Was machte Opa in der NS-Zeit? Eine Anleitung zur Recherche
Täter in der Familie
Gab es Täter in meiner Familie? Das will die Enkel- und Urenkelgeneration herausfinden. Ein Dossier für die eigene Recherche - mit einfachen und herausfordernden Tipps
Das alte Foto zeigt einen Wehrmachtssoldat mit Hund
Thomas Born/mauritius
Tim Wegner
01.03.2023
19Min

Endlich Klarheit haben!

Was haben meine Eltern, Großeltern, Urgroßeltern, Onkels, Tanten zur Zeit des Nationalsozialismus gemacht? Waren sie verstrickt in das Nazisystem? Waren sie gar an Verbrechen beteiligt? Das Interesse an diesen Fragen lässt nicht nach und steigt in der Enkel- und Urenkelgeneration jetzt sogar noch einmal an. Weil die Nachfahren spüren: Da ist was nicht erledigt.

Woran liegt das gestiegene Interesse? Zum einen daran, dass die meisten ZeitzeugInnen mittlerweile gestorben sind, so dass die nachfolgenden Generationen sich endlich frei fühlen zu recherchieren; die 3. und 4. Generation danach hat ohnehin eine größere emotionale Distanz, was solch eine Recherche erleichtert. Und die Recherche ist einfacher geworden - Archive haben sich zugänglicher gemacht.

Das gestiegene Interesse hat aber vor allem mit der Entwicklung der Geschichtsforschung zu tun: Die hat nämlich seit den 90er Jahren den Blick von den Spitzen des NS-Systems immer mehr in Richtung der "kleinen" Täter und Täterinnen gewendet, sie beschäftigt sich also mit den gewöhnlichen Deutschen, den Wehrmachtssoldaten, den Polizisten, den Verwaltungsangestellten. Den Anfang machten die Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht" und die Bücher von Christopher R. Browning oder Daniel Goldhagen (s.u. Buchtipps).

Wie man suchen kann: ein Beispiel

Welche verschlungenen Wege man für eine Recherche gehen muss, welche Widrigkeiten es gibt, welche Überraschungen auch, erzählt beispielhaft die chrismon-Geschichte "Finde Haika!". In diesem Text fragt sich die Autorin, wieso ihr Opa eine Zwangsarbeiterin aus der Ukraine im Haushalt hatte, was der Opa selbst eigentlich so getrieben hat in der NS-Zeit, was an der erzählten Familiengeschichte stimmt und was nicht – und was aus der ukrainischen Haika geworden ist.

Tim Wegner

Christine Holch

Ja, Opa war ein Nazi. Von Anfang an. Das fand Christine Holch am Ende ihrer mühsamen Recherche heraus. Mehr noch: Er hatte eine ukrainische Zwangsarbeiterin. "Finde Haika!" heißt die spannende Geschichte in chrismon: https://chrismon.evangelisch.de/haika.

Vorsicht vor falschen Erwartungen

1. "Das geht schnell." – Nein, das ist selten. Eine Recherche zur eigenen Familie in der NS-Zeit dauert fast immer länger als zwei Monate. Man sollte mit mindestens einem Jahr rechnen. Man wartet manchmal Monate, bis ein Archiv antwortet.

2. "Am Ende weiß ich alles." – Eher nicht. Meist weiß man am Ende immer noch nicht, wie der Verwandte dachte – wie er zum Nationalsozialismus stand, ob sich seine Einstellung über die Jahre geändert hat.

3. "Am Ende weiß ich wieder nichts." – Auch wenn man am Ende meist nicht weiß, was ein Verwandter konkret getan hat, kann man es sich – mit einem Trick – ausmalen. Der Trick heißt: lesen, lesen, lesen. Und zwar Bücher zum Umfeld. Zum Beispiel Fachliteratur über einzelne Dienststellen des NS-Apparates, über einzelne Feldzüge, über Verbrechen an bestimmten Bevölkerungsgruppen usw. So kann man das Dunkelfeld erhellen und die Verwandten darin verorten.

Erster Schritt: das Familienwissen ausschöpfen

Fahnden nach Geschichten sowie Dokumenten jeder Art, nach Aktenordnern, Briefen, Ausweisen, Fotos!

Es gibt fast immer mehr an Erzählungen, Wissen und Dokumenten, als man denkt oder als die Angehörigen zunächst erinnern. Dazu jeden, wirklich jeden der letzten noch lebenden alten Verwandten befragen, auch die, mit denen man noch nie Kontakt hatte oder nicht mehr. Fast immer haben sie wertvolle Hinweise beizusteuern. Auch wenn das Geschichten sind, die sie selbst nur gehört haben von den Eltern. Alte Menschen freuen sich über Besuch, Telefonate, Interesse. Aber auch gleichaltrige Vettern und Cousinen könnten im (ererbten) Besitz von Dokumenten, Briefen und Fotos sein!

Unbedingt bei allen mehrfach nachfragen! Nach Geschichten, aber auch nach Dokumenten, Fotos … Die erste Antwort ist oft: "Nee, ich hab da nichts." Bis jemand anfängt, doch noch mal nachzuschauen in Schränken und Schachteln, in Ordnern und Briefumschlägen, das kann dauern, denn viele Menschen scheuen vor einer Beschäftigung mit Vergangenem zurück, vor dem Wühlen in Kisten und Kästen sowieso. Denn wollte man die nicht schon lang mal aufgeräumt haben?

Häufig werden sie dann doch fündig. Denn solch offizielle Dokumente wie Personalausweis ("Kennkarte"), Wehrpass, "Ariernachweis", Entlassungsschein, Rentenanträge werfen die meisten Leute nicht einfach so weg.

Manchmal findet sich sogar ein "Ariernachweis" (offiziell: Ahnentafel) – so was hat man gern aufbewahrt, weil darin der Stammbaum dokumentiert ist. "Ariernachweise" wurden übrigens nicht zentral in einer Behörde gesammelt, sondern verblieben immer im persönlichen Besitz. Vorsicht: Die Angaben nicht unkritisch übernehmen. Denn einen "Ariernachweis" über mehrere Generationen zurück zu erstellen, war für viele Betroffene und Pfarr- und Standesämter, die nach Geburts-, Heirats-, Sterbeurkunden gefragt wurden, überaus lästig. Nicht selten sind die Angaben ungenau recherchiert, schlichtweg falsch oder auch bewusst gefälscht, um die "arische" Abstammung nachweisen zu können.

Interessant sind aber auch alle Dokumente, die erst einmal gar nichts mit dem NS-Staat zu tun haben: Lebensläufe für Bewerbungen, Zeugnisse, Ausbildungspapiere, Führerschein, Papiere mit alten Adressen drauf ... Denn, Hand aufs Herz, wer weiß schon, was der Opa tatsächlich gearbeitet hat und wo? Man weiß gerade noch: Der war Bauingenieur. Oder Fahrer. Aber wo und bei wem?

Wie führe ich solche heiklen Gespräche?

Um nicht gleich abgeblockt zu werden ("Opa war kein Nazi! Der war ein sauberer Soldat!"), sollte man Fragen nach Weshalb, Warum, Wieso vermeiden. Ohnehin jede Verdächtigung, gar Schuldzuweisung. Man will ja keine Rechtfertigungen hören ("Jeder musste mitmachen!"), sondern Erzählungen. Dazu muss man verleiten, mit Erzählaufforderungen: "Wie war das denn damals, als ihr nach Berlin gezogen seid …?", "Als du in Hannover dein Pflichtjahr angefangen hast …?", "... als dein Papa zurückkam?"

Man fragt zunächst nicht direkt nach dem Vorfahr, sondern geht mit dem/der GesprächspartnerIn erst einmal in deren eigene Vergangenheit zurück. Das könnte sich etwa so anhören: "Sag mal, und dann bist du in Hanau zur Schule gegangen – musstest du da weit gehen jeden Morgen?", "Wer saß damals alles mit am Abendbrottisch?", "Kannst du dich auch an ein Fest erinnern?" Erinnerungen kommen vor allem dann zurück, wenn man sich an sinnlichen und leiblichen Erinnerungsfragmenten entlanghangelt. (Das ist ein Tipp der Göttinger Professorin Gabriele Rosenthal, die eine Methodik der narrativen Biografieforschung entwickelt hat.)

Auch wenn keine ZeitzeugInnen mehr leben, so gibt es tradierte Familienerzählungen. Manchmal bestehen die nur aus einzelnen Sätzen. Das macht nichts, es sind Anhaltspunkte.

Wahr oder unwahr? Oft sind die weitergegebenen Geschichten weder richtig noch falsch, sondern eher halbwahr. Einige der angegebenen Daten stimmen nicht; die Reihenfolge ist falsch; Ereignisse aus verschiedenen Jahren werden erzählend zu einem einzigen Ereignis verschmolzen; wichtige Teile fehlen usw. Aber komplett falsch sind Erzählungen auch selten. Eigenes Beispiel: "Der Opa konnte Russisch, deshalb war er im Krieg Dolmetscher." Das ist höchst unvollständig, denn tatsächlich hat der Opa als Wehrmachtsoffizier in der Ukraine Gefangene verhört, er war für Aufklärung zuständig, sollte zum Beispiel herausfinden, ob jemand Partisan war, welche Taktik der Gegner verfolgte, welche Waffen der Gegner noch hatte.

Bei wichtigen Familienerzählungen jeden Satzteil einzeln recherchieren! Probeweise auch ersetzen durch andere Begriffe und Daten. (Eigenes Beispiel: "Der Opa sollte Zwangsarbeiter ausheben, das wollte er nicht." Tatsächlich sollte er unter den russischen Kriegsgefangenen künftige Spione rekrutieren.)

Nächster Schritt

Alles aufschreiben, was man in der Familie erfahren und gefunden hat. Geburtsdatum, alle Wohn- und Aufenthaltsorte, EhepartnerInnen, Arbeitgeber, die Namen von FreundInnen, KollegInnen, Berufe, Vereinszugehörigkeiten, Interessen, überlieferte Erinnerungen, Briefe …
Wichtigste Frage ist dabei: Wo war dieser Mensch überhaupt? Dann kann man viel gezielter weiterforschen, etwa in Landesarchiven.

Aufmalen auf großem Papier hilft ebenfalls. Man kann es mit einem Zeitstrahl versuchen. Oder auf einer großen Landkarte ankreuzen, wo jemand war. Oder selbst eine ganz grobe Karte malen, das hilft der Vorstellung.

Problem: Ich kann das nicht lesen, weil Sütterlinschrift

Manche der alten Dokumente sind handschriftlich verfasst, in Sütterlin. Was tun?

  • Einen alten Menschen ums mündliche Übersetzen bitten (NachbarInnen, Bekannte, Verwandte) – die freuen sich!
  • Über nebenan.de kann man ebenfalls suchen, das scheint gut zu funktionieren.
  • Eine der elf ehrenamtlichen Sütterlinstuben in Deutschland um Übertragung bitten (kostet nichts, aber über Spenden freut man sich).

Erste Orientierung

Überaus wertvoll für private GeschichtsforscherInnen ist die Online-Wissenssammlung Wikipedia. Denn über Wikipedia findet man erste Infos zu NS-Organisationen, zu Kriegsschauplätzen, und, sehr wichtig, man findet die korrekten Begrifflichkeiten. Zum Beispiel "Spruchkammerverfahren" oder "Generalplan Ost".

Lesen, lesen, lesen!

Bücher braucht man, um sich detailliertes Hintergrundwissen anzueignen und das Umfeld/Wirkungsfeld des Vorfahren auszuleuchten. Und es gibt inzwischen eine Menge Fachliteratur zu den konkreten Aktionsfeldern des NS-Staates: deutsche Besatzungsherrschaft, Polizeiapparat, Wehrmacht, auch nachgeordnete Einheiten von Militär und Zivilverwaltung.

Mit den richtigen Begriffen (die man beispielweise mit Hilfe von Wikipedia-Artikeln gefunden hat) kann man weitersuchen – zum Beispiel nach Buchtiteln, etwa auf buecher.de oder Amazon. Dort kann man sich oft mit "Blick ins Buch" oder "Leseprobe" das Inhaltsverzeichnis ansehen und also checken, ob dieses Buch hilfreich für die eigene Recherche sein könnte.

Die Bücher kann man gebraucht kaufen (zum Beispiel in Antiquariatsportalen wie "Zentrales Verzeichnis Antiquarischer Bücher ZVAB"), oder man bestellt sie in eine Bibliothek zum Lesen. Über die Buchsuchmaschine KVK kann man deutschlandweit nach einem Titel suchen oder nach Büchern zu einem Thema; es gibt auch die Möglichkeit der Fernleihe. Zeitschriften kann man über die Zeitschriftendatenbank suchen. Ein bisschen Geduld braucht man allerdings, um sich in diese Suchkataloge reinzufuchsen.

Problem I: Mich macht das krank

Solche Recherchen sind aufwendig und nervenaufreibend, können sogar (vorübergehend) die Gesundheit beeinträchtigen. Schwer auszuhalten sind zum Beispiel:

  • der Widerstand anderer Familienmitglieder;
  • das Suchen in alle nur möglichen Richtungen, damit verbunden immer wieder Verlust der Übersicht;
  • das Lesen grauenvoller Dokumente über Kriegsverbrechen;
  • der feindselige und kalte Tonfall von Dokumenten aus der NS-Zeit;
  • die gleichzeitige Suche nach entlastendem wie belastendem Material – dass man sich den Vorfahren als guten Menschen wie als Verbrecher vorstellen muss;
  • die gewisse Einsamkeit, wenn man sich intensiv nur mit Vergangenem beschäftigt.

Es hilft, sich eine Freundin oder einen Verwandten zu suchen, der/die sehr interessiert ist am Fortgang der Recherche, aber emotional nicht so nahe dran. Wichtig: Die Recherche auch mal ruhen lassen. Sich anderen Dingen und vor allem Menschen widmen.

Problem II: Die Familie findet dieses "Schnüffeln" nicht gut

Es ist fast immer eine einzelne Person in einer Familie, die nun endlich wirklich wissen will, was ein Vorfahr "damals" gemacht hat, und die die Recherche auf sich nimmt. Das gibt oft Ärger mit anderen Familienangehörigen – weil das positive Bild eines Vorfahren infrage gestellt wird. Die Reaktion kann bis zum Beziehungsabbruch führen. Der muss allerdings nicht von Dauer sein.

Es hilft, sich zu vergegenwärtigen, dass es richtig ist, so viele Jahrzehnte danach es "genau" wissen zu wollen. Denn sonst verfestigt sich die Mär, dass die Nazis immer nur die anderen waren. Oder nur die Leitungsfiguren. Alle anderen waren "verführt". Oder sie konnten gar nicht anders handeln. Das sind so die klassischen Legenden. Viele Nachforschende sehen sich verpflichtet, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen.

Man sollte Verwandte über heikle Rechercheergebnisse nicht per Brief informieren, sondern im persönlichen Gespräch. Denn es ist eine große Herausforderung, sich vorzustellen, dass jemand, den man liebt, auch schlecht gehandelt haben könnte. Menschen müssen nun mal nicht grundsätzlich böse sein, um Schlechtes tun zu können. Es reicht, dass jemand die eigenen moralischen Werte nicht für alle Menschen gelten lässt, sondern nur für "Arier" – nur mal als Beispiel. Wenn jemand aus der nunmehr sehr alten Vorgängergeneration "davon" partout nichts hören will, sollte man das respektieren.

Problem III: Ich versteh das alles nicht

Historische Dokumente sind zu einem anderen Zweck geschrieben als dem, einer Enkelin im 21. Jahrhundert etwas zu erklären. Nehmen wir nur die Kriegstagebücher einzelner Divisionen, die Rechenschaftsberichte von SS-Abteilungsleitern an ihre Chefs, zeitgenössische Zeitungsberichte …

Um solchen Dokumenten eine Antwort auf die eigenen Fragen entnehmen zu können, brauchen Laien eine sogenannte Kontextualisierung, also Antwort auf Fragen wie: "War das damals üblich, dass …?", "Was verbirgt sich hinter Floskeln wie der, jemand sei 'freigegeben zur Dienstleistung an der Front'?", "Wie viel Handlungsspielraum hatte ein Befehlsempfänger in dieser oder jener Situation?"

Viel drumherum lesen hilft. Sich mit anderen Leuten treffen, die zur Familie in der NS-Zeit recherchieren, hilft. Und man kann einen Historiker, eine Historikerin beauftragen mit Teilrecherchen und vor allem (!) mit der Interpretation von bestimmten Funden.

Unterstützung I: HistorikerInnen

Sehr zu empfehlen ist es, die Dienste von selbstständigen HistorikerInnen in Anspruch zu nehmen, vor allem für die Recherche in Archiven. Sie kosten etwa so viel wie eine Handwerkerstunde. Deren Profirecherche kommt letztlich unter Umständen sogar preiswerter, als selbst zu Archiven zu reisen oder sich das gesamte Tagebuch einer Division teuer vom Archiv kopieren zu lassen, weil man nicht weiß, wie man die richtigen Seiten findet …

Ich selbst, die Autorin des chrismon-Textes "Finde Haika!", hatte Benjamin Haas in Freiburg beauftragt für die Recherche vor allem der militärischen Beteiligung meines Großvaters. Er arbeitet schnell und transparent (auch kostenmäßig transparent), sucht umfassend und gab mir im Gespräch hilfreiche Einschätzungen.

Auch der Historiker Johannes Spohr beispielsweise recherchiert zu Familien im Nationalsozialismus. Er hat auch zu seinem eigenen Großvater geforscht.

Das Bundesarchiv hat eine Liste von Recherchediensten auf seiner Homepage, gegliedert nach den Standorten des Bundesarchivs. Manche recherchieren nur für Firmengeschichten, andere auch für Privatleute.

Wer nicht fündig wird, darf gern den Archivar der Gedenkstätte Topographie des Terrors um geeignete Adressen bitten: Ulrich Tempel, Telefon 030-254509-27, Mail: tempel@topographie.de

Unterstützung II: Seminare

Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme bietet meist halbjährlich ein Rechercheseminar sowie ein Gesprächsseminar an: "Ein Täter, Mitläufer, Zuschauer, Opfer in der Familie? Rechercheseminar zu Familiengeschichte und Familiengeschichten". Aktuelle Termine findet man im Veranstaltungskalender, oder man ruft die Öffentlichkeitsarbeiterin an: Dr. Iris Groschek, Telefon 040-428131521.

  • Das Rechercheseminar stellt Möglichkeiten vor, über Täter, Opfer und Orte der Verbrechen im Nationalsozialismus in Archiven, im Internet, in Datenbanken und Onlinekatalogen zu recherchieren.
  • Im Gesprächsseminar sprechen die TeilnehmerInnen darüber, was es heißt, einen NS-Täter in der eigenen Familie zu haben und auf die Suche nach unliebsamen Wahrheiten zu gehen. Die TeilnehmerInnen sind zwischen etwa 30 und 70 Jahre alt, Kinder und EnkelInnen sind gleichermaßen vertreten. Die Bandbreite der Tätigkeit ihrer Vorfahren reicht von der BDM-Führerin bis zum Teilnehmer eines Tötungskommandos im Ostfeldzug oder zum KZ-Wachmann. Es kommen auch Menschen, die bislang nur eine Ahnung haben oder sehr vereinzelte Anhaltspunkte. Einige TeilnehmerInnen sind zum wiederholten Mal dabei und nehmen eine Art Mentorenfunktion wahr. Es gibt ausreichend Gelegenheit, die eigene Geschichte zu schildern und die Emotionen im Umgang damit.

Kontaktanfragen: Dr. Oliver von Wrochem, Telefon: 040-428131515, Mail: Oliver.vonWrochem@kb.hamburg.de

Auch ein Materialienheft zur Familienrecherche hat die Gedenkstätte zusammengestellt, für 5 Euro zuzüglich Porto zu bestellen.

Die Stiftung Topographie des Terrors bietet immer mal wieder ein Seminar an mit dem Titel "Familienbegegnungen. Methoden familiengeschichtlicher Recherche". Die Teilnehmenden lernen, sich in die Arbeitsweise von Archiven reinzudenken. Es referieren Fachleute vom Bundesarchiv, auch ein Fotohistoriker ist manchmal dabei. Kontakt über den Archivar Ulrich Tempel, tempel@topographie.de, Telefon: 030-25450927.

Der Historiker Johannes Spohr bietet ebenfalls Recherche-Workshops an - meist auf Einladung, an unterschiedlichsten Orten in unterschiedlicher Länge. Kontakt


Fundgrube: Entnazifizierungsakten

Über Mitgliedschaften oder Funktionen innerhalb des NS-Systems erfährt man oft etwas in den Entnazifizierungsakten ("Spruchkammerakten") – sofern solch eine Akte zu der Person angelegt worden ist.

Die alliierten Siegermächte hatten nach Kriegsende etwa 182.000 Deutsche inhaftiert, um ihre Schuld an den Verbrechen des NS-Staates zu klären. Man teilte die Leute dann ein in Hauptschuldige, Belastete, Minderbelastete, Mitläufer, Entlastete.

Spruchkammerakten sind mit Vorsicht zu lesen! Denn die Entnazifizierungsbescheide sind oft eher aus Gefälligkeit erstellte Persilscheine als tatsächlich recherchierte Bescheide. Man bezeichnete die Spruchkammern deshalb sogar als "Mitläuferfabriken" - weil sie aus Tätern einfache Mitläufer machten. Hintergrund: Die Spruchkammerverfahren sahen eine Umkehr der Beweislast vor, das heißt, die Beklagten mussten selbst Beweise herbeischaffen dafür, dass sie trotz allerlei Zugehörigkeiten oder Ämter etc. den NS-Staat nur unwesentlich unterstützt oder sogar Widerstand geleistet hatten. Dafür bat man Freunde und Bekannte, die Unbescholtenheit zu bezeugen oder Begebenheiten zu schildern, aus denen auf eine gewisse Regimeferne geschlossen werden konnte.

Die Einstufung als bloßer "Mitläufer" sollte man also nicht einfach so übernehmen. Sonst läuft man Gefahr, aus den Akten genau das beschönigende Bild herauszulesen, das über Jahrzehnte in der Familie tradiert wurde.

Wertvoll sind die Spruchkammerakten für Recherchierende dennoch, da in den Meldebögen die Mitgliedschaften in der NSDAP oder anderen parteinahen Organisationen aufgelistet sind, die allermeist innerhalb der Verwandtschaft überhaupt nicht bekannt sind.

Die meisten Akten der Spruchkammerverfahren je nach Besatzungszone (erster Überblick über die Lage der Besatzungszonen) befinden sich nicht im Bundesarchiv, sondern in den Landesarchiven. In Baden-Württemberg zum Beispiel sind die Akten im Staatsarchiv Ludwigsburg zu finden, in Bayern im Staatsarchiv München.

Hat man die richtige Behörde, das richtige Archiv gefunden, kann man seine Anfrage meist per E-Mail stellen. Wichtig: Alle bekannten Daten erwähnen, also alle Vornamen, Geburtsdatum, wo gelebt, welcher Landkreis ...

Mammutarchiv: das Bundesarchiv

Das Bundesarchiv ist das zentrale Archiv der Unterlagen des Bundes und seiner Vorgängerinstitutionen. Das Bundesarchiv teilt sich in verschiedene Dienststellen (Koblenz, Freiburg, Ludwigsburg, Berlin, Bayreuth) mit verschiedenen Beständen auf.

Achtung: Das Bundesarchiv recherchiert bei Anfragen nicht selbst in seinen Beständen, sondern schickt eine Kurzbeschreibung, welche Bestände bzw. Aktensignaturen für die Recherche interessant sein könnten. Fragen kann man aber zum Beispiel, ob der Verwandte Mitglied der NSDAP oder anderer NS-Organisationen war. Das Bundesarchiv bewahrt diese Mitgliederkarteien fast vollständig auf.

  • Welche Bestände zum Dritten Reich in welchen Teilarchiven liegen, siehe hier.
  • Selber schon mal rumsurfen? Dann hier.
  • Liste von Recherchediensten.


Militärarchiv (Teil des Bundesarchivs)

Hilfreich ist es, wenn man einen Wehrpass gefunden hat. Darin ist auch notiert, wann jemand in welcher Einheit wo im Einsatz war. Damit kann man besser weitersuchen.

Das Militärarchiv in Freiburg (eine Abteilung des Bundesarchivs) bewahrt an personenbezogenen Daten auf:

  • die Personalunterlagen der Offiziere der Wehrmacht (Heer, Luftwaffe, Marine, nicht Waffen-SS),
  • wehrmachtsgerichtliche Unterlagen aller Dienstgrade (z. B. bei Fahnenflucht etc.),
  • Verleihungslisten (z. B. Eisernes Kreuz etc.) von Wehrmachtsangehörigen aller Dienstgrade,
  • vereinzelte Erwähnungen vor allem von Offizieren in den Kriegstagebüchern der Einheiten der Wehrmacht und Waffen-SS.

Archivfachlicher Dienst: Telefon: 0761-47817864

Die helfen weiter: RecherchehelferInnen für Militärisches findet man in der Untergruppe "Recherchedienste Freiburg".

Wehrmacht

Die private Initiative "Lexikon der Wehrmacht" hat viele Infos zu Einheiten auf der Seite, wann, wo, unter welcher Leitung. Auch ein Forum für Fragen. Sehr umfassend.

Uniformen

Vielleicht hat man ein Foto gefunden des Angehörigen in Uniform und will nun wissen, was das für eine Uniform ist. Uniformen von Wehrmacht und SS werden zum Beispiel hier und hier erklärt, oder Dienstgradabzeichen hier.

Oft ergiebig: Stadt- und Landesarchive

Die Bundesländer haben eigene Archive, oft Staatsarchiv genannt. Sie bewahren die schriftliche Überlieferung der Landesbehörden und Landeseinrichtungen auf, oft auch der Kommunalbehörden (auch Gerichtsakten, historische Einwohnermeldekarteien, Personalbürounterlagen, Dokumente der Entnazifizierungsstellen).

Einzelne Staatsarchive bieten auch Vorträge oder Seminare an zur Erforschung der Familiengeschichte in der NS-Zeit. Besonders aktiv sind da Archive in Nordrhein-Westfalen (Landesarchiv NRW) sowie in Baden-Württemberg.

Quellen für allgemeine Familienforschung

Im "Genealogienetz", einem Internetportal, das von einem gemeinnützigen Verein betrieben wird, findet man hilfreiche Hinweise zu Genealogieforschung allgemein. Praktisch sind zum Beispiel Vorlagen für Briefe an Behörden oder Kirchen. Unter dem Menüpunkt "Vereine" findet man regionale Familienforschungsvereine. Praktische Tipps auch hier. Ebenfalls nützlich für Ahnenforschung diese Seite.

Wie andere recherchiert haben

  • PODCAST "Gestern ist jetzt". Die beiden Journalistinnen Brigitte Baetz und Melanie Longerich wollen endlich genau wissen, wie sich ihre Großväter im Nationalsozialismus verhalten haben – und wie das ihre Familien bis heute beeinflusst. Und weil diese Fragen auch viele andere umtreiben, entstand die Idee zu diesem Podcast über "Familiengeschichte im Nationalsozialismus". Darin befragen sie Fachleute und andere EnkelInnen. "Gestern ist jetzt" soll bei der Spurensuche unterstützen und weiterbringen. Eine Folge klärt zum Beispiel, wie man Tagebücher aus der Nazizeit liest und interpretiert. Oder eine Expertin des Bundesarchivs erklärt, wie man dort "personenbezogene Auskünfte" erhält - etwa darüber, in welcher militärischen Einheit der Angehörige war.
  • FILM: "Meine Familie, die Nazis und ich": eine sehr persönliche und bewegende Dokumentation (2012) von Regisseur Chanoch Ze'evi über die Kinder und EnkelInnen einiger der bekanntesten NS-Täter. Die interviewten Nachfahren von zum Beispiel Himmler, Göth, Hess, Göring haben sich diesem "Familienerbe" gestellt und dabei sehr unterschiedliche Weisen des Umgangs gefunden. Sehr zu empfehlen! U. a. hier ist der Film online anzusehen.

Auswahl an interessanten Büchern, die bis 2012 erschienen sind:

  • Claudia Brunner, Uwe von Seltmann: "Schweigen die Täter, reden die Enkel" (2006). Die dritte Generation recherchiert. Furchtlos, aber nicht unbeeindruckt. Uwe von Seltmann, Jahrgang 1964, muss erkennen, dass sein Großvater nicht nur der vergleichsweise harmlose Schreibtischtäter bei der Volksdeutschen Mittelstelle in Krakau war, für den er ihn bislang gehalten hat, sondern aktiv an der Niederschlagung des Warschauer Ghetto-Aufstandes 1943 teilnahm. Claudia Brunner, Jahrgang 1972, die Großnichte von Alois Brunner, der rechten Hand Eichmanns, stellt sich den grausamen Fakten, die über ihren Großonkel zutage gefördert werden. Man erfährt einiges darüber, was solche Recherchen mit einem machen. Und beide machen die Erfahrung, dass, wenn sie zu reden beginnen, andere plötzlich auch zu sprechen anfangen bzw. wissen wollen, was ihre Großmütter und Großväter getan haben. Spannend.
  • Moritz Pfeiffer: "Mein Großvater im Krieg 1939 – 1945. Erinnerung und Fakten im Vergleich" (2012). Der Historiker Moritz Pfeiffer, Jahrgang 1982, konnte seinen Großvater noch befragen. Der gab ihm bereitwillig Auskunft. Das Erinnerte vergleicht Pfeiffer mit der tatsächlichen Geschichte und der wissenschaftlichen Forschung. Pfeiffer stellt fest: Die Großeltern haben sich dem NS-Regime weit mehr verschrieben, als sie es heute sagen. Und: Sie haben sehr viel mehr gewusst, als sie heute behaupten. Pfeiffer referiert auch die aktuelle Forschung dazu, was die Deutschen tatsächlich gewusst haben, z. B. über die Judenvernichtung. Sehr interessant.
  • Uwe Timm: "Am Beispiel meines Bruders" (2003). Der Autor, Jahrgang 1940, über seinen älteren Bruder, der als Mitglied der Waffen-SS am Zweiten Weltkrieg teilnahm und dort verbotenerweise Tagebuch über seine Erlebnisse führte.
  • Niklas Frank: "Meine deutsche Mutter" (2006). Sowie: "Der Vater. Eine Abrechnung" (1993). Der Autor, Jahrgang 1939, rechnet voller Emotionen mit seiner Mutter und seinem Vater ab, dem einstigen Generalgouverneur von Polen und Hitlers Gefolgstreuem. Mit dem Buch unterm Arm reist Niklas Frank seit Jahren kreuz und quer durch Deutschland und liest daraus in Schulen vor. Trotzdem ist er kein verbitterter Typ, wie man dem 2012 erschienenen Film "Meine Familie, die Nazis und ich" entnehmen kann: Da tollt er mit seinen Enkeln herum und nimmt gerührt das "Danke" seiner Tochter entgegen - sie bedankt sich bei ihm, dass er durch seine hartnäckige Aufarbeitung zwischen ihr und der NS-Zeit sozusagen einen Schutzwall aufgebaut hat.
  • Ute Scheub: "Das falsche Leben: eine Vatersuche" (2006). Die Autorin, Jahrgang 1955, recherchiert den Weg ihres Vaters, eines SS-Manns, Jahrzehnte nach dessen Suizid, anhand von Manuskripten und Feldpostbriefen. Porträt auch einer ganzen Männergeneration, die nicht über ihre Kriegserlebnisse geredet hat.
  • Alexandra Senfft: "Schweigen tut weh. Eine deutsche Familiengeschichte" (2008). Die Autorin (Jahrgang 1961) ist die Enkelin von Hanns Ludin. Der war SA-Mann und Hitlers "Gesandter" in der Slowakei und in dieser Funktion verantwortlich für die Judendeportationen. 1947 wurde er als Kriegsverbrecher hingerichtet. Zu Unrecht, heißt es über Jahrzehnte in der Familie, Hanns Ludin habe ja nicht gewusst, dass die Juden direkt zur Ermordung deportiert wurden. Das älteste von sechs Kindern, Tochter Erika, die Mutter der Autorin, war 14, als der Vater starb. Sie wurde zur Vertrauten von Ludins Witwe. Später schlingerte sie durchs Leben, überaus charmant und zugleich haltlos. Ein Buch darüber, wie Schweigen und Verleugnen die nachfolgende Generation fürs Leben geprägt hat.
  • Der jüngste Sohn von Hanns Ludin, nämlich Malte Ludin, hat ein paar Jahre vor diesem Buch, 2004, die Dokumentation "Zwei oder drei Dinge, die ich von ihm weiß" gedreht. Darin interviewt er vor allem die Schwestern und seine alte Mutter und zeigt, wie sie an der Legende des guten Vaters festhalten. Die Aufarbeitung der Schuld des Auswärtigen Amtes während der NS-Zeit begann damals erst. Der Film ist als DVD erhältlich.

Spannende Fachbücher

  • Harald Welzer, Sabine Moller, Karoline Tschuggnall: "'Opa war kein Nazi.' Nationalsozialismus und Holocaust im Familiengedächtnis" (2002). Das AutorInnenteam führt Interviews mit verschiedenen Generationen mehrerer Familien und stellt dabei fest: Die Erinnerung an den Holocaust hat im deutschen Familiengedächtnis keinen Platz. Historisches Wissen aus Schule und Zeitung wird nicht in Verbindung gebracht mit der eigenen Familie. Getrennte Welten. Die meisten nehmen einfach mal so an, dass ihre Vorfahren gegen den Nationalsozialismus waren.
  • Jan Philipp Reemtsma: "'Wie hätte ich mich verhalten?' Und andere nicht nur deutsche Fragen" (2001) (Der Link führt zu Auszügen aus Rezensionen). Überaus kluger Aufsatz (der erste im Sammelband) über die Frage, ob man nur urteilen darf, wenn man dabei gewesen ist. Und ob das Misstrauen gegen sich selbst (Wäre ich stark genug gewesen?) zu einer Entschuldigung der Vorfahren führen muss.
  • Christian Hartmann: "Unternehmen Barbarossa. Der deutsche Krieg im Osten 1941 – 1945" (2001). Der Autor, Historiker am Institut für Zeitgeschichte in München/Berlin, gibt im Taschenbuchformat einen Überblick über den Angriffskrieg gegen die Sowjetunion. Über Motive, Verläufe, Diskussionen, Verbrechen. Sehr nützlich zur Orientierung. Es gibt auch eine Langfassung dieser Arbeit.
  • Harald Welzer: "Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden" (2005). Über den Holocaust ist viel geschrieben worden, aber die wichtigste Frage ist bis heute nicht beantwortet: Wie waren all die "ganz normalen Männer", die gutmütigen Familienväter und harmlosen Durchschnittsmenschen imstande, massenhaft Menschen zu töten? Der Sozialforscher Welzer untersucht Taten aus dem Holocaust und anderen Genoziden und zeigt, wie das Töten innerhalb weniger Wochen zu einer Arbeit werden kann, die erledigt wird wie jede andere auch. Und dass man sich dafür entscheidet. Ein intellektuell und emotional aufregendes Buch.
  • Peter Longerich: "'Davon haben wir nichts gewusst!' Die Deutschen und die Judenverfolgung 1933 – 1945" (2006). Was genau haben die BürgerInnen im "Dritten Reich" gewusst? Wie diskutierten sie darüber? Die Ausgrenzung und später Ermordung der Juden vollzog sich nicht fern der Öffentlichkeit. Aber nach anfänglichen Diskussionen machte sich Desinteresse an ihrem Schicksal breit.
  • Christopher Browning: "Ganz normale Männer: Das Reserve-Polizeibataillon 101 und die 'Endlösung' in Polen" (1998). Opa war Polizist. So viel weiß man in den meisten Familien. Und denkt dann gern: Er hat den Verkehr geregelt und Diebstähle aufgeklärt. Was normale Berufstätige halt so tun. Christopher Browning hat sich ein Polizeibataillon mal genauer angeschaut. Sein Buch schlug ziemlich Wellen. Denn diese ganz normalen Polizisten waren an Massenmorden beteiligt (Erschießungen von Juden in Polen). Und sie konnten sich entscheiden, ob sie da mitmachen wollen. Man bot ihnen an, sonst einen anderen Job zu übernehmen. Nur 12 von etwa 500 sagten dann: Hier, ich, ich will was anderes machen.
  • Daniel Jonah Goldhagen: "Hitlers willige Vollstrecker. Ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust" (1996). Eines der ersten Bücher, die den Scheinwerfer auf die "kleinen" Täter richteten. Eine Fallstudie darüber, wie es möglich war, dass sich so viele ganz normale Deutsche am Holocaust beteiligt haben. Das Buch wurde heftig diskutiert. Manche warfen Goldhagen eine gewisse Einseitigkeit vor sowie den staatsanwaltschaftlichen Ton.

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Vielen Dank. Nach Lektüre Ihres Artikels überlege auch ich, die Vergangenheit meines Großvaters zu erforschen.

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Sehr geehrte Christine Holch,

Ihr wunderbarer, mir eigentlich nur zufällig untergekommener Beitrag hat mir einen lange fälligen Stoß gegeben. Da es ja offensichtlich nicht aussichtslos ist, nach so langer Zeit etwas über das Schicksal einer ehemaligen ukrainischen "Ost-Arbeiterin" zu erfahren, will ich das unbedingt auch tun. Glücklicherweise brauche ich dazu nicht über Opa und andere Familienmitglieder zu recherchieren. Wüsste aber gern eine erste Anlaufstelle, mit der die Suche beginnen könnte. Wüßten Sie vielleicht eine?

(Es geht konkret um ein ukrainisches Mädchen, das nicht später als 1944 und dann bis zum Mai 1945 in unserer Familie als Haushaltshilfe tätig war. Davor befand sie sich in einer Unterkunft (Lager?) für Zwangsarbeiter/-innen, die von den Junkers-Flugzeugwerken beschäftigt wurden. Mein Vater, zu der Zeit Leiter der Abt. Forschung bei Junkers in Dessau, konnte sie von dort loseisen. Für sie wohl ein Glücksfall - nicht nur wegen der Sprache, die sie mit uns gemeinsam hatte: Wir waren eine russischsprachige Familie.
Der Name dieses damals knapp über 20-jährigen Mädchens ist mir bekannt, im Familienalbum habe ich von bzw. mit ihr mehrere Fotos. Leider ist meinem inzwischen fast 83-jährigen Kopf ihr Heimatort entfallen. Aber Pardon, das ist sicher schon viel mehr, als Sie für eine Antwort auf meine Frage bräuchten.)

Dennoch - quasi als P.S. - ganz kurz noch dieses:

(1) Mit "Haika" waren Sie ganz nah dran: Es hätte "Halka" heißen müssen. (Das "i" vermutlich ein irgendwann passierter Lese- oder Schreibfehler). Halka ist die im Umgang üblichste Diminutivform des Namens Halina.

(2) Mir ist klar, dass Ihre Liste einschlägiger Bücher zum Thema Erforschung dunkler Kapitel in der eigenen Familienhistorie nur eine Auswahl sein konnte. Haben Sie vielleicht eine vollständigere in Ihrem - früher hätte ich gefragt: "Zettelkasten", jetzt also: PC oder Mac? Ein ganz wichtiger Titel ist mir beim Lesen gleich selbst eingefallen: Thomas Harlans Buch über seinen Vater Veit.

Mit freundlichen Grüßen, verbunden mit einem großen Dank für Ihre Arbeit,

Georg (Jurij) v.Schlippe

Ringstr. 30, 86911 Riederau-am-Ammersee

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Sehr geehrter Herr v. Schlippe, eine Literaturliste der Söhne/Töchter-Literatur schicke ich Ihnen per Post zu (aus den Neuengammer Studienheften, Nr. 01, 2010, Titelthema: "Ein Täter, Mitläufer, Zuschauer, Opfer in der Familie?"; das Heft kann man auch online hier bestellen: http://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/?id=3305) Wegen der Suche nach der ehemaligen Zwangsarbeiterin: Zum Internationalen Suchdienst nach Bad Arolsen fahren (vorher Termin vereinbaren: www.its-arolsen.org/de/startseite/index.html) und dann dort nach kurzer Einweisung im digitalen Archiv suchen. Unbedingt parat halten: Name (evtl. auch verschiedene Schreibweisen), alle bekannten Orte, Arbeitgeber, ungefähres Alter, Beschäftigungszeiten, Namen von Kolleginnen etc. Herzliche Grüße und viel Glück! Christine Holch
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was ein HAMMER-Artikel! Ich dachte ich hätte schon so viel und so gut wie alles zum Thema gelesen. War gestern abend 23 Uhr plötzlich wieder hellwach: Auch ich kenne ja bloss eine sehr ungefähre Familienlegende. Christine Holch hatte den Mut und die Energie und die Power in Abgründe zu blicken und sie auszuleuchten, vielen Dank für dieses großartige Beispiel. Von ihrer wundervollen Geste, mit den Nachkommen das Erbe zu teilen ganz zu schweigen.

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Der Beitrag und die Energie, die die Autorin aufgebracht hat, um ihre Familiengeschichte zu recherchieren, hat mich (59 Jahre) sehr nachdenklich gemacht. Gerade, weil er so unspektakuläre "Alltags"-Schicksale beschreibt.
Und er hat mich motiviert, selbst die Biographie meiner Eltern, insbesondere meines Vaters und dessen Rolle im III. Reich zu hinterfragen.

Ich habe das lange verdrängt, wollte es vielleicht nicht wissen, habe auch in Jugendzeiten, als ich eher konfrontativ mit meinen Eltern diskutiert habe, nur wenige oder einsilbige Antworten von ihnen bekommen. In der Schulzeit wurde diese Zeit nur sehr am Rande behandelt,
man kann sagen "ausgespart".
Herzlichen Dank für den Anstoß, den Sie mir damit vermittelt haben.

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Ich habe gestern den hervorragenden Haika-Artikel im Heft gelesen, er hat mich sehr gefesselt und nachdenklich gemacht. Denn letztlich weiß ich auch nicht viel. Ein Onkel meines Vaters war immer mein Lieblingsonkel, erst viel später habe ich erfahren, dass er bei der SS war. Das Thema wurde zu seinen Lebzeiten nicht angesprochen und ich habe auch nie gefragt, obwohl ich die vielen "Landser"-Hefte im Wohnzimmerschrank schon als Kind komisch fand. Ja, ich würde auch gerne manches genauer wissen. Vielen Dank für den Denkanstoß und die umfassenden Recherchehilfen. Vielleicht sollte ich es auch angehen!

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Zufällig bin ich auf Ihren Artikel gestoßen. Er hat mich wieder erinnert, dass es auch in meiner Familie viele offene Fragen gibt. Nach dem Tod meiner Großmutter im Alter von 97 Jahren, mussten wir ihr Haus ausräumen. Dabei fanden wir viele Unterlagen aus der NS-Zeit, die bei mir den Verdacht geweckt haben, dass es in unserer Familie sowohl Täter als auch Opfer gab. Wir fanden Unterlagen (Urteil, Widerspruch, Krankschreibung für die Zeit im Krankenhaus) zur Zwangssterilisation 1937 meiner Großmutter. In einer unglaublich menschenverachtenden Sprache. Wir fanden aber auch Ariernachweis und diverse Verdienstkreuze mit Schwertern und ohne von meinem Großvater. Ein Fotoalbum von der Front. Viele Karten, einschlägige Literatur. Er war bei der Wehrmacht in Osteuropa. Mir fällt es bislang schwer anzufangen nachzuforschen, weil ich nicht weiß wie ich das anpacken soll. Meinen Vater habe ich schon viel gefragt. Er war damals ein Kind (Jahrgang 1932). Ihre Tipps zur Recherche ermutigen mich. Vielen Dank für die umfangreichen Tipps.

PS: Das Thema Zwangssterilisation in der NS-Zeit kommt in den Medien kaum vor. Damals wurden auch Kinder zwangssterilisiert, d.h. es gibt noch genügend Überlebende, die kaum gehört werden. Wäre das nicht ein Thema für Chrismon?

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Irgendwie kann ich die Absicht des Artikel nachvollziehen - und igrenwie bin ich schockiert.
Wie wäre es, wenn wir uns auch einmal auf die Suche nach unseren Vorfahren machten, die klammheimlich, aber in ihrem kleinen Kreis wirksam dem Horrorsystem widerstanden - gleich, ob sie "wirksam" waren, oder nicht. Ihr Leben stand auf dem Spiel! Wer wagt es heute, saturiert und vor der Staatsmacht durch Gesetze geschützt, der Nazi-Generation mangelnde Zivilcourage vorzuwerfen?

Kurzum: Meine Mutter war so eine Heldin. Als Lehrling in einer Bäckerei trug sie morgens mit den Brötchen für eine jüdische Frau Muttermilch aus und die Predigten des Grafen v. Galen. Es hatte natürlich "im Großen" keinen Sinn. Die jüdische Mutter mit ihrem Kind wurde vor ihren Augen deportiert. Sie warf ihr aber vom Wagen als Dank noch Damastservietten zu - eine Reliquie in unserer Familie bis heute.
Aber meine Mutter war offenkundig nicht alleine in ihrer Haltung: Die Nachbarschaft muss von ihrer Zuträgerschaft gewusst haben - schwieg, und zeigte sie nicht an! Geschehen zu Köln in den 40er Jahren. Also: Wer erinenert sich nicht nur an die verbrecherischen Verwandten sondern auch an die unbekannten Helden?

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Danke für Ihren Bericht. Nun werde ich eine zweiten Anfang nehmen, die Zwangsarbeiter zu suchen, die auf dem Hof meiner Oma während des Krieges waren.

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Liebe Leserinnen und Leser, wer nach ehemaligen ZwangsarbeiteInnen sucht, ist genau richtig beim Internationalen Suchdienst. Dort gibt es Unterlagen zu vielen der im Dritten Reich eingesetzten ZwangsarbeiterInnen, wenn auch nicht zu allen. Man kann den Suchdienst anmailen oder anrufen oder ihm einen Brief schreiben. Dann bekommen Sie ein Suchformular zugeschickt, das Sie in Ruhe zuhause ausfüllen können. Internationaler Suchdienst (ITS), Große Allee 5 - 9 , 34454 Bad Arolsen, Telefon: 05691 629-0, email@]its-arolsen.org, www.its-arolsen.org Sollte der Suchdienst nichts haben, kann man sich auch an Dr. Valentina Valtchuk von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft wenden. Sie sucht nicht selbst, aber sie kennt einige "Schleichwege", um jemanden vielleicht doch noch zu finden: Dr. Valentina Valtchuk, valtchuk@stiftung-evz.de, Tel. 030 25 92 97-47. Wünsche viel Erfolg! Christine Holch
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Herzlichen Dank für die umfangreichen Informationen!

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Liebe Frau Holsch, Sie haben es geschafft, Ihre immense Arbeit zu veröffentlichen. Das ist nicht nur großartig, sondern äußerst wichtig für die Vielen, die bis heute zweifeln, oder nicht den Mut haben, die Rolle ihrer Verwandten während der NS-Zeit zu erforschen.
Im Jahr 2000 gründete ich mit einigen jüngeren Menschen in Wuppertal einen Verein, der sich um ehemalige ZwangsarbeiterInnen insofern kümmerte, als sie für die "Entschädigungszahlung" (von Bund und Wirtschaft, EVZ) Bescheinigungen vorlegen mußten, die ihre Arbeit in W'tal belegten.
Wir bearbeiteten mehr als 500 Anfragen aus der Ukraine, Belarus, Rußland und Polen, viele davon auch mit Erfolg.
Zu dem Zeitpunkt wußte ich, dass mein Vater als Kriminalbeamter an einem sog. "Endphasenverbrechen" in Wuppertal beteiligt war und deswegen von der britischen Besatzungsmacht auch verurteilt wurde (1947 in Hamburg).
In meiner Familie galt aber die mündliche Überlieferung "Dein Papa ist zu unrecht verurteilt worden."
Mittlerweile erinnerte ich mich, dass er 1941/1942 in der Ukraine war, in Dnjepropetrowsk und aus gesundheitlichen Gründen in ein Erholungsheim in Zakopane/Polen entlassen wurde.
Aus mühseligen Recherchen erfuhr ich, dass er 1939 in Charlottenburg ausgebildet und zur SS eingeteilt wurde. Am 16.5.1941 (!) wurde er einberufen, u.z. nach Düben und von dort aus in die Ukraine. Seine Rückbeorderung im April 1942 erfolgte aus Kiew. Was er dort machte liegt im Dunkeln. Keine Briefe, keine Dolumente, nichts bei WAST. Seine Personalakte bei der Polizei tauchte erst vor zwei Jahren auf, obwohl sie laut Mitteilung von der hiesiegen Pol.-Präsidentin offiziell fünf Jahre nach dem Tod meines Vaters (1996) vernichtet wurde. Auch in dieser Akte kein Hinweis auf die Tätigkeit meines Vaters dort. In einer eidesstattlichen Erklärung zur Entnazifizierung sagte er, dass er in Dnjepropetrowsk "lediglich" im Erkennungsdienst der Polizei tätig war und nicht von der Wehrmacht angestellt oder besoldet war.
Auch mir bleibt heute nur die Frage, wen und zu welchem Zweck mußte er "erkennen"? Das hat mich sehr belastet und ich kann mich nur sehr langsam innerlich distanzieren, da gab es viele schlaflose Nächte. Mit meinen 72 Jahren nicht immer leicht.
Auf alle Fälle ist es mir aber eine große Hilfe, zu wissen, dass es viele Menschen gibt, die auch keine Ruhe finden. Aber Ihr Bericht und vor allem die Recherche-Anleitungen sind da sehr hilfreich und willkommen.
Ich danke Ihnen für Ihre große Mühe und Ihre Offenheit.

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Liebe Frau Bhatia, Sie haben die offene Frage sehr schön formuliert: Wen und zu welchem Zweck musste Ihr Vater in der Ukraine "erkennen"? Die harmlosen Begriffe für oft Furchtbares, die in der NS-Zeit benutzt wurden, haben mich auch sehr beschäftigt. "Siedlungsplanung" oder "Wiederaufbau", da vermutet man ja zunächst nur Positives dahinter. In Dnjeptropetrowsk "wirkte" der SS-Führer Friedrich Jeckeln (Massenmord an Juden), aber das wissen Sie sicher selbst. Sie haben recherchiert, und Sie haben ehemaligen ZwangsarbeiterInnen geholfen. Vielleicht darf ich Ihnen aus der Ferne dies zurufen: Das ist gut genug! Herzliche Grüße Christine Holch
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Liebe Frau Holch,

danke für diesen umfangreichen Beitrag. Auch ich forsche seit einigen Jahren in der Vergangenheit meiner Familie. Meist bin ich auf sehr freundliche und hilfsbereite Mitarbeiter in den Archiven gestoßen. Zur Zeit bin ich jedoch etwas ratlos.

Vor ca. 2 Jahren fand ich heraus, dass meine Urgroßmutter 1932 in einer evangelischen Heil und Pflegeanstalt untergebracht war. Das dortige Archiv gab zunächst an, dass sie leider keine Krankenakte habe. Diese sei evtl. verlegt oder abhanden gekommen. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht wo meine Urgroßmutter verstorben ist, so dass ich mich auf die Suche begab und in den verschiedenen Tötungsanstalten anfragte. Vor ein paar Wochen kam dann der Durchbruch und die Sterbeurkunde meiner Urgroßmutter tauchte auf. Aus Dieser geht hervor, dass sie in den 60iger Jahren in dieser Anstalt verstorben ist. Erneut bat ich um die Kopie der Krankenakte. Nun berief man sich auf die ärztliche Schweigepflicht, die auch über den Tod hinaus gelte. Das wollte ich nicht so hinnehmen, da ich weis, dass im Bundesarchiv Krankenakten von 30.000 Patienten für die Forschung und den Angehörigen zur Einsicht bereit gestellt werden. Bei einem Telefonat sagte man mir dann, dass meine Urgroßmutter ja nicht der Euthanasie zum Opfer gefallen sei, bei einer Tötung wäre die Sachlage natürlich eine andere. Wie kann ich jetzt noch herausfinden, ob meiner Urgroßmutter Unrecht getan wurde? Wurde sie Zwangssterilisiert, wieso landete sie in dieser Anstalt, wer veranlasste das, gab es Verwandte die sich kümmerten, warum wurde sie entmündigt u.s.w?

Vielleicht haben Sie aufgrund Ihrer eigenen Erfahrung einen Tipp für mich, wie ich weiter vorgehen kann. Es kann doch nicht sein, dass das Unrecht davon abhängig gemacht wird, ob der Patient überlebt hat.

Über die Euthanasie Opfer wird immer mal wieder berichtet und man ist bemüht in verschiedenster Form an diese Verbrechen zu erinnern. Aber es gab noch viele andere Patienten die das Glück hatten nicht In einer Gaskammer zu landen, Totgesprizt oder mangels Nahrung zu verhungern. Was ist mit diesen Menschen?

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Guten Tag, ich würde mich an den Landesbeauftragten für Datenschutz wenden. Diese Fachstelle schützt nicht nur Daten, sondern klärt auch Ansprüche auf Herausgabe von Daten. Patientenakten fallen vermutlich unter das Krankenhausgesetz des jeweiligen Bundeslandes. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die dort festgelegten Schutzfristen länger sind als die im Bundesarchiv. Und selbst wenn: Üblicherweise kann man im Fall besonderen Interesses (zum Beispiel historische oder familiäre Aufklärung) eine Ausnahme beantragen. Auch dazu kann Sie die Datenschutzbehörde beraten. Wenn Sie, nachdem Sie die Akte erhalten haben, mehr erfahren wollen über die psychiatrische Einrichtung, in der Ihre Urgroßmutter war, könnten Sie vielleicht auch auf der Webseite der DGPPN (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilunde) fündig werden (Links, Bücher etc.) Die kümmert sich seit Längerem um die Psychiatrieverbrechen während der NS-Zeit. Auch die evangelischen Landeskirchen arbeiten die Verbrechen der Vorgängerinstitutionen während der NS-Zeit auf. Ich wünsche Ihnen, dass Sie bald die ganze Geschichte herausfinden!
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Liebe Frau Holch, die Chrismon-Ausgabe mit dem Text über Ihre Familienrecherche lag schon eine Weile auf meinem Tisch. Jetzt erst habe ich das gelesen - und habe selten sowas Gutes und Mutiges zu diesem Thema gelesen. Gerne nehme die Gelegenheit wahr für ein Feedback. Denn das ist so frei und reflektiert durchdacht und auch gefühlsmäßig so vielfältig und abgewogen. Sie geben mir frischen Mut für meine eigenen Recherchen. Danke! LG, GG

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Sehr geehrte Frau Holch,
am Sonntag,den 25.Nov. habe ich in HR 4 von Ihrer Suche gehört und bin erstaunt mit wie viel Geduld sie soviel herausgefunden haben.Das macht wiederum mir Mut eine alte Geschichte meines Vaters herauszufinden,der 1943 in Weißrußland stationiert war und dort vermutlich eine Liebesgeschichte mit einer Russin angefangen hat.Diese wurde dann auf seine Veranlassung nach Berlin gebracht und hat dort in einer Familie gearbeitet.Im September 1943 wurde diese Familie nach Breslau-Opperau umgesiedelt.Jetzt meine Frage Maria Lustowa,war keine klassische Zwangsarbeiterin- wie kann ich trotzdem etwas über ihr Schicksal herausfinden?Mein Vater war zu dieser Zeit schon mit meiner Mutter verlobt und hat sie Anfang 1944 geheiratet.Es gibt Briefe aus welchen hervorgeht,das mein Vater Maria wohl einfach "vergessen" hat.
Mit freundlichen Grüßen Brigitte Dopple

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Sehr geehrte Frau Dopple, möglicherweise wurde Maria Lustowa gleich nach dem Krieg als "displaced person" auf einer Liste erfasst. Dann könnte der Internationale Suchdienst was zu ihr haben bzw. seine Partnerorganisationen in Osteuropa danach fragen. Anfrageformular hier: http://www.its-arolsen.org/de/anfragen-von-angehoerigen/anfragenformulare/index.html Sonst bliebe nur, nach der deutschen Familie zu forschen, bei der die Frau gearbeitet hat (den Namen der Familie haben Sie doch, oder?). Möglicherweise könnten ein Historiker, eine Historikerin, die sich mit Polen (Breslau, einst Niederschlesien) auskennen, Ihnen da weiterhelfen. Eine Liste einiger Recherchedienste ist über das Dossier als Download abzurufen. Herzliche Grüße Christine Holch/Redaktion
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Sehr geehrte Frau Holch, VIelen Dank für Ihren Artikel und für die vielen Infos auf der Webseite! Können SIe mir einen Rat geben, wie ich einem russischen Feund am besten bei der Suche nach seinem deutschen Großvater (bzw. Informationen über diesen) helfen kann? Er weiss nur, wann er wo im Gebiet Brjansk stationiert war, hat den vermutlichen Namen, und weiss dass seine russische Grossmutter, die als Dolmetscherin für die Deutschen gearbeitet habe, mit ihm nach Deutschland gegangen sei, wo sie einen Sohn bekam und wohl bei einem Bauern gearbeitet habe. Wie Mutter und Sohn nach Russland zurückkamen, weiss er nicht, da heute beide tot sind und es keine Verwandten mehr gibt, bei denen er mehr erfahren könnte.
Er hat also nur den vermutlichen Namen des Großvaters ohne Rang und dessen EInsatzort zwischen 1941 und 1943 im Gebiet Brjansk und den Namen der Großmutter, die als Dolmetscherin für die Deutschen gearbeitet habe (gibt es da einen Ansatzpunkt für Nachforschungen?) und mit ihnen nach Deutschland gegangen sei. Warum und wie sie dann zurück nach RUssland gekommen ist, ist dem Enkel nicht bekannt. Mit Dank und freundlichen Grüßen, Margarete Borch

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Sehr geehrte Frau Borch, wegen des Großvaters würde ich eine Anfrage stellen bei der Deutschen Dienststelle (WASt) (www.dd-wast.de) . Diese Behörde hat immerhin Karteikarten von 18 Mio. Kriegsteilnehmern. Gleichzeitig oder danach würde ich beim Militärarchiv in Freiburg nachforschern. Die haben zwar v.a. die Personalunterlagen von Offizieren, aber auch Unterlagen von Soldaten, die ein Verdienstkreuz erhalten haben, sowie Unterlagen zu Soldaten, die wehrmachtsgerichtlich auffällig geworden sind - könnte ja sein, dass die Beziehung dieses Soldaten zu einer Russin in die Akten eingegangen ist. Archivfachlicher Dienst: Telefon 0761/47817-864 Homepage: http://www.bundesarchiv.de/bundesarchiv/dienstorte/freiburg/index.html.de. Recherchedienste für Militärisches: http://www.bundesarchiv.de/imperia/md/content/abteilungen/abtma/liste_recherchedienste__juni_2012_.pdf Wegen der Großmutter: Sie war zwar nicht verschleppt, wurde aber möglicherweise gleich nach Krieg als "displaced person" erfasst und also aktenkundig. Dazu können Sie beim Internationalen Suchdienst eine Anfrage stellen: http://www.its-arolsen.org/de/anfragen-von-angehoerigen/anfragenformulare/index.html Ich wünsche Ihnen, dass Sie fündig werden! Christine Holch/ Redaktion
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Liebe Frau Holch,
vielen Dank für diesen ermutigen Artikel! Mir wurde dadurch wieder vor Augen geführt, dass es auch für mich in meiner Familie noch viele Fragen gibt - und leider auch niemanden, an den ich mich wenden kann. Konkret geht es um meine Großeltern (Namen und Geburtsdaten weiß ich natürlich). Mein Großvater war während des Nationalsozialismus Vorstandsvorsitzender einer - soweit ich weiß - erdölverarbeitenden Firma im Ruhrgebiet, deren Name mir nicht bekannt ist. Können Sie mir raten, an wen ich mich wenden soll, wenn ich diesen Teil meiner Familie näher beleuchten will?
Herzliche Grüße!

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Hallo, Sie fragten, wie Sie etwas über Ihren Großvater (Vorstand einer erdölverarbeitenden Firma im Ruhrgebiet) herausfinden können. Haben Sie denn schon beim Bundesarchiv eine Anfrage gestellt? Auch eine Auskunft über eine mögliche Parteimitgliedschaft könnte Ihnen weiterhelfen, weil Sie darüber zum Beispiel den Wohnort während der NS-Zeit erfahren. Das wäre der erste Schritt. Ansonsten würde ich das Landesarchiv NRW fragen; das ist, was die Recherche nach Familienangehörigen während der NS-Zeit angeht, recht rührig. www.archive.nrw.de/lav/service/index.php . Viel Erfolg! Freundliche Grüße Christine Holch

Vielen Dank, eine sehr beeindruckende Lektüre!

Ich würde gerne noch einen Buchtipp loswerden, der sich zwar nicht mit Ahnenforschung aber mit Erinnerungen an die Nazizeit beschäftigt:
"Ich, die Alte - ich, die Junge: Konfrontation mit meinen Tagebüchern 1933-1945" von Lore Walb
Lore Walb war ein junges Mädchen während der Nazi-Zeit und hatte, wie viele junge Mädchen, Tagebuch geschrieben. Sie hatte nun den Mut, dieses Tagebuch zu hinterfragen, zu veröffentlichen und zu kommentieren. Eine äußerst interessante Lektüre, weil sie selbst durch ihr eigenes Tagebuch erkennen kann, wie sehr die eigene Erinnerung täuscht.

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Sehr geehrte Frau Holch,
habe mich auf die Suche gemacht im Internet an wen ich mich wenden kann, um herauszufinden,was mit meinem Großvater (SS-Angehöriger in München; Kein Mitläufer sondern einer, der sich sehr fundiert intelektuell damit auseinander gesetzt hat) "kriegstechnisch" in Verbindung gebracht werden kann.
Er war beruflich, was man früher Gebrauchsgrafiker nannte, so dass auch verschiedene Zeitzeugnisse existieren, die nach meinem Empfinden auch zu Dokumentationszwecken dienen.
So bin ich auf Ihren Artikel gestossen und der Möglichkeit, durch Fragen vereinfachende Hinweise von Ihnen zu bekommen.
Vielen Dank für Ihre Mühe diesbezüglich, die auch Mut macht weiter zu machen, trotz des Empfindens eines Labyrinths.....

Nicole Martin

Danke für die detaillierten Informationen zur Familienrecherche, die ich jetzt erst - bei den Vorbereitungen auf eine Lesereise nach Hamburg - entdecke (daran sehen Sie, dass ich keine regelmäßige Chrismon-Leserin bin...).
Ich hielt schon lange eine Liste mit Recherche-Adressen für meine SeminarteilnehmerInnen bereit, doch diese Anleitung ist wirklich sehr gründlich!
Das sind die entscheidenden Ergänzungen zu der Erinnerungs- und Versöhnungsarbeit, die ich in meinen Seminaren und Schreibwerkstätten begleite und die ich jetzt in dem Buch "TrümmerKindheit. Erinnerungsarbeit und biografisches Schreiben für Kriegskinder und Kriegsenkel" (Kösel, 2013) ausgewertet habe.
Die Kombination aus Faktenüberprüfung und innerer Arbeit im Feinstofflichen - in sehr individuellem Verhältnis - wirkt heilsam; das bestätige ich auch aus eigener Erfahrung.
Herzlichen Gruß,
Kathleen Battke

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Just heute habe ich Jennifer Teeges "Amon" zu Ende gelesen und stieß im Quellennachweis auf diese empfohlene Seite zur Eigenrecherche und bin perplex über diese gute Anleitung!
Es regt auf alle Fälle dazu an nachzufragen, denn auch in unserer Familie ist es die "Enkel-Generation" die genauer wissen möchte, was gewesen ist.
Zumal es auch in meiner Familie eine Adoption gab (mein Vater wurde adoptiert) und einen fremden, aber namentlich bekannten Großvater. Zwar fand ich schon als Jugendliche über die Heimatortskartei heraus, dass er nach dem Krieg in Sulingen, Niedersachsen lebte und Familie hatte, aber schon 1974 verstarb.
Wer war er, was hat er gemacht? War er, lebend in Ostpreußen, an Kriegsverbrechen beteiligt?
Oder der Adoptivvater meines Vater? Der andere Großvater, der aus Stalingrad floh...? Lange habe ich nicht mehr über eine Recherche nachgedacht und bin Jennifer Teege und Nikola Sellmair dankbar für ihr Buch und diesen guten Hinweis!

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[...]
Viele Großväter waren selbst Jugendliche in den Kriegsjahren. Denken Sie, diese Leute hätten so einfach eine Wahl gehabt?

Die allermeisten waren ganz einfache Soldaten, die bestimmt nicht zum Spaß in den Krieg gegangen sind. Sicher wird das ein oder andere schwarze Schaf dabeigewesen sein, so wie es diese schwarzen Schafe auch in den Alliierten Armeen gab. Oder was ist mit den 3 Millionen vergewaltigter deutscher Frauen durch die Rote Armee? Sollen da jetzt auch die russischen Nachkommen nachforschen, ob nicht vielleicht ihr Großvater einer dieser Vergewaltiger war? Oder sollen Nachkommen amerikanischer Soldaten jetzt vielleicht nachforschen, ob ihr Vater oder Großvater in Vietnam arme vietnamesische Zivilisten und Bauern abgeknallt hat? Oder sollen Nachkommen türkischer Soldaten nachforschen, ob ihr Urgroßvater beim Massenmord an 2 Millionen Armeniern dabei waren?

Ich halte absolut nichts davon, in alten Wunden zu bohren. Es waren andere Zeiten, die man heute auch nur sehr schwer nachvollziehen kann. Deutschland litt unter den Versailler Verträgen, was Hitler den Aufstieg ebnete. Den Deutschen ging es schlecht nach dem Ersten Weltkrieg. Alles Gründe die man einbeziehen muss in das große Ganze, wenn man es sich schon anmaßt, darüber zu urteilen was damals passiert ist.

Jeder der heute lebt und so leichtfertig nach dem Motto "warum hat sich denn keiner aufgelehnt" daherredet, der sollte sich mal fragen, was er selbst damals gemacht hätte. [...]

[...] Welche Schuld hat ein 18-jähriger deutscher Junger Mann, der damals zwangsweise zum Kriegsdienst eingezogen worden ist? Ich sehe da keine, er hat für sein Land gekämpft und sonst gar nichts. Alles andere ist SIEGERJUSTIZ.

Das sage ich als ganz normaler deutscher der Mittelschicht, Ich bin weder rechtsradikal oder sonstwas, weil man ja immer sehr schnell von irgendwelchen dummtoleranten Gutmenschen in diese Ecke geschoben wird, wenn man mal die Wahrheit über einige Themen anspricht. Das ist das Problem hier im Land, der Umgang mit der Vergangenheit ist krankhaft und nicht normal neutral, wie er sein sollte für Leute die damals noch nicht geboren waren.

// von der Redaktion bearbeitet. Bitte bleiben Sie sachlich.

Antwort auf von Andreas (nicht überprüft)

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Since I cannot write German, I will reply in English. Maybe you can find a human Ubersetzer for this. While there is some truth to what you are saying about the crimes of horrible behaviour of certain Allies or the United States in other conflicts, you might be relativizing too much. First, recognizing the guilt of people from your own country's past does not mean absolving the guilt of others. Second, Germany did not just do war; it did war in the name of a hideous racial theory, and if it had succeeded, the world would be a lot less free today and far more people would be dead. The United States helped to rebuild German society after the war, which shows that its objective was fundamentally different from the German objective, which justified the idea of other people being permanent slaves to Aryans, or just dead. Do you know the way German soldiers treated Russian or Jewish prisoners of war? How the Nazi regime tried to starve Russia? People will write back to their families about this, words will travel, the soldiers on a long march to drive the Nazis back into Germany know about the terrible brutality of German forces toward them and toward civilians and they will want revenge. This is not good, but it is predictable when you try to invade and enslave and purposely target civilians from the beginning. And the Hunger-Plan for the killing of 20-30 million more Slavs? All of these kinds of things were predictable consequences of the racism and anti-Semitism of the Nazi regime, even if some people did not know about it. The reality has been proven that many ordinary Germans knew a great deal about slavery, torture, killing of war prisoners, etc. It might have been possible for Germans to stop genocidal intent, killing of mentally ill with CO and injections, etc. in the early years (1933-1937), but there was not enough action. There was guilt among many German civilians for the progress of such a regime. Germany was targeting civilians purposely, and other countries responded. Don't expect idealistic behaviour when you start a war of aggression; believe me, Germany could have handled the 1920s and 1930s differently in relation to the Allies of World War I. Instead it helped the Turkish genocide; it sided with the wrong people, it militarized and it radicalized, and then the German justice system that could have stopped some of the ridiculous fascism often looked the other way. If a country is having economic trouble it should rely on objective reasoning and study these things so it can achieve better solutions. This takes hard work and is not immediate but when the basic values are good, it is easier to deal with other countries. Then you write about history being written by the victors. This is a tired old cliche and it is not true. The reality is that countries like the US and Britain have shown remarkable introspection and free debate about injustices done by some of their authorities. And this continues. Canada is facing its past about certain schools that were run by Christian religious orders and abused Aboriginal Canadians and tried to destroy their culture. In free societies, which yours is thanks to the US, Britain, France, etc., history is in reality written by anyone who can think, read, research and speak, and convince others that there are new chapters to explore and examine. Look at the discussion we are having now. If Nazi Germany won the war, my parents would have been killed at the age of 5 or 6. And it was not just the SS that participated in mass murders and rapes; it was also more Wehrmacht than you might think. And then all the German soldiers and authorities who recruited and allowed local racist populations to begin killing children and undressing them and shooting them into a ditch? Or the Einsatzgruppen who did this itself, again and again and again, killing over a million people and wishing to kill more? This was a regime had to be stopped, and Germany had to know it was defeated and that its regime could never come back. A new kind of justice based on universal human rights had to be established. And the victories of the war permitted other victories, such as that of African Americans in the civil rights movement. They were able to show all the great things they did during the war -- sometimes the finest pilots for example. The ingredients of better things were contained in this. What ingredients did Germany have to offer during the Third Reich? Finally, in terms of the individual criminal guilt of this soldier or that soldier, every case can be examined on its facts. I would never be able to address all the complexities of that. Take care, and continue thinking and reading and discussing. Learning is a lifelong thing.

Antwort auf von Rafael Wugalter (nicht überprüft)

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"And the victories of the war permitted other victories, such as that of African Americans in the civil rights movement. They were able to show all the great things they did during the war -- sometimes the finest pilots for example."

Nein, die weißen Amerikaner haben den Schwarzen nicht einfach so mehr Rechte gegeben, weil letztere im 2.Wkg ihren Wert bewiesen haben. Die Schwarzen Soldaten haben in Europa gemerkt, dass die Einheimischen sie besser behandelten als ihre weißen Vorgesetzten. Und sie haben in der Armee gelernt sich zu organisieren. Das hat letztlich zu der Bürgerrechtsbewegung geführt.

Sie sollten sich ein wenig besser über die afro-amerikanische Geschichte informieren.

"I like this goddamn country, you know that? That's right You know what the hell I learned? That a nigger ain't no different from nobody else. I had to come over here to learn that . . . They don't teach that stuff back in the land of the free.

Maybe I'll write a book about all this I'll write a book and tell how the Germans listen attentively to speeches on democracy and then look around at the segregated camps and race riots over white women and listen to the slurs on Negro soldiers on the streets, and then how Germans in the coffee houses along the Hauptstrasse . . . gather and laugh at the Americans who preach a sermon on what they, themselves, do not yet know."
--William Gardner Smith, Last of the Conquerors, 19481

I know more than you think about the history of the US civil rights movement. My mother was directly involved in it. Your point of view is an oversimplification. It was very difficult for African-American soldiers during the Second World War, especially in the earlier years. They faced a lot of discrimination from their white colleagues. However, the people who actually were able to observe the work done by African Americans began to reluctantly admit their immense bravery and skill, and started to realize their stereotypes were wrong. Thanks to the very hard work and sacrifices by African American soldiers, airmen and sailors, US military was racially integrated by President Truman in 1948. This happened a lot sooner than other kinds of desegregation in the US, which had to wait until the 1950s and 1960s. Much of the organizing done as part of the civil rights movement was done by churches and other associations, and involved both men and women. It is not usually helpful to quote a book about one person's experience because that experience cannot be generalized to the entirety of a situation. The experience of African Americans depended on many factors, including geography.

Antwort auf von Rafael Wugalter (nicht überprüft)

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I think its a little bit funny, when a person from the USA makes critics on that what Andreas wrote in his article. Rafael make a big article about cruelties that happened in second worldware but he wrote NOT ONE SINGLE WORD about the native american people that lived in this country before the white man came. The whole country USA is based on a genocid, on the mass-murder on the amerindians, the native americans which where killed, which lost their land, which was put into reservations where the most of them then lived as alcoholics. Not one word about that from Raffael, but he critices Andreas when he said, that not only Germany did big mistakes in the history. This is hypocrisy in my opinion. All mass-murder is a shame, no matter which folk is killed. The USA today celebrating themselves as the country-of-the-free and the greatest nation. How can this be combined with that, what this country is based of. So in my opinion, Andreas is right, when he say, that not only Germany must have shame for some things in their past, also other countrys. Germany showed shame a lots of time about some things happened in 2. World Ware, but i see not, that other countrys did the same. And their would be other countries, also the USA, which should do it. This whole discussion is about a book and i also have my doubts, if this book is a good idea for people, who wanted to research in their own family. I am also the opinion, that its better letting this bad things rest.

I completely agree that the US committed genocide, or quasi-genocide, at earlier times. The US also permitted slavery. These were disgusting things. How could anyone think that I wrote that these things are acceptable or that the US is the best country in the world? I never said that. I do not believe that the US is the best country in the world. But please. Germany was an established country in 1939, its crimes were immense (numbers of murders of Jews, Roma, disabled, Slavs) and committed later in time and after the development of international norms and values that were specifically designed to prevent such things and that the US and Germany had signed onto. Germany was surrounded by sovereign countries. It nonetheless started a war and set out to deliberately torture, taunt and murder citizens of its own country who simply wanted to contribute to society. Also, there were international conventions signed in the early 1900s (just before and after WW 1) about the treatment of prisoners of war and the conduct of war. The US, Britain, Canada, etc. followed these. Germany deliberately violated them even though they were binding on it. The conduct of Germany was completely illegal and on a much vaster scale and at a time when the law had moved forward and was supposed to protect people better (Red Cross, League of Nations, Geneva Conventions...) based on lessons of the past. Incidentally, do not forget the Hunger Plan, in which German authorities were planning the starvation of tens of millions of Slavic people in many countries. It makes no sense to forgive Germany's crimes by pointing to lesser, older or even equal crimes that were committed by others. And it is also worth remembering that crimes of genocide create victims many years after the events. The trauma affects descendants.

Even to say that Germany's cruelties "happened during the second world war" is already inaccurate. They are cruelties that Germany used a war as an EXCUSE to commit. And which Germany prepared and started before war. And which had no real relationship with war because they were aimed at civilians and people too weak or young to fight. You do not have to kill disabled civilians (T4) and imprison/kill homosexuals and kill civilian Jewish babies and children and put people in starvation / torture / extermination camps and kill 1.5 million civilian intellectuals, civil servants and other men, women and children by shooting them into ditches as part of a war. Those are all non-war things. People in other European countries do also admit their role in these non-war cruelties started by Germany/Austria, but not enough people. And there are plenty of people in the US and Canada, including the government, who admit and apologize officially for harm caused to aboriginal people. Various churches in Canada made official apologies for the Indian residential school system in Canada because churches ran many of those schools. There are also government inquiry commissions about this subject.

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Ich danke für Ihren Kommentar . Seitens der Autorin vermag ich hier einen äußerst sorglosen Ehrgeiz, zu erkennen, und das ist mir zu wenig an Verantwortung.

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[...]. Was will man mit dieser angeblichen "Recherche" erreichen? Familienmitglieder gegeneinander aufhetzen oder gar Familien auseinanderdividieren? Verstehe ich nicht so etwas. Heutzutage kann doch niemand ernsthaft glauben, sich mit einer halbherzigen Recherche auch nur annähernd in die damalige Zeit, Stimmung und politische Situation hineindenken zu können, beziehungsweise dann die korrekten Schlüsse daraus ziehen zu können. [...]! Ich warne davor, alte Wunden aufzureissen ohne sich sehr sehr ernsthaft jahrelang mit der Sache beschäftigt zu haben. Die Autorin übernimmt natürlich keinerlei Verantwortung für das, war ihre Vorgabe zur Recherche unter Umständen anrichten kann. Kürzen sie diesen Artikel ruhig, denn das wird ja anscheinend mit allen kritischen Einträgen hier gemacht, während unkritische in der gesamten Länge veröffentlich werden, auch wenn sie mehr als langatmig sind.

// von der Redaktion bearbeitet. Bitte bleiben Sie sachlich.

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Meine Mutter hat das buch von frau Selmair gelesen wo dieser Artikel erwähnt wird. Ich selbst versuche schon seit eineger Zeit etwas über meinen Großvater vaterlicherseits heraus zu finden. was da durch komplizirt ist das es über 50 jahre her ist das mein Vater ihn zuletzt sah und meine verstorbene Großmutter ihn quasie aus ihrem leben getilkt hat. Kein Foto keine nenenswerten Papiere und nimand den ich noch fragen könnte nur Gerüchte aus 3. oder 4. Hand.
Einigen Spuren bin ich schon nachgegangen so fand ich heraus wo er letzt entlich gestorben ist.
Mit hilfe ihrer Anleitung werde ich weiter stochern
Danke

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Zitat: "Was haben meine Eltern, Großeltern, Onkels, Tanten zur Zeit der Nationalsozialismus gemacht? Waren sie verstrickt in das Nazisystem? .... Sie spüren: Da ist was nicht erledigt."

Verstrickt waren sie (nahezu) alle. Allein damals zu leben hat gereicht. Alles im Detail wissen zu wollen, bedeutet noch lange nicht, dass etwas erledigt ist. Erledigen ist in diesem Zusammenhange eine hohle Phrase. Wir kennen alle das Unheil. Auch mit einer Permanent-Geißelung der gesamten Bevölkerung (sich körperlich und geistig blutig schlagen) kann man nichts erledigen. Was aber nicht ins allgemeine Bewußtsein (im Sinne von erledigen) gedrungen ist, ist das Versagen der damaligen Eliten in Adel, Militär, Kunst, Justiz, Journalismus, Manager, Geistes- und Naturwissenschaften, Verwaltungen und Religionen. Das sind auch jetzt alle unsere mahnenden Eliten, die immer noch Vorbilder sein möchten.

Wir sind hier in einem kirchlichen Portal.
Wo waren die Religionen 1914 und in der Fortsetzung 1933? Sie haben von den Kanzeln ebenfalls HURRAH gepredigt, Gottes Segen für den Sieg erfleht und die Waffen gesegnet. Was haben die Nazis zuerst getan? Bereits im Sommer 1933 haben sie mit beiden Kirchen Konkordatsverträge abgeschlossen. Diese schon seit Jahrhunderten üblichen und dann ab 14/18 immer wieder angemahnten Verträge versprachen den Kirchen bis dahin unerreichbare Sicherheiten. Damit wurden beide Kirchen ruhiggestellt. Denn schon spätestens 1938 (Pogromnacht) muss ihnen unmissverständlich klar geworden sein, dass das System die bis dahin gültigen religiösen Werte verleugnet. Aber bis zum Kriegsende hat keine der beiden Kirchen Ihre Gläubigen von der Kanzel über das System und seine Ziele informiert, zu einem gemeinsamen Widerstand aufgerufen oder doch zumindest die Geistlichen dazu aufgefordert. Das Konkordat war ihnen heiliger. Sie haben sich die 10 Gebote abkaufen lassen.

Beide Organisationen verfügten bis 1945 nicht nur über noch weitgehend „hörige“ Gläubige, sie waren die Einzigen, die neben dem Staat auch über eigene unabhängige Organisationen verfügten, die aus allen Teilen des Reiches und der Republik Nachrichten erhielten, diese bündeln konnten und dadurch einen Gesamtüberblick bekamen. Damals hatten beide Kirchen noch eine lückenlose Kenntnis davon, welche behinderten Gemeindemitglieder unter ihrer Obhut lebten. Auch wussten sie zuverlässig, ob auch Juden in ihrem Einzugsbereich zu Hause waren. Über den Leumund der Bewohner waren sie informiert. Wurde jemand „abgeholt“, dann wurden sie sogar von amtswegen (Änderung der Kirchenbücher) davon informiert. Auch über das Schicksal der Verschleppten hätten sie informiert sein können, wenn sie es denn gewollt hätten. Aber sie haben es im Zweifel bereitwillig nicht gewollt. Denn die Lager waren auch den Kirchen bekannt. Ihre Organisationen waren an diesen Orten wissend oder zumindest leichtfertig nichtsahnend. Wenn sie es hätten wissen wollen, hätten sie den ganzen Umfang der Unmenschlichkeit gewusst. Es bestand bis zuletzt (zumindet bis 1943) eine weitgehend lückenlose Informationskaskade und? Die Beichte! Mit dem Segnen der Waffen konnte nur der Teufel einverstanden sein.

Da hilft auch nicht, dass Einzelne des Klerus aufgemuckt haben. Mit diesem sehr vereinzelten persönlichen Widerstand kann sich keine der beiden Amtskirchen zu Recht als Gesamtheit. schmücken. Sie tun es trotzdem um sich hinterher mit fremden Federn zu schmücken. Zu allem Überfluss war ihnen auch die unheilvolle Konkurrenzsituation zwischen Staat und Religion bekannt. Denn der Nationalsozialismus verstand sich quasi als eine irdische politische „Religion“ mit einem absoluten Macht- und Ethik-Anspruch, dem sich auch die Kirchen mit ihren irdischen Ansprüchen und Werten unterzuordnen hatten. Mit einem Wort: Beide Kirchen waren käuflich und bigott.

Ich kenne von den Kirchen hierzu kein grundsätzliches „MEA CULPA“, keine akzeptierte Führungs-Verantwortung. Aber von den „armen Sündern“ wollen sie unablässig deren Vergehen bestätigt erhalten. Bis in die folgenden Generationen. Um ihres Glaubens und ihrer christlichen Werte willen hätten beide Kirchen wie Märtyrer reagieren müssen. Aber die Aussicht auf Macht und Geld war stärker als das Gewissen. Mit den höchsten Ansprüchen sind sie am tiefsten gefallen. Sie spüren: DA IST WAS NICHT ERLEDIGT! Alle „kleinen Sünder“ zum Schuldbekenntnis aufzufordern ist bequemer als die eigene verantwortliche Größe zu akzeptieren. Immer noch und immer wieder.

Ockenga schrieb am 8. Januar 2015 um 12:13: "Sie haben sich die 10 Gebote abkaufen lassen." "Aber die Aussicht auf Macht und Geld war stärker als das Gewissen." Diese Behauptungen sind das Gegenteil einer zutreffenden Erklärung für das beeindruckende Zusammenspiel zwischen Glaube und Macht, sei es damals im Faschismus, sei es heute in der Demokratie. Zum damaligen eifrigen Anhänger des geschichtsbekannten Führers wurde man nicht durch einen gelungenen Schnäppchenverkauf der 10 Gebote oder des Gewissens. Verkäufer gibt es nur, wenn es auch Käufer gibt. Von einem Markt für Gebote ist mir nichts bekannt. Wer sich aber ein Gewissen aus den 10 Geboten macht, ist offenbar wild entschlossen, sein Handeln und Denken unter die Aufsicht eines Gebotegebers zu stellen und darauf auch noch stolz zu sein. Der Gebotegeber kann dann der altbekannte Gott, der Führer der Bewegung, der moderne freiheitliche Wertehimmel oder eine beliebige Mischung all dieser Auftraggeber für das Gewissen sein.

Eine schreckliche Antwort. Hier wird von Iwan mit Gemüse geantwortet, wenn der Rettich gefragt ist. Bitte bei den Argumenten bleiben und sie nicht mit dem Markt für Gebote beantworten. Mir ist klar, dass es weh tun muss, wenn die Maske fällt, zumal das Konkordat und dessen Folgen wahrlich ein "beeindruckendes Zusammenspiel von Glaube und Macht" war.

Ockenga schrieb am 12. Januar 2015 um 15:34: "Bitte bei den Argumenten bleiben". Genau das war und bleibt meine Absicht, offenbar ohne jeden Erfolg, dies klar zu machen. Also ein zweiter Anlauf. Sie haben erfreulich deutlich beschrieben, was die Kirchen während des 3. Reiches machten und unterließen. Als Erklärung dafür bieten Sie einen Abfall vom Gewissen und den 10 Geboten an. Ich möchte Sie freundlich darauf hinweisen, dass Sie damit überhaupt nichts erklären, sondern nur Ihre Enttäuschung darüber zum Ausdruck bringen, dass die Kirchen anders gehandelt haben, als Sie es sich von den Kirchen wünschen. Sie messen die Kirchen an einer Vorstellung, die Sie sich von den Kirchen machen und kommen dabei zu dem Urteil, dass die Kirchen dieser Vorstellung nicht genügten. Das nennt man Idealismus. Die Kirchen oder den Staat oder die Justiz zu bezichtigen, sie verstießen gegen das, was sie tun sollten, ist gerade keine Kritik an Kirchen, Staat und Justiz. Dieser Vorwurf zeugt nur von der grundsätzlich guten Meinung, die diesen Institutionen vom Beschwerdeführer entgegengebracht wird. Könnte es also sein, dass der Fehler in der guten Meinung über die Kirchen liegt, die dann enttäuscht wurde?

Ja! ..... Wer seine Ideale vor sich her trägt, sie gar noch missioniert, muss sich auch an diesen messen lassen. Denn ohne diesen idealistischen Ansatz wär ja der Erfolg seiner Mission nicht zu erwarten oder gar berechtigt.

Ein ernster Hinweis.

Die Kirche hat zwar ein Bekenntnis abgelegt, aber die anderen Eliten schweigen.
Es ist keine Frage, dass immer wieder auf die braune Gefahr und die Gefährdung durch religiöse und politische Extremisten hingewiesen werden muß.

Wie kann man nur so bereitwillig mißverstehen. Ich bin weder eine Fan von Schuldzuweisungen noch eines Wettbewerbes von Reue und Schuld, aber ein Freund der Wahrheit. Ich wehre mich dagegen, dass von der Kanzel und von der Politik bei jährlich unzähligen Gelegenheiten immer wieder geradezu "genüßlich" die Reue aller alten Sünder angemahnt wird. Weil die aber nicht mehr sind, wird dann in ewiger Sippenhaft die Folgereue ausgegraben. In dem "Stuttgarter Schuldbekenntnis" wird zwar erstmals eine Mitschuld evangelischer Christen an den Verbrechen des Nationalsozialismus postuliert, aber was ist mit der übergeordneten und "führenden" Schuld der Kirche als Institution und ihrer Repräsentanten?

Dazu das Originalzitat : „…wir uns mit unserem Volk nicht nur in einer grossen Gemeinschaft der Leiden wissen, sondern auch in einer Solidarität der Schuld. Mit grossem Schmerz sagen wir: Durch uns ist unendliches Leid über viele Völker und Länder gebracht worden. Was wir unseren Gemeinden oft bezeugt haben, das sprechen wir jetzt im Namen der ganzen Kirche aus: Wohl haben wir lange Jahre hindurch im Namen Jesu Christi gegen den Geist gekämpft, der im nationalsozialistischen Gewaltregiment seinen furchtbaren Ausdruck gefunden hat; aber wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben“.

Wenn das der endgültige und tatsächliche Wortlaut ist, wo ist denn dann das ursächliche Schuldbekenntnis der Kirche als Organisation? Hat doch deren Schuld (das Konkordat und dessen Folgen) erst die Detailschulden der Gläubigen möglich gemacht. Denn hätten beide Kirchen massiven Widerstand geleistet, wäre die Dimension des Unheils nicht möglich gewesen.

Zudem ist der Satz "Wohl haben wir..." der unsägliche Versuch eines Alibis. Dieser Satz macht alles nur noch viel schlimmer. Hier wird ein Widerspruch gegen das System beansprucht, der wegen befürchteter Nachteile (man kann ja nie wissen, wer siegt!) bis Mai 1945 nie öffentlich von der Kirche kam. So wird selbst in der Stuttgarter Erklärung der kümmerliche Versuch gemacht, die Verantwortung der Kirche als Institution zu vertuschen und sie auf die Schultern aller Gläubigen zu verteilen. Es war eben nicht so, dass man gegen die Nazis gekämpft hat. Man hat einzelne Märtyrer kämpfen lassen, sich als Kirche selbst aber rausgehalten.

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Ockenga schrieb am 14. Januar 2015 um 16:37: "Die Kirche hat zwar ein Bekenntnis abgelegt, aber die anderen Eliten schweigen." Das Gegenteil ist der Fall. Warum ist die Bundesrepublik Deutschland in ihrer Selbstdarstellung und in den Augen der meisten ihrer Insassen so unschlagbar gut und edel? Wegen der pointierten Distanzierung vom Vorgängerregime! Wer dermaßen unermüdlich darauf verweist, dass Schluss mit dem Führerprinzip ist, ja der darf alle Arten von geistiger und sonstiger Führung beanspruchen, die man sich nur denken kann. Eine Bundeswehr, die nicht müde wird zu betonen, dass sie rein gar nichts mit der Wehrmacht gemein hat, ja die muss sich nicht auf das Gebiet zwischen Atlantik und Ural, Skandinavien und Nordafrika beschränken. Die hat einen robusten Auftragshorizont von Gesamtafrika bis zum Hindukusch. Vom Großunternehmen über den Berufsverband bis zum potenten Fußballverein beauftragen alle irgendwelche Wissenschaftler, die ein Werk über die Rolle des Auftraggebers in der Nazizeit verfassen sollen. Warum wohl? Um zu zeigen, dass damals manches im Argen lag, die Geläuterten aber um so heftiger das treiben dürfen, wozu diese Institutionen da sind. Zur höheren Ehre Deutschlands im Fussball Tore schießen, Juristen ausbilden, die sich ohne Zweifel dem herrschenden Regime verpflichtet wissen, als Unternehmen assistiert von der Regierung prächtige Profite machen.___________________________________________
Zitat: "Es ist keine Frage, dass immer wieder auf die braune Gefahr und die Gefährdung durch religiöse und politische Extremisten hingewiesen werden muß." Tja, wenn nur die spektakulären Leichen wie die jüngst in Paris auffallen und nicht die viel zahlreicheren, die das Treiben der nichtextremistischen Gläubigen und Politiker täglich hervorbringt, dann gelangt man zu solchen Vorstellungen. Und wieso gibt es denn eine braune Gefahr, wenn doch die bundesrepublikanischen Demokraten die Weltmeister im Distanzieren vom Faschismus sind? Könnte es sein, dass zwar das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verboten, das Hegen von Gesinnungen, die dem Faschismus zugrunde liegen, aber bei Demokraten gang und gäbe ist?____________________________________________ Zitat: "Ich bin weder eine Fan von Schuldzuweisungen" Was Sie sind, ist ganz Ihre Sache. Ich lese allerdings, dass Sie sogar interessiert an der Hierarchie von Schuld sind, nämlich "...aber was ist mit der übergeordneten und "führenden" Schuld ...".____________________
Zitat: "Es war eben nicht so, dass man gegen die Nazis gekämpft hat. Man hat einzelne Märtyrer kämpfen lassen, sich als Kirche selbst aber rausgehalten." Sehr richtig erkannt und bemerkt. Könnte das mit dem Inhalt des christlichen Glaubens oder auch anderer Glaubensausprägungen zu tun haben?

Lieber Leser, liebe Leserin,

im Oktober 1945 bekannte die Evangelische Kirche in Deutschland im so genannten "Stuttgarter Schuldbekenntnis" erstmals eine Mitschuld evangelischer Christen an den Verbrechen des Nationalsozialismus. (Siehe Wikipedia als Schnelleinstieg ins Thema. ) Zitat: "Wir klagen uns an, dass.... wir nicht brennender geliebt haben." Das heißt übersetzt: ... dass uns die Opfer egal waren.

Später, 1958, gründete sich die (evangelische) Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e. V. , die (neben anderen Hilfsaktionen) Freiwillige in Länder wie Polen und Israel entsandte und entsendet, und zwar in demütiger Haltung.

Herzliche Grüße
Christine Holch/ chrismon

Antwort auf von Ockenga (nicht überprüft)

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Ockenga schrieb am 13. Januar 2015 um 17:06: "Aber ebenso oft, wie an des Sünders Reue appelliert wird, ist ja wohl das eigene Schuldbekenntnis nicht durchgedrungen." Sie sind also daran interessiert, wie der Spielstand beim Match Reueappelle gegen Schuldbekenntnisse ausschaut und geben sich dabei als Fan der Schuldbekenntnisse zu erkennen. Was begeistert Sie so an Ihrer Mannschaft? Kleiner Auszug aus der Stuttgarter Schulderklärung, zitiert nach http://www.ekd.de/glauben/bekenntnisse/stuttgarter_schulderklaerung.html : "aber wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben." Da hat also die treu betende, mutig bekennende und fröhlich glaubende Gemeinde soeben 12 Jahre lang vorgeführt, wie das Beten, Bekennen und Glauben ganz locker zusammengeht mit dem Faschismus. Dann hat Deutschland mit Pauken und Trompeten den Krieg verloren und es ist somit Distanzierung vom bisherigen Treiben angesagt. Und wie fällt diese Distanzierung aus? Jetzt soll ausgerechnet ein Zuwenig an Beten, Bekennen und Glauben als Fehler gebrandmarkt werden. Das ist sehr bemerkenswert.

Eine verheerende Antwort. Liest man den Stuttgarter Text ("Wohl haben wir lange Jahre hindurch im Namen Jesu Christi gegen den Geist gekämpft, der im nationalsozialistischen Gewaltregiment seinen furchtbaren Ausdruck gefunden hat, aber wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben"), ist das kein generelles Schuldbekenntnisse. Das sind erbärmliche Ausflüchte. Wer hat denn da wann und wo gekämpft? Wenn man ganz böswillig interpretiert, kann man „..nicht treuer gebetet“ auch so deuten, dass leider Gott uns nicht erhört hat, so dass auch der „Herr“ mitschuldig sein könnte. Was für eine Überheblichkeit. Es wird behauptet, dass man angeblich im Geheimen dagegen war. Das ist eine feige Schutzbehauptung. Der Beweis wurde nie erbracht und nie versucht. Der Beweis konnte auch nicht erbracht werden, weil da nichts war. Um täglich das Unrecht zu erkennen, waren das Konkordat und mit ihm die Pfründe im Wege. Weder die EKD noch die Deutsche Bischofskonkurrenz haben bis zum Sommer 1945 auch nur mit einem öffentlichen Wort zum Unheil Stellung bezogen. Nachher zu kommen, dass man angeblich im Geheimen gegen etwas war, ist verlogen. Der Text klingt wie: „Wir haben ja alles gewußt aber weder etwas gesagt noch getan“. So lautet auch das Alibi des durchgefallenen Schülers, der seiner Mutter als Rechtfertigung sagt, „Ich habe zwar alles gewußt aber nicht geantwortet“. Und noch schlimmer, dann haben sie sich auch noch als Trittbrettfahrer mit den getöteten Federn von den Wenigen geschmückt, die tatsächlich um ihres Glaubens Willen Kopf und Kragen riskiert haben. Solche Personen haben das Konkordat ausgehandelt und wurden dann auch noch Pabst. Und diese EKD- Erben sind unbeeindruckt, wollen uns Kirchenmitgliedern aber aufgeben, nach der Schuld unserer Großväter zu suchen.

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