Posteingang - Singapur
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imago/Panthermedia
Die Fischer werden wie Sklaven gehalten
Als Diakon bei der Seemannsmission am Fischereihafen in Singapur.
Michael Hofmann epd/ILSM SIngapur
19.02.2019

Jeden Abend bin ich am Fischereihafen von Singapur. Wir haben dort ein kleines Zentrum: einen Blechcontainer mit ein paar Plastiktischen und -stühlen. Ohne Wasser, ohne Toiletten, und das Mobilfunknetz ist schnell überlastet. Trotzdem sind immer 20 bis 50 Fischer da. Sie dürfen nicht aus dem Hafengelände raus, es ist unglaublich, unter welchen Bedingungen sie arbeiten.

Michael Hofmann epd/ILSM SIngapur

Michael Hofmann

Diakon Michael Hofmann arbeitet bei der Seemannsmission in Singapur

Auf vielen Hochseefischereischiffen herrscht so etwas wie moderne Sklaverei. Die Fischer werden unter falschen Versprechungen an Bord geholt. Man sagt ihnen, sie würden gut verdienen, ein Diplom bekommen, eine Ausbildung machen können – und kaum sind sie auf hoher See, gilt nichts davon. Die Kapitäne nehmen ihnen oft die Pässe weg, dadurch sind sie rechtlos, wenn die Singapur Schiffe irgendwo anlegen. Viele erhalten einen Zweijahresvertrag, Geld gibt es erst am Schluss. Wer die 24 Monate nicht durchhält, bekommt oft gar nichts. Es herrscht Willkür. Ein indonesischer Fischer kam einmal zu mir, er war total am Ende. Sein Vertrag war ausgelaufen, nach zwei Jahren wollte er endlich nach Hause. Aber der Kapitän erlaubte ihm nicht zu gehen und schüchterte ihn ein. Zum Glück konnte ich ihm helfen.

Viele Reeder lassen sich auch Regeln und Sanktionen einfallen, um das ohnehin geringe Gehalt zu drücken. Etwa: Wer seine Haare mit Süßwasser wäscht, bekommt zur Strafe Geld abgezogen. Das internationale Seemannsrecht schützt Seeleute. Aber Leute, die auf den Hochseefischerei- und Fangschiffen arbeiten, sind "Fischer", die kaum Rechte haben.

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