichen Grüßen,
Rainer Duddeck

Antwort auf von Rainer Duddeck (nicht registriert)

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Lieber Herr Duddeck,

vielen Dank für Ihre Rückmeldung auf den Artikel „Warum braucht die Kirche Geld“ und Ihre Anregungen zum Thema.
Sie haben durchaus Recht: Wenn die Kirche nach dem Umgang mit den zukünftigen finanziellen Mitteln fragt, dann muss die Frage nach der Verbeamtung der Pfarrpersonen mitgestellt werden. Die steigenden Kirchenaustritte und die damit prognostizierten sinkenden Kircheneinnahmen sind der Anlass, um intensiv über die Verteilung der finanziellen Mittel nachzudenken. Die evangelische Kirche muss wagen, lange eingeübte Strukturen zu hinterfragen. Darunter fällt die Verbeamtung der Pfarrpersonen. In der evangelischen Kirche wird seit längerer Zeit zu diesem Thema diskutiert. Dabei werden Argumente für und wider einer Abschaffung der Verbeamtung benannt. Auch die Frage nach der Attraktivität des Pfarrberufs spielt mit in diese Debatte hinein. Denn neben den sinkenden Finanzen gibt es auch eine sinkende Zahl an Menschen, die in das Pfarramt gehen möchten.
Die Kirche muss sich langfristig fragen: Wie können wir die Verteilung der Gelder glaubwürdig legitimieren? Und dabei müssen alle Optionen durchdacht werden. Ich finde, dass die Kirche auch darauf wertlegen muss, dass die Menschen, die in der Kirche arbeiten, für ihre Arbeit ausreichend entlohnt werden. Aber sicherlich bedarf es in Zukunft mutiger Änderungsvorschläge. Und da bin ich ganz ihrer Meinung: Gerade die Ehrenamtlichen, die unsere Kirche ausschlaggeben mittragen, sollten nicht die ersten sein, bei denen gespart wird, sonst verliert die Kirche an Glaubwürdigkeit.
Ihnen vielen Dank für die ausführliche und kritische Rückmeldung zu meinem Artikel.

Herzliche Grüße,
Britta Kirchner

Antwort auf von Rainer Duddeck (nicht registriert)

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Naja, die Antwort ist sehr einfach: Die "Geistlichen" müssen immer gut geschmiert werden, damit im zeitgeistlich-reformistischen Kreislauf auch die Institution "demokratischer" Staat nicht von wirklich-wahrhaftiger Vernunft gestört wird, bzw. niemand (also die Masse!) auf die Idee kommt, dass ein Zusammenleben OHNE wettbewerbsbedingte Symptomatik (also auch ohne Steuern zahlen!) absolut machbar ist.

Antwort auf von Horst O. (nicht registriert)

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läuft der Laden am besten und es herrscht bei beiden Großkirchen die Einigkeit:

Es lebe die Schein-Heilig-keit!

Und der Schein der bleibet auf der Erden, der "Liebe Gott" bekommt davon nix ab, das wäre ja noch schöner!!

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Sehr geehrte Frau Kirchner,

haben Sie Dank für den Artikel „Warum braucht die Kirche Geld“. Vieles ist dort gut zusammengestellt. Erwähnt wird auch der Bedarf Pfarrgehälter zu finanzieren. Die Tatsache, dass PfarrerInnen wie Staatsbeamte finanziert werden und daher z.B. in der Ev. Kirche im Rheinland ca. 140.000 Euro pro Jahr für eine Stelle anfallen, um neben Gehalt, Pension und Beihilfe von Anfang an zu finanzieren, wird leider nicht als Reformbedarf erwähnt. Schritte PfarrerInnen (die in Zukunft beschäftigt werden) wie normale Angestellte in den Gemeinden (mit gleichem Gehalt wie beamtete PfarrerInnen) zu bezahlen und damit nicht wie Staatsbeamte zu behandeln, werden bisher nicht auf EKD-Ebene erwogen.

Langfristig kann sich dies als Glaubwürdigkeitsproblem erweisen, wenn es sich in den Gemeinden, die immer mehr schrumpfen bzw. für eine Pfarrstelle fusionieren, unter den Angestellten und weiteren Gemeindemitgliedern herumspricht, was das Pfarramt kostet und warum die Zahl an Gemeindegliedern für Bereitstellung einer Pfarrstelle sich immer weiter erhöht. Schon vor vielen Jahren wurde in einer synodalen Vorlage zum Thema in meiner Kirche ausgewiesen, dass für 1000 beamtete PfarrerInnen 1.250 Angestellte PfarrerInnen bei gleichem Gehalt beschäftigt werden können.

Solange man also diese Frage nicht thematisiert und gleichzeitig kirchliche Dienste darum herum von Diakonie, Seelsorge etc. kleinkürzt, kann die Frage „Warum braucht die Kirche Geld?“ auch zu Antworten führen, die Kirche nach außen nicht unbedingt positiv erscheinen lassen und Argumente für die These geben: „Das Schrumpfen der finanziellen Mittel geht auf Kosten der Bedürftigen zum Erhalt kostspieliger eigener Sonderprivilegien im beamteten Pfarrberuf.“

Mit freundlichen Grüßen

Jochen Motte

Sehr geehrter Herr Motte,

Vielen Dank für Ihre Rückmeldung auf meinen Artikel „Warum braucht die Kirche Geld“. Ich stimme Ihrem Hinweis dabei absolut zu: Das Thema der Verbeamtung von Pfarrpersonen habe ich in meinem Artikel wenig berücksichtigt. Dabei muss die evangelische Kirche bei der zukünftigen Planung auch diesen Aspekt mit bedenken. Eine Debatte zu dem Thema wird dabei schon länger geführt. Auf beiden Seiten werden gute Argumente für und wider der Erhaltung beziehungsweise der Abschaffung der Verbeamtung von Pfarrpersonen angebracht. Neben der Frage des prognostizierten Geldmangels, kommt die Frage des „Mangels“ an Pfarrerinnen und Pfarrern hinzu. Hier müsste bei der Entscheidung über die Anstellungsform zukünftiger Pfarrpersonen, neben den finanziellen Vorteilen, auch darauf geschaut werden, wie attraktiv der Beruf dadurch bleibt oder wird. Sie haben jedoch Recht: Die Kirche muss bei der Verteilung des Geldes darauf schauen, dass ihre Kernaufgaben im Fokus der Entscheidungen bleiben. Nur so kann sie ihre Glaubwürdigkeit bewahren.
Ich danke Ihnen sehr für Ihre fortführenden und kritischen Anregungen zum Thema „Braucht die Kirche Geld“.

Herzliche Grüße,
Britta Kirchner