Sulaiman al-Sakka, der Sohn der Familie, stellt in der Konditorei Damaskus in Berlin eine Geschenkbox mit syrischen Süßigkeiten zusammen
dpatopbilder - Der Mitarbeiter und Sohn der Familie, Sulaiman al-Sakka, stellt am 15.03.2017 in der Konditorei Damaskus in Berlin eine Geschenkbox mit syrischen Süßigkeiten zusammen. Die syrische Konditorei wurde von der Familie al-Sakka, nach dem sie vor drei Jahren nach Deutschland kamen, im Berliner Stadtteil Neukölln eröffnet. (zu "Im syrischen Süßigkeiten-Paradies in Berlin" vom 24.03.2017) Foto: Gregor Fischer/dpa Verwendung weltweit
Gregor Fischer/picture alliance
Vorurteile in Sirup ertränkt
Sein Geschäft wurde im syrischen Bürger­krieg zerstört. 2014 kam der Konditor mit seiner Familie nach Deutschland. 2016 eröffnete er das Café Damaskus auf der Berliner Sonnenallee. Inzwischen hat er zehn Angestellte und 70 bis 100 Kunden am Tag
12.06.2017

chrismon: Warum verließen Sie Syrien?

Tamem al-Sakka: Einige meiner Angestellten wurden verhaftet, andere ermordet, andere flohen. Meine Frau, meine Tochter und ich ­zogen nach Damaskus, dann weiter nach Ägypten. Nach dem Militärputsch fühlten wir uns auch dort nicht mehr sicher. 2014 ­erhielten wir ein Visum für Deutschland.

Wie kamen Sie darauf, neu anzufangen?

In unserer Wohnung in Wittstock, Brandenburg, habe ich Süßigkeiten für die Nachbarn gebacken. Bei einer Frau im Haus, die angeblich keine Ausländer mochte, habe ich geklingelt. Wir haben uns tatsächlich angefreundet.

Sie ertränken Vorurteile in Sirup?

Ich konnte die Einstellung vieler Leute ­ändern. Als wir nach Berlin gezogen sind, waren die Nachbarn richtig traurig und haben gesagt: „Bleibt bei uns.“

War es ein großer Schritt zum eigenen Café?

Alle haben mir abgeraten. Deutschen sei das Gebäck zu ungesund und zu süß. Aber heute sind mehr als die Hälfte meiner Kunden Deutsche. Die Deutschen haben uns willkommen geheißen. Ich will ihnen etwas zurückgeben.

Sind deutsche Kunden anders als syrische?

Sie wollen wissen, ob die Pistazien aus bio­logischem Anbau stammen oder wie viel ­Butter im Gebäck ist. Das interessiert Syrer eher selten. Aber ich freue mich, wenn mich die Kunden etwas über das Gebäck fragen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Dass meine Tochter die Bilder vom Krieg vergessen kann. Und dass wir in Deutschland ­eine sichere Zukunft haben. Wenn es so ­weitergeht, ist unser Geschäft bald doppelt so groß wie das in Homs.

Infobox

Die Konditorei Damaskus finden Sie in der ­Sonnenallee 93 in Berlin-Neukölln.

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