Jetzt nochmal reingehen. Das Wasser ist noch so schön warm, wärmer als die Luft. Ja, zu Hause wartet Wäsche. Und Mails. Und … ach was, komm, wir rennen nochmal rein ins Meer, in die Wellen, mit den Füßen durch den aufgewühlten Sand und das Seegras. Vielleicht ist schon nächste Woche Schluss damit, vielleicht ist der Sommer bald vorbei.
Bald ist wieder: Hallenbad. Kacheln zählen. Haare wirklich ganz trocken föhnen, bevor es mit der Wollmütze aufs Fahrrad geht. Jetzt nochmal: Die Haare im Wind flattern und von der Spätsommersonne bescheinen lassen. Am Strand sitzen und von den letzten Sommertagen träumen. Vom Frühstück auf dem Balkon und den Pommes am Strand mit Salz und reichlich Sand. Von den Kindern, die sich selber und die Zeit vergessen haben beim Spielen am Meer.
Baden im Spätsommer ist großartig. Nie kommt man so rasch ins Gespräch mit anderen Menschen. "Die Sonne steht tief", sagt man. "Fühlt sich nach Herbst an". Und die ersten älteren Damen, die man jeden Morgen im Freibad getroffen hat, werfen sich bereits die Daten für die Hallenbad-Saison zu. "Ab 15.!", sagen sie, und fragen "Spind schon ausgeräumt?" Der häufigste Seufzer aber ist: "Man muss es nochmal genießen". Melancholie steckt an. Melancholie ist wunderbar. Der Abschied vom Sommer ist ein großer Abschied. Wie viele Sommer haben wir noch? Wird nächsten Sommer Ida schon ihre Schultüte packen und Oma noch unter uns sein? Jeder Abschied ein Innehalten.
"Das Beste des Sommers ist vorbei, der Herbst noch nicht geboren", schrieb die amerikanische Lyrikerin Sylvia Plath. Ein magischer Moment.
Tipps für den letzten Badetag des Jahres
Strand in Mönkeberg an der Kieler Förde
Im Spätsommer ist es hier am schönsten: Die Ostseewellen toben fast so hoch wie am Atlantik, der Schiffsverkehr brummt und die Sonnenuntergänge sind so kitischig, dass man jetzt schon alle rot-orange-goldenen Handyfotos machen kann, mit denen man sich im November die Laune aufbessert. Wer lieber Videos macht, kriegt einen Soundteppich von Kreischmöwen und Wellenschlag.
Glück pur: Der Kiosk "Fährhaus" verkauft selbstgemachtes Karamelleis mit Meersalz, vegane Bowls und Cocktails, die man unter Strohschirmen am Strand schlürft. Von links kommt die Göteborg-Fähre, von rechts ein historischer Dreimaster, die Sonne geht am Ostufer der Kieler Förde erst spät unter.
Baden klappt dank Freitreppe auch für ältere Menschen, und wem es wirklich zu langweilig wird, nimmt das Fährschiff nach Kiel oder das Leihrad "Sprottenflotte" zum Nachbarstrand Kitzeberg. Da toben die Surfer und Foiler. Aber warum so viel Action. Lieber nochmal ins abendrotgefärbte Wasser. Ein Fischbrötchen. Eine Limo. Ein Traum.
Strandbad Raabe Wörthsee, Oberbayern
Der Wörthsee ist der kleine Bruder vom Ammersee. Er ist länger warm (Ende August noch gut über 20 Grad) und mit der S- Bahn erreichbar, vom Bahnhof Steinebach geht es wenige Meter steil runter zum idyllischen See.
Wer sich erst bewegen und dann baden will, wandert den perfekt ausgeschilderten Rundweg ab, zwölf Kilometer meist direkt am Wasser, mit einigen kostenlosen Badestellen und für Insta-Fans einem Herzrahmen mit Seepanorama. Man braucht drei Stunden – wenn man zwischendurch in den See hüpft, dauert es natürlich länger.
Wer es aber richtig krachen lassen will, geht beim privaten Strandbad Raabe über den Steg ins Wasser. Ein über 100 Jahre altes Retrobad mit Bootsverleih und Kiosk. Abends kostet das nostalgische Bad, das bis Sonnenuntergang geöffnet hat, nur 3 Euro Eintritt – und man kann danach direkt beim Seehaus Raabe nebenan den Sundowner ordern. Mit Blick auf die Tretboote. Romantisch!
Großer Zechliner See, Flecken Zechlin, Brandenburg
Die Badestelle am Großen Zechliner See bei Flecken Zechlin ist ein echter Geheimtipp. Abseits von der Autostraße, vom Wald umgeben und nur über einen staubigen Feldweg erreichbar ist – Touristen trifft man hier gar keine. Aber Jugendliche aus dem Dorf, die übermütig vom Steg ins Wasser springen. Kinder, die auf dem Spielplatz oder am Strand die Zeit verdaddeln. Freundinnen mit Picknickdecke.
Einige wenige Paddelboote ankern in der Bucht, ab und zu legt ein SUP an oder auch mal ein Kanu. Die Liegewiese ist groß genug, dass man nicht zu dicht liegt, nur an den Wochenenden wird es voller. Wenn die Sonne hinter dem Wald untergeht, aber noch aufs Wasser scheint – magisch!
Rezept: Kirschsuppe mit Mehlklößen
Mischt sich da schon ein Rotton in die Blätterspitzen? Die letzten Filme im Open-Air-Kino fangen jetzt früher an, weil die Sonne eher untergeht - also Beeilung! Die Saison ist bald zu Ende. Genau wie die der Sauerkirschen. Aber am einen oder anderen Baum hängen noch welche und vielleicht haben Sie ja auch noch ein paar eingeweckt vom letzten Jahr? Ein spätsommerlich süß-saures Gericht ist die Kirschsuppe mit Mehlklößen. Für vier bis fünf Personen brauchen Sie:
Zutaten:
- 300-350g Mehl
- 4 Liter Wasser
- 1 Prise Salz
- 800ml Schlagsahne
- 750g frische entsteinte Sauerkirschen oder 2 Gläser Schattenmorellen (jeweils ca. 700g)
- 10 EL Zucker
- nach Bedarf: eine Prise Zimt
Zubereitung:
Man nehme für die Klößchen (oder Nockerln) 300 bis 350 Gramm Mehl, circa 175 bis 200ml Wasser sowie eine Prise Salz und verquirle das Ganze zu einem weichen Teig, der leicht klebrig ist.
Dann setzt man circa 2 Liter Wasser in einem großen Topf auf und gibt kurz vor dem Siedepunkt die Mehlnockerln dazu, die man mit dem Löffel absticht und vorsichtig ins Wasser tunkt, damit der Teig nicht am Löffel kleben bleibt.
Umrühren, damit die Nockerln nicht aneinander kleben, aufkochen und sobald alle Nockerln oben schwimmen, die entsteinten Kirschen dazugeben.
Dann vermengt man das Ganze mit 800 Milliliter Schlagsahne. Nach Wunsch mit bis zu 10 Esslöffeln Zucker süßen, aber lieber sparsam sein, damit die Fruchtsäure noch besser herauskommt. Nachsüßen geht immer. Direkt das restliche Wasser hinzufügen (ca. 1,5 Liter), je nach gewünschter Sämigkeit der Suppe. Das Gesamtvolumen der Suppe beträgt etwa 4 Liter.
Achtung: Wenn man mit Kirschen aus dem Glas kocht, benötigt man weniger Wasser und Zucker, da beides bereits enthalten ist!
Kurz aufkochen lassen und den Herd ausschalten. Abkühlen lassen. Eher lauwarm servieren. Wer möchte, kann mit Zimt verfeinern. Lässt man die Suppe bis zum nächsten Tag ziehen, schmeckt sie noch besser: nach Kindheit und Omas Küche, vielleicht ein bisschen zu süß oder zu sauer, aber intensiv und wie ein perfekter Sommertag.