Portrait von Gisela Gille und Benjamin Scholz
Anna Kristina Bauer
Sex und Aufklärung
"Ab wann ist es denn schön?"
Für Jungs sofort, für Mädchen später, sagen die Gynäkologin Gisela Gille und der Youtuber Benjamin Scholz. Ein Gespräch über Pornos, Selbstbefriedigung und das erste Mal
Aktualisiert am 12.07.2024
11Min

chrismon: Waren Sie glücklich als Pubertierende?

Gisela Gille: Mit mir selber war ich eigentlich im Reinen. Aber die Tanzstunde mit 14, 15 war schrecklich. Ich war damals schon sehr groß, die Jungs sind mir auf Busen­höhe rumgehopst, nur die anderen Mädchen wurden aufge­fordert. Einige Tanzstunden habe ich weinend auf der Damentoilette zugebracht. Ich merkte: Auf einmal ist all das, worauf mein Selbstbewusstsein beruhte, nichts 
wert – ich war sehr gut in Leichtathletik, war Schul­sprecherin, war auch nicht blöd. Aber das war bei den Jungs, die ja auch noch selbst unsicher waren, kein Wettbewerbsvorteil.

Benjamin Scholz: Tanzstunde fand ich auch ganz furchtbar. Ich habe viel in mich reingefressen, habe dann auch das eine oder andere Kilo zugenommen, dadurch war ich aus diesem Wettbewerb raus. Ich wollte auch nicht jung bleiben. Ich wollte erwachsen sein, habe mir einen Bart wachsen lassen, Hemd getragen statt T-Shirt wie die ­anderen. So war ich nicht in diesem Vergleichsdings.

Frau Gille, Sie lassen im Unterricht Mädchen anonym antworten auf die Frage: Würdest du gern etwas an dir austauschen? Ein Mädchen antwortete: "Ja, alles." Ist das häufig?

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Nebenbei gefragt

Frau Gille, 
welchen Tipp 
hätten Sie sich in der Pubertät ­gewünscht?

Mir hätte jemand 
sagen sollen: 
Warte bis 20, bis die Jungen so weit sind, dass ich mit ihnen was anfangen kann.

Wie sagen Sie zu "Sex haben"?

Jedenfalls nicht "­Geschlechtsverkehr", von so einem Wort wird einem ja übel.

Worüber reden Sie sonst noch gern?

Wie es kommt, 
dass etwas so ist, 
wie es ist. Und über den Garten.

Herr Scholz,
 welchen Tipp hätten Sie sich in der 
Pubertät gewünscht?

Ich wäre zwar 
beleidigt gewesen, hätte mir aber ­dennoch gewünscht, dass mich ein Styling-Guru an die Hand nimmt.

Ihr Wort für 
"Sex haben"?
Gegenüber meinen Jungs: Bumserei.

Worüber reden Sie sonst noch gern?
Ich rede gern über Dämliches, weil 
ich so gern lache. 
Und ich rede viel, 
aber nicht gern über Politik – ­Klimawandel, ­Rechtsruck . . .

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Ein interessantes Gespräch, und Aussagen, die ich so nicht erwartet hätte. Viel Unsicherheit insgesamt, aber generell haben die Jungs wohl mehr Spaß und Lust am Sex. Erschreckend ist aber schon die Aussage "Meinem Freund gefällt es immer, mir nicht, und ich ­gebe mir die Schuld daran." Das ist ja doppelt schlimm, nicht sagen können, dass es einem nicht guttut und sich dann auch noch schuldig fühlen! Frau Dr. Gille meint dazu "Dann warte doch lieber noch ein ­bisschen! Vielleicht muss man beim ersten Mal wirklich 17, 18, 19 sein."

Ja - warten können, das wäre vielleicht eine Option, und sie kommt in Form der Muslima mit Kopftuch, die sich selbstbewusst dazu bekennt, mit dem Sex bis zur Ehe zu warten. Und das wird dann nicht als leibfeindlich und verklemmt bewertet, sondern positiv, das finde ich schön. Denn auch ich als Christin glaube, dass die sexuelle Beziehung in die Ehe oder zumindest in einen geschützten Rahmen gehört. Und da möchte ich jetzt kritisch anfragen, würde so eine Aussage eines christlichen Mädchens oder Jungen auch so positiv aufgenommen, oder wäre man damit nicht ganz schnell in der Ecke der unaufgeklärten, lustfeindlichen Christen?

Zusätzlich zur Aufklärung würde ich mir wünschen, dass es in der Schule oder im Rahmen solcher Fragestunden auch um gelingende Beziehung geht. Gott hat die Sexualität geschaffen - es war seine Idee und wir sollten sie genießen und verantwortungsbewusst damit umgehen!

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Sehr geehrte Damen und Herren,
ich lese chrismon schon seit Jahren. Ich bin meistens aber von den Artikeln, die ich als oberlehrerhaft und dem Zeitgeister hinterher rennend empfinde, genervt. Das Heft 02/2020 hat mir aber ausnahmslos gut gefallen. Berichte von Menschen und über Menschen, ohne erhobenen Zeigefinger. Insbesondere der Bericht über Gisela Gille und Benjamin Scholz hat mir sehr gut gefallen.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Bohnsack

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Sehr geehrte Redaktion,
der Artikel "die darf man alles fragen" ist basiert auf Sensationsheischerei. Jugendliche, die zueinerander in Liebe und Zärtlichkeit finden brauchen keinerlei "Beratung", und haben nie eine gebraucht; ausserdem scheint her Benjamin Scholz keine Ahnung von der weiblichen Sexualität zu haben, oder wenigstens noch nicht viel Erfahrung, denn seine Argumente, die er "wissenschaftlich" nennt, sind falsch (wir sind doch keine Roboter).Die Sexualität wächst in jedem Menschen seit der Geburt, seit der Geburt gibt es Erektionen, und die Pubertät ist lediglich eine Zeit der Wirren, in denen das Begehren nach Ausdruck sucht, und sich somit von seiner bisherigen kindlichen Welt ablöst (Psychologie), ferner sind die im Körper stattfindenden Drüsenaktivität bei Mann und Frau verwirrend, die schwer zu erkennen sind, selbst bei Erwachsenen; und die in uns Unbehagen auslösen können, solange wir sie nicht für uns selbst kennengelernt haben. Die geschlechtlichen Erfahrungen machen Mann und Frau gemeinsam, im Gespräch, im sich öffnen, niemand kann im vorherein wissen , was sich zwischen zwei Menschen tut, das ist Intimität und die ist heilig, es gibt eine Schamschwelle, die darf man nicht angreifen. Die in diesem Text verwendeten Worte sind brutal, vulgär und verletzend. Leider "hat" man ja im deutschen Sprachbereich "Sex" "Sex haben", also eine Perspektive, die nicht viel Raum gibt zur Liebe, als wäre es eine Krankheit oder eine Phase, die man so "hat". Wer mit Jugendlichen über die Positionen der Pornografie spricht, der leitet die Ideenwelt von jungen Menschen völlig falsch. Ausserdem ist Herr Scholz kein Mediziner und auch kein Psychologe, denn beides könnte eventuell zusammen gehen, falls ein Jugendlicher Rat anfordern sollte, der sollte aber lieber individuell gegeben werden und nicht in der Gruppe. Die Mediensucht verleitet leider viele zu ungesunden Verhalten und ungesunder Neugier.
Da wäre noch viel zu sagen, und ich würde gerne auf die Einzelheiten eingehen. Dieser Text hat mich sehr schockiert, bei all dem, was er an Falschem beinhaltet, und so was lässt man auf die Jugend los.

In diesem Bereich geht wohl nichts über die eigene Erfahrung, lieber unerfahren in die Sexualität gehen, also mit falschen Ideen, denn Jugendliche haben ja doch leider kann Wahl, sie hören auf die "Weisheit der Älteren" als wäre das die einzige Wahrheit.

Mit freundlichen Grüssen

PS: Frau Gille als Gynäkologin hat sicher von den Bartholin-Drüsen gehört, das könnte Ihr helfen über Sexualität zu sprechen. Letztlich funktionnieren die Drüsen aber nur, bei Zuneigung, weil sie mit dem Kopf zusammenarbeiten: die Zuneigung sollte man pflegen und Liebe lernen, davon gibt es leider nicht mehr viel.
Gabriele Kammer

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Sehr geehrte Damen und Herren,
Ihre letzte Ausgabe von chrismon hat mich doch sehr an die Zeitung BRAVO erinnert. Irritiert hat mich besonders die Aussage von Herrn Scholz „viele Leute sind, im Gegensatz zu mir, schambehaftet.“ Wer Kind hat, der weiß, dass Kinder ab einem bestimmten Alter ein natürliches Schamgefühl entwickeln.
Mit besten Grüßen,
Helga Zepter

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Hallo ich bin erst heute dazu gekommen den Artikel "Ab wann ist es schön" zu lesen. Ich möchte sagen das ich sehr beeindrukt bin von den klaren Fragen und Antworten. Nur so können junge Menschen etwas damit anfangen. Wer sich etwas Schmutziges dabei denkt, sollte mal in den Spiegel scheuen.Doris Nahser-Rieck,Hamburg

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Sehr geehrtes Team von Chrismon,
erst jetzt bekam ich im Gemeindehaus die o.g. Ausgabe (coronabedingt) zu lesen.
Im Bericht zu "Ab wann ist es denn schön" fiel mir auf, vielleicht habe ich es ja überlesen, dass nicht einmal von "Liebe" die Rede ist. So Aussagen wie "Ziel der Jungs ist erstmal , wenn das Ding irgendwo drin steckt", finde ich krass!. Das ist nur ein "Benutzen"- da gilt es m.E. gegenzusteuern und die Wertschätzung des anderen hervorzuheben. Aber wenn es "so" ist, sollten Mädchen das unbedingt wissen!
Mit freundlichen Grüßen
G. Dinger