Das Leben in Großbritannien ist sehr monothematisch geworden. Wie überall dominiert die Corona-Pandemie das Tagesgespräch. Wäre ich Verschwörungstheoretikerin, würde ich ja glauben, dass die britische Regierung das Virus absichtlich in die Welt gesetzt hat, um den kontroversen Brexit klammheimlich über die Bühne zu bringen. Hin und wieder gibt es dann doch Brexit-Schlagzeilen: Die schottischen Fischer können ihre Meeresfrüchte nicht mehr nach Europa exportieren, weil für die frische Ware die Wartezeit an der Grenze zu lange ist. Musikerinnen sehen bürokratischen Hürden für ihre Touren entgegen. Die Regierungen streiten sich weiter um die Grenze auf der irischen Insel.
Carla Maurer
Brexit ist für mich als Ausländerin auch ein Thema: Bis zum 30. Juni müssen sich alle hier lebenden EU-Bürger:innen und Schweizer:innen um den sogenannten Settled Status bewerben, damit sie unbegrenzt bleiben können. Für Menschen, die wie ich schon mehrere Jahre legal in Großbritannien leben, ist das nur eine Formsache. Dennoch sehe ich die Gefahr, dass manche von ihnen trotzdem ihr Aufenthaltsrecht verlieren. Denn der Antrag geht nur auf digitalem Wege, man braucht ein Smartphone und die entsprechende App. Das ist für Betagte oder auch Obdachlose ohnehin schwer. Und nun sind Corona-bedingt auch noch viele Einrichtungen geschlossen, die ihnen dabei helfen könnten.
Wochenendnews
Pandemie und Brexit im Doppelpack: Das ist eigentlich zu viel fürs Gemüt. Am Wochenende kaufe ich mir gern eine Zeitung, um – zumindest ab Seite vier – mal was anderes zu lesen. So erfahre ich von archäologischen Ausgrabungen, die nahelegen, dass britische Römer ihre Haare gern Vokuhila getragen haben: Vorne kurz, hinten lang, so wie es bei uns in den Achtzigern modern war. Na, das sind doch mal prickelnde Neuigkeiten!