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Liebe kann überall beginnen. Yudy und Halil zum Beispiel trafen sich in einer Karaokebar in Bogotá. Die kolumbianische Sozialpädagogin winkte den deutschen Freiwilligen zu sich auf die Bühne. Sie sangen zusammen einen Hit von Britney Spears. Oder war es was anderes? Egal. Sie fanden sich gut. Verliebten sich. Und jetzt?
Hanna Lucassen
Swenja Gerhard hört oft von solch beglückenden Anfängen. Die Juristin berät Paare, die aus unterschiedlichen Ländern kommen, beim Verband binationaler Familien und Partnerschaften, der in diesem Jahr 50 Jahre alt wird. Frauen mit ausländischen Ehemännern hatten ihn gegründet. Sie hatten Anfang der Siebziger mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Heute ist ein Schwiegersohn aus Istanbul nicht mehr exotisch, jede dritte Familie in Deutschland hat einen Migrationshintergrund. Aber leicht ist das trotzdem noch nicht alles.
Erst mal zueinanderkommen! Halil und Yudy heiraten im Frühsommer 2019, als Yudy auf Deutschlandbesuch kommt. Hier wollen sie künftig zusammenleben. "Bis Dezember! Spätestens!", verabschieden sie sich am Tag nach der Trauung am Flughafen. Yudy wickelt ihr Leben in Bogotá ab, kündigt ihre Arbeit, verschenkt Kleidung und Möbel. Weihnachten und Silvester verstreichen. Halil kann nicht glauben, dass das Visum immer noch nicht da ist, macht ihr Druck: Frag doch nach! Bei der Botschaft kriegt sie telefonisch keine Auskunft. Sie könne vorbeikommen, in zwei Monaten gäbe es einen Termin, sagt man ihr.
Diese Phase ist für alle Paare eine Belastungsprobe, sagt Swenja Gerhard. Oft schleicht sich Misstrauen ein: Bemüht er sich genug? Will sie überhaupt noch, dass ich komme? Berater und Beraterinnen helfen am Telefon und im direkten Gespräch. Sie wissen, dass die Mühlen nicht überall gleich schnell mahlen. Dass in manchen Regionen eben keine Geburtsurkunden ausgestellt werden und es nicht überall Sprachschulen gibt, um die notwendige Deutschprüfung zu machen. Der Verband hilft auch Geflüchteten bei der Familienzusammenführung, im vergangenen Herbst vor allem Menschen aus Afghanistan.
Yudy bekommt im Januar 2020 einen Anruf von der deutschen Botschaft. Ihr Visum sei schon seit Ende November fertig. "Lag hier in der falschen Schublade, Verzeihung!" Am nächsten Tag ist sie in Frankfurt am Main. Halil steht am Flughafen. Ende gut, alles gut? "Nach dem ersten Honeymoon müssen die Paare aufpassen", sagt Swenja Gerhard. "Es gibt ein Machtgefälle: Der eine hat Job, Familie, Freunde, der andere kann nicht mal die Sprache richtig." Aufenthaltsrecht, Sprachkurse, Anerkennung der Berufsabschlüsse – der Verband lässt die Familien bei Fragen nicht allein. Halil studiert, Yudy schreibt gerade ihre erste Bewerbung. Auf Deutsch!
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Der Verband binationaler Familien und Partnerschaften berät Familien und engagiert sich zu Themen wie Rassismus und Mehrsprachigkeit. Die Bundesgeschäftsstelle ist in Frankfurt am Main: Tel. 069–713 756-0, info@verband-binationaler.de Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft, IBAN: DE 40 5502 0500 0007 6060 06, Stichwort: chrismon