Religion für Neugierige
Wo ist der Himmel?
Was bleibt, wenn jemand geht? Die Vorstellung vom Himmel ist keine Flucht – sondern ein Versuch, dem Tod etwas Menschliches entgegenzusetzen
Wolkenhimmel auf dem ein Bilderrahmen schwebt
Lisa Rienermann
Lena Uphoff
19.06.2025
3Min

An einem Mittwochmorgen im März bekam der Musiker ­Eric Clapton den wohl schlimmsten Anruf seines Lebens – so schildert er es in seiner Autobiografie. "Conor ist tot!", schrie Lory Del Santo ins Telefon. Conor war sein Sohn. Del Santo die Mutter des Kindes. Conor war an diesem Tag, dem 20. März 1991, aus dem 53. Stock eines Wohnhauses in New York gestürzt. Er wurde vier Jahre alt. Noch im ­gleichen Jahr erschien ­Eric Claptons vermutlich berühmtestes Stück "Tears in Heaven".

Welche Songs bei Trauerfeiern am häufigsten gespielt werden, wird nicht statistisch erfasst. Doch das Lied von Eric Clapton dürfte auf einem der vorderen Plätze stehen. Es handelt von einem möglichen Treffen im Himmel, und Clapton singt: "Beyond the door, there’s peace, I’m sure, and I know there’ll be no more tears in heaven." ("Hinter der Tür, dort wird Frieden sein, da bin ich sicher, und ich weiß, es wird im Himmel keine Tränen mehr geben.")

Diese Sätze erinnern nicht von ungefähr an eine Stelle ganz am Ende der Bibel: "Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen." (Offb 21,4) Der biblische Vers handelt vom "Neuen Jerusalem", einem idealen Ort, ­eine Art himmlisches Paradies, das am ­Ende aller Zeit ersehnt wird und an dem es nicht nur keine Tränen, sondern auch keinen Tod, kein Leid, kein Geschrei mehr geben soll.

Die religiöse Idee eines solchen Neuen Jerusalems als universalen Heilsortes am Ende der Zeiten mag vielen Menschen heute nicht mehr einleuchten. Aber Eric Claptons Song und die über alle religiösen Grenzen hinweggehende Beliebtheit von "Tears in Heaven" zeigen, dass die Sehnsucht nach so einem Ort "himmlischen Friedens" auch in einer vermeintlich säkularisierten Welt nicht einfach verschwindet.

chrismon Spendenabo doppeltgut
doppeltgut
Digitales Spendenabo abschließen und weiterlesen

4 Wochen gratis testen, danach mit 10 € guten Journalismus und gute Projekte unterstützen.
Vierwöchentlich kündbar.

Die Kommentarfunktion ist nur noch für registrierte Nutzer verfügbar. Um einen Leserkommentar schreiben zu können, schließen Sie bitte ein Abo ab, schreiben Sie uns eine Mail an leserpost@chrismon.de oder diskutieren Sie auf Instagram, Facebook und LinkedIn mit.