Kirche, Staat und Finanzen – immer ein heikles Thema. Hier in Italien gibt es keine Kirchensteuer. Der italienische Staat gibt acht Promille (italienisch: "otto per mille") seiner Einnahmen über die Einkommensteuer an anerkannte Religionsgemeinschaften. Das sind ne ben der römisch-katholischen Kirche unter anderem die evangelische Waldenserkirche und die evangelisch-lutherische Kirche in Italien, zu der unsere römische Gemeinde gehört. Interessant: Jeder Steuerzahler bestimmt jedes Jahr neu, wohin die "otto per mille" gehen soll. Er kreuzt bei der Steuererklärung eine der zwölf Religionsgemeinschaften an oder akzeptiert, dass der Staat das Geld für gemeinnützige Zwecke verwendet.
Michael Jonas
Anders als in Deutschland zahlen hier also alle. Und die Kirchenmitglieder entscheiden frei, wen sie unterstützen. Für die Kirchen hat das Vor- und Nachteile: Die Mitglieder können über die Steuer ihrer Zustimmung Ausdruck geben oder aus Frust ihrer Kirche das Geld vorenthalten, ohne austreten zu müssen. Die Einnahmen schwanken entsprechend. Das 1984 eingeführte System hatte für unsere Kirche ungeahnte Folgen: Obwohl wir weniger als 10 000 Mitglieder haben, kreuzen uns durchschnittlich 60 000 Steuerzahler an. Das spornt an, weiter gute Arbeit zu machen!
"Anders als in Deutschland zahlen hier also alle."
hieß es im Artikel. Dies ist falsch, und ehrlich gesagt eine bösartige Irreführung. Die Staatsleistungen für die Kirchen, eine halbe Milliarde wenn ich mich nicht irre, bezahlen alle. Hinzukommen Bischofsgehälter aus dem Staatssäckel, die Förderung von Kirchentagen, Grundsteuerbefreiung der Glaubensgemeinschaften, Verkündigungssendungen auf Kosten der GEZ-Zahler und sicherlich noch Zeug von dem ich garnichts weiß. Alle in diesem Lande zahlen also für die Kirchen mit.
Die Organisation Kirche (alle Beide) sind ein Ausbund an Unehrlichkeit und Sie fragen sich warum ihnen die Mitglieder weglaufen. Macht aber nichts, Gott steht ja an ihrer Seite.
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