Dresden (epd). Politiker und Weggefährten haben den früheren sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf (CDU) zu seinem 90. Geburtstag für sein Engagement in Zeiten des politischen Aufbruchs gewürdigt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gratulierte ihm zu seinem Lebenswerk. Biedenkopfs politisches Wirken sei "einmalig in der Geschichte der Bundesrepublik", sagte Merkel am Dienstag in ihrer Festrede in der Dresdner Frauenkirche. Er habe Veränderungen gesucht und nie gescheut.
Der studierte Jurist Biedenkopf war von 1990 bis 2002 der erste sächsische Ministerpräsident nach der Wiedervereinigung. Der langjährige CDU-Politiker sei ein "Quer-, Vor- und Neudenker", sagte Merkel. "Wenn man nicht quer denkt, dann kann einem auch nichts Neues einfallen", zitierte sie den Jubilar.
Unabhängiger Denker
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD), der an dem Festsymposium in Dresden nicht teilnahm, lobte Biedenkopf als einen "überzeugten Demokraten, glühenden Föderalisten und leidenschaftlichen Europäer". Ihm sei es gelungen, Reformen voranzutreiben und zugleich die sächsische Tradition zu pflegen.
Der frühere Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) würdigte den 90-Jährigen bei der Feier als einen Mann, der am Prozess der deutschen Wiedervereinigung "einen herausragenden Anteil hatte". Er habe sich vor allem als unabhängiger Denker verdient gemacht und die Industrie wieder nach Sachsen geholt - "als Neuanfang von Kapital und Innovation".
"Großer Glücksfall" für den Freistaat
Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) bezeichnete den Jubilar als "großen Glücksfall" für den Freistaat. "Sachsen hatte einen sehr guten Start in den 1990er Jahren. Das merken wir noch heute", sagte Kretschmer. Nur jemand wie Biedenkopf, der so viele Erfahrungen und auch so viele Verbindungen habe, "konnte so helfen".
Biedenkopf selbst nannte als eine der Herausforderungen der Gegenwart vor allem die Stärkung der Demokratie. "Es ist eine schwierige Situation eingetreten, mit der müssen wir uns sehr intensiv befassen", sagte er in einem Podiumsgespräch mit Kretschmer. "Das ist für uns eine Aufgabe. Wir müssen erklären", betonte er.
Weil die Bundesländer so unterschiedlich in ihrer Entwicklung seien, hätten Parteien wie die AfD Erfolg - im Osten deutlich mehr als im Westen, sagte Biedenkopf. Ihm sei wichtig, den Menschen das Gefühl zu geben, dass sie dazugehören. Es gelte, Aufgaben zu formulieren, keine Vorschriften.