Foto: Landfill Harmonic
Virtuos auf Bürsten, Ölkanistern und Löffelstilen
Portrait Manon Priebe, online-Redaktion chrismonLena Uphoff
14.11.2013

Im Armenviertel Cateura, in der Nähe von Asunción, liegt die größte Müllkippe Paraguays. Hier leben etwa 2 500 Familien, ohne Strom und fließend Wasser. Nicht wenige Jugendliche nehmen Drogen, weil ihnen Arbeit und Perspektiven fehlen.

Die Idee? Favio Chávez  gründete 2006 eine Musikschule, um die Jugendlichen von der Straße zu holen. Schon als Kind war Chávez musikbegeistert: Mit elf Jahren übernahm er den Chor seiner Kirchengemeinde.


Woran fehlt es? An Instrumenten. Immer mehr Kinder möchten Musik machen und kommen in Chávez’ Schule.

Die Rettung? Müll! Ein Freund von Chávez arbeitet auf der Deponie. Als Chávez ihm von seinem Problem erzählte, kamen sie zusammen darauf, Instrumente aus Müll ­zu basteln. Seitdem lautet das Motto des Orchesters: „Die Welt schickt uns Müll. Wir schicken Musik zurück.“

Und das hört sich gut an? Einige der jungen Musiker sind wahre Virtuosen auf ihren Müllinstrumenten. Sie beweisen: Improvisation ist alles! Blechdosen verwandeln sich in Gitarren, gespannte Plastikfolien werden zu Trommeln. Die Flöten waren mal Wasserrohre, der Klangkörper eines Cellos ein Ölkanister. Die Wirbel, mit denen die Saiten gespannt werden, bestehen aus alten Bürsten und Löffelstielen.

Wie entwickelt sich das Orchester? Inzwischen geben die jungen Musiker Konzerte auf der ganzen Welt. Sie bekommen Spenden, manchmal sogar konventionelle Instrumente. Doch das Wichtigste: Sie gewinnen Anerkennung – und eine Zukunft jenseits der Mülldeponie.

Das Landfill-Harmonic-Orchester anhören: http://vimeo.com/52711779

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