- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
Ewigkeitssonntag oder Totensonntag stehen bevor.
Da lassen sich auch weniger religiöse Menschen von biblischen Versen ansprechen wie „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“ oder „In deine Hände befehle ich meinen Geist“.
Andere freuen sich, wenn sie die – angeblich – letzten Worte berühmter Menschen zu lesen bekommen: Hans Scholls „Es lebe die Freiheit“ oder Bob Marleys „Geld kann Leben nicht kaufen“ oder Dietrich Bonhoeffers „Das ist das Ende. Für mich der Beginn des Lebens“ oder Ludwig van Beethovens „Schade, schade, zu spät“ oder gar das „Hinaus! Letzte Worte sind für Narren, die noch nicht genug gesagt haben“ von Karl Marx.
Doch es gibt noch etwas anderes, das einen über die Grenzen des Lebens und die eigene Endlichkeit nachdenken lässt. Leider ist zu wenig darüber bekannt. Aber vor gar nicht so langer Zeit hat eine Berliner Schriftstellerin mir von der letzten Google-Suchanfrage ihres Vaters erzählt. Er war ein bekannter Theologieprofessor und die Theologie Martin Luthers einer seiner Schwerpunkte. Kurz vor seinem Lebensende, das er bewusst kommen sah, muss er sich innerlich mit einem sehr dunklen Grenz-Gedanken des Reformators beschäftigt haben, nämlich dass wir unseren Willen vollkommen aufgeben müssen, wenn wir Gnade erfahren wollen – wir müssten so gar das Urteil ewiger Verdammnis auf uns nehmen. So fand sie nach seinem Tod auf dem Computer ihres Vaters dies als letzte Suchanfrage: „resignatio ad infernum“.
Als sie mir das erzählte, habe ich mich gefragt, wonach weniger theologisch interessierte Menschen als letztes fragen, wenn sie wissen, dass sie bald sterben werden. Geben sie dann „Patientenverfügung“ ein oder „Sterbehilfe“? Oder „Testament“ oder „Seele“? Aus Gründen des Datenschutzes werden wir es nie erfahren. Aber es ist reizvoll, darüber nachzudenken, was für einen selbst die letzte Frage wäre.