Die Sonne knallt auf die Windschutzscheibe, der Fahrtwind zaust ihre halblangen Haare. Jutta Shaikh wechselt auf die mittlere Spur. "Die ‚Querdenker‘ haben eine zentrale Wiese im Park bekommen", ruft sie den beiden Rentnerinnen auf der Rückbank zu. "Und wir nur einen abgelegenen Parkplatz!" Die 69-jährige Frankfurterin ist jedes Wochenende unterwegs, um zu verhindern, dass die AfD bei der Bundestagswahl viele Stimmen bekommt. Sie steht an Infoständen vorm Supermarkt, diskutiert mit Passanten oder hält Reden, wie heute beim "Fest für Demokratie und Toleranz" in der hessischen Kleinstadt Gelnhausen. Die "Querdenker" halten eine Kundgebung ab, mehrere Initiativen haben ein Gegenprogramm organisiert. Shaikh gehört zu den "Omas gegen rechts". Diesen Sommer steckt sie viel Zeit und Energie in den Wahlkampf. Danach will sie sich erst mal wieder ausruhen.
Die österreichische Psychotherapeutin und Theologin Monika Salzer gründete 2017 die erste Omas-gegen-rechts-Gruppe, um gegen die Regierungsbeteiligung der rechtspopulistischen FPÖ zu protestieren. Salzers Devise "Alt sein heißt nicht stumm sein" brachte bald auch Frauen in Deutschland dazu, gegen Rechtsextremismus auf die Straße zu gehen. Mittlerweile sind etwa 100 Regionalgruppen aktiv, schätzungsweise 15 000 Omas – auch ein paar Opas.
"Die Leute reden mit uns – und genau das wollen wir"
Nicht alle haben Enkel, manche waren immer politisch aktiv, etwa in der Friedens- oder Frauenbewegung, für andere ist das Neuland. Mit dem Oma-Image spielen sie ganz bewusst. "Eine Oma ist harmlos, macht keine Angst. Die Leute reden mit uns – und genau das wollen wir." So können sie manchmal verhindern, dass brenzlige Situationen, etwa auf Demos, eskalieren. "Eine ältere Frau greift man nicht so schnell an."
Es ist aber nicht nur Spaß. Der Neonazi Sven Liebich tritt regelmäßig auf dem Marktplatz in Halle auf und beleidigte die örtliche Omagruppe, die bei seinen Reden immer dabei ist, aufs Übelste: "So fordern wir Sie, liebe Omas, auf, in das nächstgelegene Flüchtlingsheim zu gehen und eure drei, möglicherweise auch schon vertrockneten Löcher hinzugeben, auf dass es weniger Vergewaltigungen in Deutschland gibt." Eine Frau erstattete Anzeige. Nichts passierte. Bei der nächsten Liebich-Kundgebung kamen Omas aus ganz Deutschland nach Halle und übertönten den Redner mit Trommeln und Trillerpfeifen.
"Wir sind viele", sagt Jutta Shaikh. Sie steigt in Gelnhausen aus dem Auto, trägt Plakate zu ihrem Stand auf dem Parkplatz. "Yeah, die Omas kommen!", rufen zwei Jugendliche mit schwarz lackierten Fingernägeln und "Fridays for Future"-Buttons. Sie recken den Daumen nach oben.
Die Omas gegen rechts in Deutschland werden auch nach der Bundestagswahl weiter aktiv sein. Mitstreiter und Mitstreiterinnen sind immer willkommen. Auf ihrer Homepage erfahren Sie, ob es auch in Ihrer Gegend eine Regionalgruppe gibt und wie Sie zu dieser Kontakt aufnehmen können. Oder Sie gründen selbst eine Ortsgruppe.
Sehr geehrte Chefredaktion,
Sehr geehrte Chefredaktion,
sehr geehrte Damen und Herren,
gerne lese ich die Chrismon und empfinde sie am Wochenende als Bereicherung und oft darüber hinaus.
Auch am letzten Wochenende konnte ich die Ausgabe 09.2021 mit Freude lesen. Auf Seite 50 schreibt Frau Hanna Lucassen einen Bericht über die OMAS GEGEN RECHTS.
Mir fallen immer wieder die unterschiedlichsten Schreibweisen für die Initiative OMAS GEGEN RECHTS auf. Die Gründerin Monika Salzer hat folgende Schreibweise 2017/2018 angedacht: OMAS GEGEN RECHTS.
Ich persönlich halte die Schreibweise , wie die Gründerin es angedacht hat, für die beste Möglichkeit.
Eigennamen sind Bezeichnungen zur Identifizierung bestimmter einzelner Gegebenheiten und ---Institutionen. Nach den Rechtschreibregeln ist der Fall klar. Eigennamen werden so geschrieben, wie es der Schöpfer oder die Schöpferin des Namens im Sinn hatte. Firmennamen oder Namen von Initiativen sind eben etwas Eigenes. Eigennamen werden rechtschreibtechnisch wie Fremdwörter behandelt. Diese bleiben in ihren Originalformen erhalten. Wie Monika Salzer es im Sinn hatte: OMAS GEGEN RECHTS.
Ich selbst bin seit 2015 Oma also Großmutter und engagiere mich seit 2020 für und mit den OMAS GEGEN RECHTS.
Nun wünsche ich Ihnen eine gute und gesegnete Zeit.
Mit freundlichen Grüßen
Lydia Schäfer
OMAS GEGEN RECHTS
Schade, dass die Omas es
Schade, dass die Omas es nicht schaffen, sich für etwas einzusetzen, statt den Kampf gegen die Wähler einer demokratischen Partei zu führen. Vielleicht gewinnt unsere Gesellschaft mehr, wenn wir uns für Vielfalt und Meinungsfreiheit einsetzten, auch Meinungsfreiheit gegenüber uns unangenehmen Ansichten. Demokratie - dachte ich - lebt vom kritischen Diskurs, vom kreativen Streit, aus dem sich dann ein ebenso streitbares Parlament bildet, in dem möglichst breit die Interessen aller Bürger Beachtung und Berücksichtigung finden. Schade auch, das chrismon durch die Art der Berichterstattung, in der zunächst von der AfD (Bundestagswahl 2017 drittstärkste Fraktion) die Rede ist und dann wie selbstverständlich die Vokabel Rechtsextremismus gebraucht wird und ein in der Tat widerliches Ereignis nachgeführt wird, Rechtsextremismus mit der AfD gleichsetzt. Schade!
Alter macht immun ...
La vieillesse est un âge où le ridicule ne tue plus. (Paul Morand)
Sehr geehrte Damen und Herren
Sehr geehrte Damen und Herren,
früher habe ich die SZ gelesen und dabei schon Ihr Magazin kennengelernt, heute ist es die Printausgabe der ZEIT, der Sie beigelegt sind. Auch wenn ich bereits vor geraumer Zeit aus der Kirche ausgetreten bin, so lese ich jede Ausgabe doch mit Interesse. Ihre eher links-grüne Haltung und das Gendern der Artikel kann ich "überlesen", weil vieles und gerade die Beiträge von Frau Ott durchaus inspirierend sind.
Sehr übel aufgestoßen ist mir aber in der aktuellen Ausgabe der Beitrag von Hanna Lucassen zu den "Omas gegen rechts". Ich hatte nicht erwartet, dass Sie so ausdrücklich Gruppen unterstützen, die sich manifest gegen eine in Deutschland nicht verbotene Partei engagieren, die bekanntlich in allen Länderparlamenten und dem Bundestag vertreten sind. Ist es nun die Aufgabe von chrismon und der organisierten evangelischen Kirche einseitig Partei zu ergreifen und damit Millionen von Wählern zu diffamieren? Dazu noch ein ausdrücklicher Aufruf, selbst eine Ortsgruppe zu gründen. Das ist für mich nicht Aufgabe der Kirche! Parteipolitik sollte doch wohl eher woanders stattfinden.
Mit freundlichen Grüßen
Thilo Lambracht