Zerebralparese lautete die Diagnose bei Jabbours Geburt. Er kam vor vier Jahren im Libanon zur Welt. Jabbour hat Lähmungserscheinungen, er braucht regelmäßig Physiotherapie. Andernfalls drohen weitere Bewegungsstörungen, eventuell sogar ein früher Tod. Doch Therapien im Libanon sind unbezahlbar geworden für Menschen mit normalem Einkommen wie Jabbours Eltern.
Die acht Gesundheitszentren, die die Diakonie Katastrophenhilfe mit der lokalen Partnerorganisation International Orthodox Christian Charities Lebanon (IOCC) unterstützt, sind eine Ausnahme.
Sie bieten bei Bedarf kostenlose Behandlungen an. Es geht um medizinische Notversorgung mit Medikamenten genauso wie um solche Therapien, die Jabbour dringend und verlässlich braucht. Anfangs kamen ein-, zweihundert Menschen, heute sind es, zum Beispiel in Beirut, über 2000 Patientinnen und Patienten monatlich.
Hannah Sausen ist regionale Projektverantwortliche bei der Diakonie Katastrophenhilfe und war zum letzten Mal im Sommer im Libanon, lange vor dem Terrorangriff der Hamas in Israel. Schon da stieß sie täglich auf große Not. Korruption, Kriege in den Nachbarländern und nicht zuletzt die verheerende Explosion eines Getreidesilos 2020 im Hafen von Beirut haben den Libanon an den wirtschaftlichen Abgrund geführt.
Das einst "relativ gut funktionierende Gesundheitssystem", so Hannah Sausen, sei "weitgehend zusammengebrochen". Hinzu kommen, bis jetzt vor allem aus Syrien, 1,5 Millionen Geflüchtete. In einem Land, das kleiner ist als Schleswig-Holstein, leben sie mit gut fünf Millionen Libanesinnen und Libanesen auf engem Raum.
Hannah Sausen fürchtet, dass der Krieg in Israel das ohnehin schon fragile Gesellschaftssystem des Libanons weiter unter Druck setzen wird. Daher sei es wichtig, dass die Gesundheitszentren sich nicht nur um Medikamente und Therapien kümmern, sondern sozial integrierend wirken: "Die Zentren sind für alle da. Für Geflüchtete wie Einheimische." Was Hannah Sausen auf ihren Reisen durch den Libanon beeindruckte, war eine "unglaubliche Resilienz und Widerstandskraft": "Ich habe von Frauen, die aus Syrien fliehen mussten, schreckliche Geschichten gehört über sexualisierte Gewalt, Hunger und Not."
In Gruppengesprächen, organisiert von dem lokalen Partner IOCC, hätten diese Frauen einige der Traumata aufarbeiten können. Manche von ihnen zeigten sich nun trotz ihrer Not solidarisch und optimistisch. Auch Jabbour und sein Vater lachen für den Fotografen in die Kamera. Ein fröhlicher Moment in schwierigen Zeiten.
Alle Länder des Nahen Ostens sind von den Auswirkungen des Krieges in Israel betroffen, auch der Libanon. Die Diakonie Katastrophenhilfe leistet in der Region humanitäre Hilfe.
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