Irgendwann werden uns alles erzählen: Ein Film über die emotionale  Flucht einer Teenagerin aus dem Ostdeutschland der 90er Jahre
Irgendwann werden uns alles erzählen: Ein Film über die emotionale Flucht einer Teenagerin aus dem Ostdeutschland der 90er Jahre
Pandora Film / Row Pictures
Dubiose Liebschaften, melancholische Fahrten
13.04.2023

Irgendwann werden wir uns alles erzählen (Deutschland/Frankreich 2023)

Sommer 1990, Ostdeutschland. Die 17-jährige Maria lässt sich treiben. Sie wohnt bei ihrem desinteressierten Freund auf einem Bauernhof, zu ihrer arbeitslosen Mutter hat sie ein schwieriges Verhältnis. Und sowieso scheint sie nicht mehr in die ländliche Gegend zu passen – ihr emotionaler Fluchtpunkt sind die Romane von Dostojewski. Bis sie dem verschrobenen, mehr als doppelt so alten Einzelgänger Henner begegnet – und eine ebenso leidenschaftliche wie toxische Liebe beginnt. Regisseurin Emily Atef, Spezialistin für Frauen in Krisensituationen (etwa Romy Schneider in "3 Tage in Quiberon"), hat den Bestseller von Daniela Krien mit viel Sinn für Atmosphäre, aber unklarer Haltung in Szene gesetzt, und die erotische Verstrickung hat im Zeitalter von MeToo etwas Dubioses.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Pandora Film

Regie: Emily Atef. Buch: Emily Atef, Daniela Krien (nach dem gleichnamigen Roman). Mit: Marlene Burow, Felix Kramer, Cedric Eich, Silke Bodenbender, Christine Schorn, Jördis Triebel. Länge: 132 Minuten. FSK: ab 16 Jahre

Im Taxi mit Madeleine (Frankreich 2022)

Dany Boon und die auch als Sängerin bekannte, inzwischen 94-jährige Line Renaud sind ein bewährtes Darstellergespann: vier Filme haben sie zusammen gedreht, darunter der Hit "Willkommen bei den Sch’tis". In diesem melancholischen, sanften Feelgood-Movie verbringt das Tandem die meiste Zeit im Taxi. Renaud spielt eine alte Dame, Madeleine, die sich quer durch Paris in ein Seniorenheim chauffieren lässt; ihr Haus in einem Vorort muss sie aufgeben. Boon ist der Fahrer, so gestresst, dass er kaum ein Wort herausbringt. Madeleine gelingt es, ihn aufzutauen. Und spontan fahren die beiden die Stationen ihrer Vergangenheit ab – was eine großartige Hommage auch an die Lebensleistung von Line Renaud ergibt.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Studiocanal

Regie: Christian Carion. Buch: Christian Carion, Cyril Gély. Mit: Dany Boon, Line Renaud, Alice Isaaz, Jérémie Laheurte. Länge: 101 Minuten. FSK: ab 12 Jahre

Der Fuchs (Deutschland, Österreich 2022)

Der österreichische Regisseur Adrian Goiginger schöpft in seinem dritten Film (nach "Märzengrund" und "Die beste aller Welten") wieder aus der eigenen Familiengeschichte, diesmal aus den Erinnerungen seines Urgroßvaters Franz Streitenberger. Als Sohn armer Bergbauern war dieser Franz vom eigenen Vater als kindliche Arbeitskraft regelrecht verkauft worden, dann nimmt er mit dem deutsch-österreichischen Heer am Überfall auf Frankreich teil. Eines Tages entdeckt er dort im Wald einen Fuchswelpen, um den er sich fortan mit der Fürsorge kümmert, die er in der eigenen Kindheit wohl vermisst hat. "Der Fuchs" spielt zwar größtenteils an einer der Fronten des Zweiten Weltkriegs, ist aber das Gegenteil eines Schlachtengemäldes à la "Im Westen nichts Neues". Statt dessen prägt ein verhaltener, stiller Tonfall den Film, der ganz ohne Rührseligkeit den Blick auf tiefere Themen wie Einsamkeit, Intergenerationen-Trauma und das Vater-Sohn-Verhältnis richtet.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Alamode Film

Regie und Buch: Adrian Goiginger. Mit: Simon Morzé, Adriane Gradziel, Karl Markovics, Karola Niederhuber, Alexander Beyer, Maximilian Reinwald. Länge: 118 Min. FSK: ab 12 Jahre

Die drei Musketiere: D'Artagnan (Frankreich 2023)

"Einer für alle, alle für einen" – den Spruch kennt jeder. Aber nur wenige können auf Anhieb die Quelle dazu benennen. So ist also nichts dagegen zu sagen, dass in regelmäßigen Abständen die berühmte Abenteuergeschichte von Alexandre Dumas neu verfilmt wird, in der sich unter eben diesem Motto drei beziehungsweise vier Musketiere miteinander verschwören. Angesiedelt sind die Ereignisse des 1843 erschienenen Romans im fernen Jahr 1625, als die Engländer erneut ein begehrliches Auge auf Frankreich heften, während dessen jugendlicher König, Ludwig XIII. vielleicht allzusehr auf die Einflüsterungen des Kardinal-Ministers Richelieu hört. Die französische Neuverfilmung durch Martin Bourboulon ist einmal mehr ausgesprochen hochkarätig besetzt. Vincent Cassel und Romain Duris als Athos und Aramis reiten, fechten und streiten munter, während Louis Garrel und Vicky Krieps als Königspaar intrigieren und ihnen fast die Schau stehlen. Über gegenwärtige Moden ist der mit viel Schwung aufwändig in Szene gesetzte, dabei traditionsbewusste Kostümfilm so gut wie erhaben. Dennoch gewinnt er mit mancher hintergründiger Psychologisierung dem wohlbekannten Stoff doch auch neues Terrain ab. Ein Unterhaltungskino, das sich lohnt.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Constantin Film

Regie: Martin Bourboulon. Buch : Alexandre de La Patellière, Matthieu Delaporte. Mit: François Civil, Vincent Cassel, Pio Marmaï, Romain Duris, Louis Garrel, Eva Green, Vicky Krieps, Lyna Khoudri. Länge: 121 Min. FSK: ab 12 Jahre

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