chrismon: Das Haus, in dem Sie wohnen, hat eine Kapelle . . .
Clara Schlaich: Ja, das ist ein Kraftort für mich. Wann immer ich es schaffe, schließe ich sie auf dem Weg zur Arbeit morgens auf oder abends zu. Das sind ganz besondere Momente, die viel mit meinem Glauben zu tun haben.
Eine große Glocke läutet regelmäßig zur Andacht. Beten Sie dann auch mit Ihren Nachbarn?
Clara Schlaich
Das schaffe ich selten, obwohl meine Arztpraxis genau gegenüber liegt. Ich bin Internistin und Arbeitsmedizinerin, mit unserer Schifffahrtsmedizin versorgen wir auch den Hamburger Hafen. Ich bin im Ehrenamt Präsidentin der Deutschen Seemannsmission und zu Hause leben noch zwei meiner vier Kinder. Aber wenn ich dann bei der Arbeit die Glocke höre, dann ist das immer wie ein geistiges Anhalten. Es gibt mir viel, dass ich weiß: Da drüben beten jetzt Nachbarn, Gäste, oft auch Touristen.
Ist das Ökumenische Forum ein modernes Kloster in der Stadt?
Na ja, hier wohnen keine Nonnen, hier wurden schon Kinder geboren und alle leben in ihren eigenen Mietwohnungen. Ich würde sagen, wir alle sind spirituell im Alltag, unser Glaube liegt sozusagen immer am Wegesrand. Das hält uns zusammen, besonders in Krisensituationen.
Was für Krisen?
Eine Nachbarin war unheilbar erkrankt und hat sich das Leben genommen. Das hat uns schwer erschüttert, aber wir konnten uns gegenseitig halten. In einer Familie war ein kleines Kind lebensgefährlich krank. Da gab es viel Hilfe und Unterstützung.
Wie wichtig sind der Nachbarschaft Rituale?
Die Andachten sind eine Klammer, auch für die, die wie ich nur selten dabei sind. Dazu haben wir Gemeinschaftsfrühstücke und monatliche feste Haustage, außerdem Wochenendfreizeiten. Wir kümmern uns alle um unsere Gäste- und Gemeinschaftswohnung und den Dachgarten.
War es eine bewusste Entscheidung, in eine ökumenische Hausgemeinschaft zu ziehen?
Vielleicht eine gute Fügung. Es gab einen Schlüsselmoment. Ich war damals städtische Hafenärztin und in einer anstrengenden Lebenssituation. Meine erste Ehe kriselte und unsere Kinder waren noch klein. Ich war gerade fertig mit einer Hygieneinspektion auf einem Kreuzfahrtschiff und besuchte den kleinen Container, der als Vorläufer des Forums in der Hafencity stand. Die damalige Pastorin erzählte mir vom geplanten Bau. Und da stand für mich fest: Das könnte unser neues Zuhause werden.
Ist es Einzugsbedingung, religiös zu sein?
Man sollte mit Glauben und Spiritualität schon etwas anfangen können. Ich selber erlebe die Gemeinschaft als Glaubensstärkung und Inspiration. Meine Kinder gehen ihre eigenen Wege. Aber sie und auch mein zweiter Mann leben gern hier, wir sind alle Teil der Gemeinschaft.
Dorothea Heintze
Julia Pfaller
Weihnachten steht vor der Tür – feiern Sie zusammen im Haus?
Wir feiern in der Familie; andere feiern mit den Nachbarn. Hier muss niemand allein sein. Ich freu mich auf unseren "lebendigen Adventskalender". Da lädt jeden Abend eine Wohnung zu einem Glas Punsch oder zum gemeinsamen Singen ein und wir schmücken die Fenster zur Straße hin mit großen Zahlen von eins bis 24. Wir wollen das Stadtviertel mit einbeziehen, Besucher sind willkommen. Wir sind ein sehr offenes Haus.
Wohnen im Ökumenischen Forum HafenCity
Wer seine christliche Tradition im Alltag teilen und sein Engagement in die Ökumenische Hausgemeinschaft mit bis zu 50 Bewohner:innen zwischen 1 und 90 Jahren einbringen möchte, ist im Forum genau richtig.
Anfragen und Bewerbungen gerne per Mail direkt an die Geschäftsstelle vom Fourm.