Gottesdienst und Gemeindeversammlung – der letzte Sonntag im April verlief in unserer Gemeinde ganz normal. Unsere Mitglieder mit spanischem Pass aber mussten noch zur Wahlurne. Es war eine besondere Wahl, weil mit der neu gegründeten Vox erstmals eine ultrarechte Partei auf dem Sprung ins Parlament war. Für Katalonien brisant: Vox hatte angekündigt, gegen die katalanische Unabhängigkeitsbewegung vorzugehen.
Konservativ eingestellten Katalanen fiel es diesmal schwer, ihre Wahl zu treffen. Die Partido Popular (PP), eine bisher bürgerliche Partei der Mitte, schien nicht mehr wählbar, weil sie einen Rechtsruck vollzogen und sich der Vox angenähert hatte. Für viele blieben so die linksgerichteten Parteien der Sozialisten und die spezifisch katalanischen Parteien übrig. Diese gewannen dann ja auch die Wahl. Vox schaffte es ins Parlament, erhielt aber weniger Stimmen als erwartet.
Holger Lübs
Nun besteht gewisse Hoffnung auf eine stabile Regierung in Madrid. Diese wird wohl wie versprochen den Gesprächsfaden zu den Katalanen wieder aufnehmen, um ihnen – wenn nicht die Unabhängigkeit, so doch – eine gewisse Sonderrolle als Provinz in Aussicht zu stellen. Sie könnte auch Lösungen für die inhaftierten katalanischen Politiker finden. Vielleicht schafft es die EU auch endlich, eine Vermittlerposition einzunehmen, und trägt so zum friedlichen Dialog und zu einer politischen Lösung bei.