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Jubelnd, pfeifend, winkend stehen die Crew-Mitglieder auf den Balkonen und gucken zu, wie die Leute von der Seemannsmission unten am Cuxhavener Steubenhöft ihren Bus ausladen. Schokolade ist da drin, gespendet von Bürgerinnen und Bürgern. Keine Rettung, kein Flugticket, keine Einladung in die Stadt, aber doch eine Geste, die den eingesperrten Seeleuten zeigt, dass sie nicht vergessen sind. Und für die Seemannsmission der bewegendste Moment eines ungewöhnlichen Einsatzes.
Was war da los? Die Kreuzschifffahrt ist eingestellt, überall auf der Welt. Die Reederei TUI Cruises hat Besatzungen ihrer Flotte "Mein Schiff" auf einem ihrer Schiffe zusammengezogen: "Mein Schiff 3" liegt seit dem 28. April in Cuxhaven, bewohnt von zunächst 2900 Crew-Mitgliedern, Menschen aus 73 Nationen, die viel lieber nach Hause zu ihren Familien möchten. Und sie werden auch ausgeflogen. Aber das hat gedauert, der Flugverkehr lag ja ebenfalls fast lahm. Und dann kamen noch neun Covid-19-Fälle auf dem Schiff dazu. Und die Angst vor neuen Fällen. Die Nerven lagen blank.
"Sie lassen ihre eigenen Bürger nicht rein"
Ein Notfall, und kein gewöhnlicher. Das Havariekommando in Cuxhaven, die Reederei und die Seemannsmission stellten ein Team zusammen, das sich um die Seeleute kümmerte – und sogar an Bord gehen durfte. So gelang es offenbar, mehr Transparenz und Tagesstruktur durchzusetzen, Kontakte in die Heimat zu ermöglichen, heranzuschaffen, was fehlte, auch Schokolade. Dazu kümmerte sich die Seemannsmission um die Kranken in der Cuxhavener Klinik.
Ende Mai waren noch 1500 Crew-Mitglieder an Bord.
Warum dauert das so lange? "Die Philippinen zum Beispiel und etliche andere Länder auch haben anscheinend keine Kapazitäten mehr, um ihre Leute erst mal in Quarantäne zu bringen. Sie lassen ihre eigenen Bürger nicht rein", sagt der erfahrene Seemannsmissionar Markus Schildhauer. "Es geht ja auch nicht nur um die in Cuxhaven, sondern weltweit arbeiten viele Filipinos auf Schiffen, auch auf Handelsschiffen." Die sind oft schon seit vielen Monaten unterwegs, manche haben gar keinen Vertrag mehr – ihre Familien bekommen kein Geld.
Schildhauer gehörte zum Team in Cuxhaven und leitet die Seemannsmission in Alexandria. In vielen Ländern, sagt er, dürfen Seeleute einfach nicht von Bord. "Manchmal fragen sie mich: Was ist der Unterschied zwischen einem Gefängnis und einem Schiff? Im Gefängnis darf man einmal am Tag ins Grüne!" Die Leute von der Seemannsmission suchen den Kontakt zur Crew, sorgen für die Seelen, auch über Videokonferenzen, eine Internetplattform und Mails. Und sie setzen sich für die Kampagne "Fair übers Meer" ein, die für bessere Arbeitsbedingungen auch im Transport eintritt.
Mehr als eine Million Seeleute leben und arbeiten weltweit auf Schiffen, sind monatelang fern von Heimat und Familie. Die Seemannsmission kümmert sich um sie. Mit Ihren Spenden können Sie die Stationen unterstützen, damit die zum Beispiel ihre Minibusse betanken oder SIM-Karten für die Seeleute kaufen können.
Deutsche Seemannsmission e.V. IBAN: DE70 5206 0410 0006 4058 86, Evangelische Bank eG, Kiel