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Ach, Sie haben keine Kinder?, fragt ein Ehepaar, das Kathrin und Oliver im Urlaub treffen. Nein, sagt Kathrin. Sie ist fast gespannt, welche Reaktion jetzt kommt: das Mitleid, weil einem ohne Kindersegen eigentliches Leben verwehrt bleibt und man traurig und sinnentleert seine Tage verbringen müsste. Oder die Vorwurfshaltung, die jedem kinderlosen Ehepaar oberflächlichen Egoismus unterstellt: Ihr wollt nur Spaß haben im Leben und keine Verantwortung übernehmen. So kennt es Kathrin - und sie hat eigentlich keine Lust mehr, darauf zu reagieren.
Aber die beiden sagen verständnisvoll: "Wir sind zwar glücklich mit unserem Sohn und der Tochter. Jetzt, wo sie aus dem Haus sind, unternehmen wir endlich allein zu zweit etwas. Es kann auch ganz schön sein ohne Kinder." Damit signalisieren die neuen Bekannten Offenheit für ein Paar, das keinen Nachwuchs vorzuweisen hat - aus welchen Gründen auch immer. So kann, wenn alle wollen, ein gutes Gespräch entstehen über das Leben, wie es sich gefügt hat, an welchen Punkten freiwillig oder unfreiwillig Entscheidungen gefällt oder einem aufgezwungen wurden.
Im Alten Testament wird die Trauer beschrieben, die eine Frau empfindet, weil sie nicht gebären kann - und der Triumph derer, die fruchtbar sind: "Und ihre Widersacherin kränkte und reizte sie sehr, weil Gott ihren Leib verschlossen hatte. Dann weinte Hanna und aß nichts." Wer Menschen bedauert oder an ihnen Kritik übt, weil sie kinderlos sind, fügt ihnen oft genug Verletzungen zu, reißt alte Narben auf, die längst verheilt schienen. Da ist das Paar, das sich sehnlichst Kinder wünschte. Die Ehe ist beinahe über all den fruchtlosen Unternehmungen zerbrochen, ein Kind zu zeugen.
Liebe nach Fahrplan, Medikamente, die den Hormonhaushalt durcheinanderbringen, Verzweiflung - da braucht man niemanden, der an einem herumnörgelt. Es reicht schon, wenn Lebensträume scheitern. Andere sind finanziell am Ende, weil sie in In- und Ausland ihr Glück in der In-vitro-Fertilisation suchten - eine kostspielige Angelegenheit. Der brennende Wunsch, ein eigenes Baby im Arm zu halten, hat sie an den Rand des Ruins getrieben. Auch da helfen weder Mitleid noch Verachtung. Wer gerne Vater oder Mutter wäre, hat genug daran zu arbeiten, mit dem Verzicht auf diese Lebensrolle fertig zu werden.
So wie die Frau, die in jungen Jahren schwer krank wird, eine Chemotherapie durchsteht und keine Kinder bekommen darf, weil sie sonst deren Leben und das eigene gefährden würde. Oder die zwei, die sich schlicht fügen in die Kinderlosigkeit, weil er nicht zeugungsfähig ist. Niemand sollte sich zu einem Urteil über solche Lebenssituationen aufschwingen. Hanna aus dem Alten Testament findet Verständnis bei ihrem Mann. Er hält zu ihr: "Warum weinst du, und warum isst du nichts? Und warum ist dein Herz so traurig? Bin ich dir nicht mehr wert als zehn Söhne?" (1. Samuel 1,6-8)
Hannas Mann weiß, worauf es letztendlich ankommt. Nicht auf die Frage, wer "schuld" ist daran, dass keine Kinder kommen. Auch nicht auf die Frage, wer sich auf diese Weise vermeintlich einen schönen Lenz macht oder gar nicht mitreden kann, wenn es um das wahre Leben geht. Hannas Mann versteht, dass die Beziehung der beiden entscheidend ist, die Liebe, die sie verbindet. Eine Liebe, die ihrer Partnerschaft Sinn und Inhalt gibt, auch ohne Kinder. Eine Liebe, in und mit der sie sich engagieren können - zum Beispiel für die Kinder dieser Welt, die bei ihren Eltern kein Zuhause haben.
Es stimmt, man braucht dann keine stillen Vorwürfe...
......aber im Alter die Kinder anderer Leute, um überleben zu können, denn all diese Leute, die einem als Arzt, Anwalt, Apotheker, Pfleger, Bäcker, Metzger, usw...und natürlich RENTENEINZAHLER das Leben im Alter erst ermöglichen, wurden von anderen geboren und erzogen und ausgebildet.
Die Entscheidung gegen Kinder fällt man selbst oder sie wird von der Natur gefällt. Eine stärkere Beteiligung an der eigenen Versorgung wäre aber angebracht.
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Wer braucht wen oder was?
Andre Kerpen schrieb am 28. September 2012 um 13:54: "..denn all diese Leute, die einem als Arzt, Anwalt, Apotheker, Pfleger, Bäcker, Metzger, usw...und natürlich RENTENEINZAHLER das Leben im Alter erst ermöglichen..." Da dürfte ein verbreiteter Irrtum vorliegen. Zum Leben, egal ob im Alter oder davor, brauche ich weder einen Apotheker noch irgendwelche Renteneinzahler. Zum Leben brauche ich Medikamente, Lebensmittel und viele andere Dinge. In der allseits so beliebten Marktwirtschaft bekomme ich dieses Zeugs allerdings nur, wenn ich dem Apotheker oder Bäcker Geld auf den Ladentisch lege. Ob ich das Geld überhaupt habe, bestimmen die Typen, die die Höhe meiner Rente festlegen. Dabei spielt es keine Rolle, ob ich an das vorsätzlich verbreitete Märchen vom Generationenvertrag glaube oder mir diese besonders pikante Form von Selbstveräppelung schenke. Der Arzt und Bäcker brauchen mein Geld, um schöne oder auch nur bescheidene Geschäfte damit zu machen. Und für die Rentenkassenverwalter ist der Rentenbezieher ein ewiges Ärgernis, das laufend zu spät verstirbt. Also wer braucht jetzt wen oder was? _________________________ Was die moralische Pflicht zum Kinderkriegen betrifft, so sprach man vor ca. 70 Jahren in Deutschland noch Klartext. Da schenkte die anständige deutsche Frau dem Führer ein Kind, wenn möglich, sogar mehrere. Der Führer ist zwar nicht mehr gefragt, da zwischenzeitlich der Regimewechsel von faschistisch nach demokratisch erfolgt ist. Die zugehörige Untertanenmoral brauchte sich allerdings in vielen Bereichen überhaupt nicht zu ändern. Die anständige moderne deutsche Frau schenkt eben nicht dem Führer, sondern der Rentenkasse ein Kind. Welch Fortschritt!
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