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Bildungslücke – ein schönes deutsches Wort. Bei einem Besuch in Stockholm konnte ich sie schließen. Eine wunderbare Stadt, nicht nur wegen der Lage am Wasser, sondern auch wegen der vielen schönen Museen, darunter das „ArkDes“, das schwedische Architektur- und Designmuseum, idyllisch gelegen im Zentrum der Stadt auf der kleinen Insel Skeppsholmen.
Und dort entdeckte ich das Werk von Sigurd Lewerentz, einem der wichtigsten Architekten des 20. Jahrhunderts.
Er war einer der ganz großen schwedischen Künstler und hat die europäische Moderne entscheidend mitgeprägt. Geboren 1885 wurde er 90 Jahre alt und überlebte zwei Weltkriege.
Eines seiner wichtigsten Werke ist der Skogskyrkogården (Waldfriedhof) in Stockholm, seit 1994 Unesco-Weltkulturerbe. Lewerentz war Landschaftsgestalter und Kirchenbauer, hat Alltagsgegenstände, Möbel, Bürogebäude und Häuser entworfen.
Das schwedische Design, so wie wir es heute aus den blau-gelben Möbelhäusern kennen, wäre ohne seine Kreativität, seine Schaffenslust und Kunst kaum denkbar. Ich war erstaunt darüber, dass mir sein Name nicht schon mal vorher aufgefallen war.
Vor einiger Zeit lief im ArkDes eine Ausstellung zu dem großen Architekten, von dem selbst viele Schweden nicht wissen, wer er war. Sie mögen halt keine „Heldenverehrung“, schrieb dazu treffend der Architekturkritiker der FAZ.
„Architekt des Todes und des Lebens“ war der Titel. Die beiden Friedhöfe, die Lewerentz gestaltete gelten heute als Sehenswürdigkeiten, ein Ausflugsziel für Einheimische wie Touristen, Leben und Tod gehören zusammen. Mir fällt auf Friedhöfen immer der Lieblingsspruch meines Vaters ein: „Carpe diem": Genieße das Leben, es ist endlich.
1930 war Schweden Veranstalterin der „Stockholm“-Ausstellung. Vier Millionen Menschen kamen damals nach „Djurgarden“ auf die ehemals königliche Jagdinsel und bestaunten modernes, schlichtes Design auf Ausstellungsstücken und Plakaten, für die Lewerentz maßgeblich mitverantwortlich war.
Ganz wunderbar fand ich den Entwurf eines schwimmenden Tanzbodens, der dort leider nie verwirklicht wurde. Mich erinnerte die wunderbare Zeichung an die im Wasser schwimmenden Wege von Christo und Jean-Claude – leicht, verzaubernd, lebensfroh…
Neben den Friedhöfen gehören auch zwei Kirchen zu Lewerentz wichtigstem Lebenswerk. Die Markuskirche liegt im Süden von Stückholm, bei meinem nächsten Besuch in Stockholm werde ich mir sie ansehen.
1st edition, 2021. Hardback 720 Seiten. Design: Malmsten Hellberg.New photos of Lewerentz built work: Johan Dehlin. 120 Euro