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Es ist die Aufgabe eines Vaters, die Biologie zu überlisten. Das dachte ich vor ein paar Tagen, als ich ein langes Interview mit der Biologin Carole K. Hooven gelesen habe. Hooven war Dozentin an der berühmten Harvard-University und hat ihren Job hingeschmissen. Nach einer Vorlesung und einem Fernsehauftritt kam der Vorwurf auf, sie sei „transphob“ – hätte also etwas gegen transsexuelle Menschen. In dem Interview mit ihr erzählt sie von den Vorfällen und beschwert sich über die Debattenkultur. Warum ich aber dachte, dass es Aufgabe eines Vaters, oder der Eltern zusammen, ist, die Biologie zu überlisten, hat nur indirekt mit dieser Diskussion um Transphobie zu tun.
Ganz am Ende des langen Interviews erklärt Hooven nämlich ihren biologischen Standpunkt. Sie betont, dass Frauen biologisch gesehen in den meisten Sportarten nicht mit Männern mithalten könnten. Serena Williams, eine der besten Tennisspielerinnen aller Zeiten, wäre etwa bei den Männern nicht einmal unter die ersten 700 der Welt gekommen. Männer seien im Durchschnitt größer, stärker und schneller als Frauen. Es scheint im Interview durch: Sie hält diese biologischen Tatsachen für unsere Gesellschaft für wichtig und zwar über die Biologie hinaus. Und hier bin ich ins Stocken gekommen. Später schaute ich meine Tochter an. Wie sie rennt, tobt, kämpft und sich mit ihren Brüdern misst. Und ich dachte: Nie im Leben würde ich ihr vermitteln, die Jungs seien ihr überlegen!
Biologie ist nur Biologie
Klar, es hilft nichts biologische Fakten zu leugnen. Wir sollten sie kennen und sie sollten gelehrt werden. Aber ich denke doch, dass immer dazu gesagt werden sollte: das ist „nur“ Biologie. Denn biologisch betrachtet ist der Tiger dem Menschen in puncto Größe, Stärke und Schnelligkeit überlegen und dennoch bedeutet das nicht, dass er uns Menschen generell überlegen ist. Wir Menschen haben viele Möglichkeiten gefunden, Tiger zu überlisten. Biologische Fakten mögen das Eine sein, aber ihre Bedeutung für uns legen wir gesellschaftlich fest und hier spielt Erziehung eine große Rolle.
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Ich werde meiner Tochter jedenfalls sicher nicht einimpfen, dass sie biologisch den Männern leider immer unterlegen sein wird. Sondern ich werde ihr versuchen beizubringen, dass solche biologischen Festlegungen überhaupt nicht entscheidend dafür sind, welche Wege sie im Leben einschlägt und welche Entscheidungen sie trifft.
Wenn es etwas gibt, was uns Menschen evolutionär weitergebracht hat, dann ist das eine grenzüberschreitende Phantasie. Daraus wurde dann geschichtlich oftmals eine neue technische Erfindung. Ich werde versuchen, meiner Tochter beizubringen, dass sie die Biologie zwar kennen sollte. Dass sie sich aber nicht von den biologischen Fakten bestimmen lassen darf. Ich werde ihr versuchen beizubringen, dass es eine Aufgabe des Lebens ist, diese Fakten für sich selbst zu deuten, vielleicht umzudeuten und eigenständig zu bestimmen. Der menschlichen Phantasie sind keine Grenzen gesetzt und die Phantasie hat die Kraft, die Welt zu verändern.