Wo sind eigentlich Himmel und Hölle
Konsens scheint: Der Himmel ist ein "Ort", an dem Menschen Gott nahe sind
Lisa Rienermann
Religion für Neugierige
Wo sind eigentlich Himmel und Hölle?
Oben und unten, links oder rechts: In der Kirchengeschichte wechselten die Ortsangaben häufiger. In den Himmel findet man aber ohne Kompass und Navi
Portrait Eduard KoppLena Uphoff
26.04.2018
3Min

An Himmelfahrt sind sie unterwegs, die Männer- und Frauenclubs, die Wanderer, Radler und Kutschenfahrer. Zum Vatertag hat sich dieser Tag säkularisiert. Doch im Kalender steht "Himmelfahrt", und so bleibt unübersehbar: Dies ist ein christlicher Feiertag.

40 Tage nach Ostersonntag, an einem Donnerstag, feiern die Kirchen die Rückkehr Jesu zu seinem Vater in den Himmel. Im Lukas­evangelium (Kapitel 24,51) und in der Apostelgeschichte (1,9) ist davon die Rede, dass Christus in den Himmel er­hoben wurde. Im Apostolischen Glaubensbekenntnis beten Christen, dass Chris-tus "aufgefahren (ist) in den Himmel". Und genau so ist es auf volkstümlichen Abbildungen: Da entzieht sich Christus nach und nach den ­Blicken der Zuschauer. Oft ­bleiben nur seine Füße erkennbar, die in ­Wolken entschwinden. Oder ein kräftiger Arm zieht Christus nach oben.

Wo genau ist eigentlich der ­Himmel? Mit dem Hinweis auf die Wolken ist diese Frage nicht erschöpfend behandelt. Und doch zeigen Wandgemälde des Mittelalters und der Renaissance Gott als Richter am blauen Firmament, hoch über der ­Welt schwebend. Er ruft die Menschen, die sich im Leben bewährt haben, für immer an seine Seite. Wer im Jüngsten Gericht hingegen verurteilt wird, muss mit dem Schlimmsten rechnen: dem Absturz in den feurigen Untergrund – so die biblisch-apokalyptische und mittelalterliche Verkündigung.

Die Polizei schützt Dantes Grab in Ravenna

Dante Alighieri, Italiens größter Dichter, hat in seiner "Göttlichen ­Komödie" Anfang des 14. Jahrhunderts die Hölle in ihrer ganzen Vielfalt ausgemalt und nicht nur Kleriker und Politiker hineingesteckt, sondern auch den Propheten Mohammed, ­dessen Körper von Teufeln zerfetzt und immer wieder neu zusammengesetzt wird. Da wundert es nicht, dass die italienische Polizei Dantes Grab in Ravenna schützen muss. Auch der Koran spart nicht mit Drohungen: Sündige Muslime müssen in der Hölle kochendes Wasser trinken.

In den Reden Jesu gibt es zwar Anknüpfungspunkte für Höllenvorstellungen, aber keine dezidierte Höllentheologie oder gar Ortsbeschreibungen des Infernos. Am Ende der Welt, so heißt es zum Beispiel im Matthäusevangelium (Kapitel 13,42f.), werden Engel die bösen ­Menschen von den Gerechten trennen. Die Bösen werden dann in einen ­Feuerofen geworfen, "dort wird ­Heulen und Zähneklappern sein". Und über das Weltgericht heißt es: Nach dem Urteilsspruch werden die Verfluchten mit dem Teufel und ­seinen Helfern ins "ewige Feuer" geworfen (Kapitel 25,41).

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Die kirchliche Malerei hat sich dieser Texte ausgiebig angenommen. Mit die drastischste Darstellung kann man zum Beispiel in der Kuppel des Domes von Florenz sehen. Dort quälen Teufelsgehilfen die Verurteilten mit brennenden Stangen.

Eine ausgefeilte theologische ­Lehre zum Himmel oder zur Hölle gibt es ­allerdings nicht. Beschreibungen, was Menschen im Himmel erwartet, verweisen viele Theologen in das Reich von Spekulationen. Seit mehr als hundert Jahren ist in den Kirchen, vor allem den evangelischen, das Interesse an konkreten Vorstellungen allerdings verloren gegangen. Ein Konsens, was der Himmel sei und wo er sich finden lasse, besteht am ehesten noch in der Aussage: Der Himmel ist der "Ort", an dem die Menschen Gott nahe sind. Er ist kein für sie unerreichbares ­Jenseits, denn Jesus Christus hat ihn für die Menschen geöffnet.

Die Hölle als Zustand größter Qual, der Himmel als Welt größten Friedens und der Gottesnähe: Diese Bilder ­sollen Menschen zum Guten an­leiten. ­Nach christlicher Überzeugung hat Christus die Hölle grundsätzlich bezwungen, das zerrissene Leben geheilt. Karl Barth (1886–1968), der Basler Theologieprofessor, betonte deshalb immer wieder, wie wichtig es sei, gerade die gütigen Seiten Gottes in den Blick zu nehmen, seine Gnade wichtiger zu nehmen als die Botschaft vom Gericht. Er riet den Christen, die Hölle nicht interessanter zu machen als den Himmel.

Das würde er, auch angesichts des religiösen Fundamentalismus aller Art, heute kaum anders formulieren.

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Sowohl der Artikel von Herrn Kopp als auch der Blog von Herrn Kiene lassen mich ratlos zurück.
Ich würde mich freuen, falls Sie auf meine Fragen eingehen könnten.

Die einzige Aussage der beiden Herren ist, Gottes Nähe oder Ferne heißen Himmel und Hölle.
Was sind Himmel und Hölle?
Wer kommt wohinein (was ist mit Katholiken, Äthiopisch-orthodoxen und Atheisten)?
Nur die Seele oder mit Körper?
In welchem Zustand (als Unfallopfer oder kurz vorher Gesunder, total dement oder als Jugendlicher)?
Was passiert dort mit den Körpern und den Seelen?
Gibt es dazu eine "offizielle" Lehrmeinung? Ist diese allgemein-christlich oder Ihre persönliche als Pfarrer einer Kirche?
Wie stehen Sie zu den Aussagen in der Schrift, gelten diese noch?

Schwierigere Fragen -wie die, warum hier die Kirchen keine Lehrmeinung mehr vertreten - können zurückgestellt werden.

Antwort auf von Maxim Graf (nicht registriert)

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Die von Ihnen, sehr geehrter Herr Graf, durchaus nachvollziehbar aufgeworfenen Fragen dürften voraussichtlich ohne einleuchtende Antworten bleiben. Die theologische Endlagerungsproblematik von dementen Atheisten und katholischen Unfallopfern ist nicht unähnlich zur bekannten Situation beim radioaktiven Müll, um diese gängige verharmlosende Formulierung zu verwenden. Da produzieren die maßgebenden Gestalten der siegreichen Marktwirtschaft laufend hochgefährliches Material, das weder in seiner Gefährlichkeit entschärft noch zum Verschwinden gebracht werden kann.

Ähnlich lesen wir viel von Gottes Gnade, Güte und Herrlichkeit. Von dem dabei zwangsläufig anfallenden Gedankengut vom Gericht und den etwas unerquicklichen Folgen für gewöhnliche Erdenwürmer weiß auch niemand, wie es entschärft oder unschädlich gemacht werden soll.

Traugott Schweiger

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Der Himmel ist der Zustand höchster möglicher Vernunft, als das Ebenbild Gott.
Doch weil Mensch das Ebenbild nicht so gestaltet "wie im Himmel all so auf Erden" (wettbewerbsbedingt-konfusioniertes "Individualbewusstsein", anstatt geistig-heilendes Selbst- und Massenbewusstsein), bleibt dem Mensch nur seine Hölle auf Erden und die Gnade Gottes (der absolute Tod am Ende aller Reinkarnationen) und somit die Rückkehr (die Löschung allen Bewusstseins) in die Seele des ursprünglichen Geistes / Zentralbewusstseins, für einen weiteren Versuch Geist-?Mensch?-Seele.

Der Prophet Jesaja, hat mit 55,8-11 ziemlich deutlich gemacht, dass Mensch nicht der Weisheit letzter Schluss sein muss, es kann auch ein anderes Wesen sein!?

Und bei Matthäus 21,18-22 wird aufgezeigt, wie und was Gebet und Glaube wirklich-wahrhaftig sein soll.

Mensch bedeutet ALLE, seit Mensch erstem und bisher einzigen geistigen Evolutionssprung ("Vertreibung aus dem Paradies")!!!

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Fürwahr. Auch allein das Alter macht Bilder, Sprache und Schrift nicht zur Wahrheit. Der Text ist eine Märchenstunde und der Beweis totaler Ohnmacht. Schlußpunkt und Rettungsanker aller theologischer Intellektualität wäre dann, den Urknall als Gott anzunehmen. So schließt sich der Kreis, denn die Schöpfung soll ja auch ein Evolutionsknall gewesen sein. Die Aussagen von Herrn Kopp sind brutal und schonungslos. Sie unterspülen alle als sicher geglaubten Fundamente. Bleibt nur noch die Frage aller Fragen : "Was ist wenn nichts mehr ist?". Die Antwort ist gelebte Demut.