Der Frieden ist angekündigt. Bis spätestens Ende des Monats will die kolumbianische Regierung einen Friedensvertrag mit der linken FARC („Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens“) abschließen und nach über 50 Jahren den Guerillakrieg beenden. Es sieht so aus, als wäre es allen ernst damit. Seit drei Jahren arbeiten Unterhändler an diesem Vertrag, im vergangenen September trafen sich Präsident Juan Manuel Santos und FARC-Chef Rodrigo Londono erstmals persönlich. Zwei langjährige Feinde, die sich die Hand schütteln – das Foto ging um die Welt. Bevor beide Seiten das Abkommen aber unterschreiben, muss die Bevölkerung per Referendum zustimmen. Die Friedensverhandlungen werden von vielen misstrauisch betrachtet. Es gibt Ängste, dass alte Wunden wieder aufgerissen werden oder dass bei der geplanten Bestrafung von Kriegsverbrechen die eigentlichen Täter (auf beiden Seiten) davonkommen, weil sie Geld und Beziehungen haben.
###autor###Der Bürgerkrieg hat tiefe Spuren in der Bevölkerung hinterlassen. 200 000 Menschen wurden getötet, Millionen aus ihrer Heimat vertrieben, Zehntausende gelten als vermisst. Fast jeder ist hier betroffen, hat Opfer in der Familie und im Bekanntenkreis. Das macht die Annäherung einerseits schwierig und mühsam. Andererseits ist diese kollektive Betroffenheit ein starker Motor. Sie stärkt die Solidarität und den Blick auf das, was gesellschaftlich verändert werden muss, um das Land wirklich zu befrieden. Die in Deutschland kaum noch politisch diskutierte soziale Frage ist hier hoch aktuell. Viele setzen sich für Veränderungen ein, für Umverteilung und Partizipation. Viele engagieren sich auch in Projekten wie Taller de Vida. Diese Organisation ebnet ehemaligen Kindersoldaten den Weg in ein normales Leben. Eine Resozialisierung gilt dort als eine Art persönlicher Neugeburt. Und immer wieder gelingt eine solche. Das macht Hoffnung.