Über 71.000 Menschen nahmen an den Demonstrationen in Bilbao und Baiona teil, um die Rückkehr von über 400 baskischen politischen Gefangenen und Amnestie zu fordern.
SPAIN, Bilbao: A man holds a lantern at the march on January 9, 2016 that calls for an immediate end to the Spanish government policy of dispersing Euskadi Ta Askatasuna (ETA) separatist group prisoners throughout Spain. Over 71,000 people attended the demonstrations in both Bilbao and Baiona to demand the return of over 400 Basque political prisoners and amnesty. The inmates are scattered across 73 prisons in France and Spain, thousands of kilometres from their families. The protesters are also calling for the release of all prisoners in ill health.
ddp images/Newzulu/DAVID JULIÃ
Baskische Unabhängigkeit
Die Katalanen sind nicht die einzigen, die Spanien verlassen wollen. Ein deutscher Pfarrer berichtet aus dem Baskenland
22.11.2017

In Bilbao hängen an vielen Fens­tern weiße Tücher, Plakate oder Fahnen. „Etxera“ steht darauf, das 
baskische Wort für „nach Hause“. Eine 
Einheimische erklärte mir später den Hintergrund: Die circa 350 inhaftierten Mitglieder der Untergrundorganisation ETA sind in Gefängnissen untergebracht, die weit außerhalb des Baskenlandes liegen. Um sie zu besuchen, müssen die Angehörigen Hunderte von Kilometern weit fahren. Mehrere Dutzend von ihnen, so erzählte sie, seien bei Straßenunfällen ums Leben gekommen. Diese Toten auf den Landstraßen nennen einige hier die Rache des Staates.

Die ETA hat jahrzehntelang für die Unabhängigkeit des Baskenlandes von Spanien gekämpft. Mehr als 800 Menschen wurden dabei ermordet. Der bewaffnete Kampf ist vorbei. Die Organisation erklärte 2011, auf Gewalt zu verzichten, und gab in diesem Jahr ihre Waffenverstecke preis. An der Unterbringung der Gefangenen hat sich dadurch nichts geändert. „Etxera“ steht für die Forderung, die Gefangenen, ins Baskenland zu ver­legen. Im Bilbaos Vorort Getxo, in dem 
ich lebe, demonstrieren ein paar Leute jede Woche an verschiedenen Plätzen ebenfalls dafür. Es sind nicht viele, aber sie sind sehr beharrlich dabei.

Insgesamt aber hat die ETA im ­Baskenland nur noch wenig Rückhalt. Der Streit um die Autonomie geht  ohne 
sie weiter. Die Region hat bereits erheb-
liche Selbstverwaltungsrechte, doch viele Menschen wünschen sich ­völlige Eigenständigkeit und eine Abstimmung wie in Katalonien. Das dortige Referendum begleiteten hier Tausende mit Sympathiekundgebungen.
Baskische Separatisten planen nun eine Art unverbindliche Bürgerbe­fragung. Sie wollen eine einzige Frage stellen: „Wollen Sie, dass die baskische Bürgerschaft über ihre politische Zukunft selbst frei entscheiden kann?“ Ein vielleicht medienwirksames Spektakel, aber keines mit gutem Ausgang, so fürchte ich.

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