In Ländern wie Israel und Libanon schließen Rabbis, Priester und Imame die Ehen. Zivile Ehen gibt es nicht, der Staat erkennt die religiöse Trauung rechtlich an. Deshalb geben auch religiöse Regeln vor, wer wen heiraten darf. Ein Jude darf keine Nichtjüdin zur Frau nehmen, eine Muslima keinen Christen. Geschiedene Christen dürfen keine zweite Ehe eingehen, und an gleich- geschlechtliche Ehen ist gar nicht zu denken. Im griechischen Zypern gilt EU-Recht: Auch Ausländer dürfen zivil heiraten. Israel und der Libanon erkennen die zyprische Hochzeits- urkunde problemlos an. Verlobte bleiben durchschnittlich zwei Tage: Ankunft, Trauung, romantisches Abendessen, Übernachtung und Rückflug als Ehepaar am nächsten Morgen.
Eine christlich-jüdische Ehe
Eugenia und Nadav
Eugenia, 36, ist spanische Romanautorin, Nadav, 36, israelischer Schauspieler. Sie lernten sich bei einem Filmdreh kennen. Am Set war Nadav der Star, Eugenia spielte spaßeshalber eine kleine Nebenrolle. „Es war wie ein Wunder: Alle Frauen am Set standen auf ihn. Ich hatte keine Hoffnung. Und jetzt sind wir hier, viele Jahre später.“ In der Zwischenzeit hatte sie eine Tochter von einem anderen Mann bekommen. Dann traf sie Nadav wieder, sie lebten eine Weile in Spanien. Für seine Karriere zogen sie vor kurzem nach Israel. Da sie als Christin Nadav in Israel nicht heiraten darf und die Wartezeit in Spanien ein Jahr betragen hätte, entschieden sie, auf Zypern zu heiraten. In Nadavs Familie gab es einige Bedenken: eine Christin! Aber Eugenia sagt: „Gerade seine Großeltern, die den Holocaust überlebten, haben mich verteidigt. Sie möchten nicht, dass jemand aufgrund seiner Religion diskriminiert wird. Ich bewundere Nadavs Großeltern.“
Heiraten ohne Rabbi
Renana und Eyal
Die Ergotherapeutin Renana, 30, und der Programmierer Eyal, 35, lernten sich vor vier Jahren in einem Club in ihrer israelischen Heimatstadt Haifa kennen. Als sie beschlossen zu heiraten, war so viel klar: nicht in Israel, nicht nach religiösen Regeln – obwohl sie beide jüdisch sind. Aber als Liberale lehnen sie das Rabanut, den Zusammenschluss der Rabbis und die höchste religiöse Autorität in Israel, ab. „Diese Institution ist unserer Meinung nach sehr dunkel und korrupt“, sagt Renana. Nun verbinden sie die Hochzeit mit einer Reise und feiern im kleinen Kreis. „In Israel kommen 200 Leute, von denen du die Hälfte nicht kennst“, sagt Eyal. Später wollen sie eine kleine Party für ihre Freunde geben. „Die mögen es auch nicht, wie die Religiösen alles um uns herum kontrollieren.“
Hochzeit für ein EU-Visum
Stephanie, 24, und Nerson, 28, kennen sich aus der Schulzeit im Libanon. Als Stephanie vor drei Jahren mit ihrer Familie nach England zog, blieben sie via Internet in Kontakt. Vor zwei Monaten besuchte sie ihn im Libanon und sie beschlossen zu heiraten. Da sie in Großbritannien leben wollen, sollte er für die Hochzeit als Tourist anreisen. Aber er bekam kein Visum. Kurzerhand wandten sie sich an einen Hochzeitsagenten in Zypern, auch ein armenischer Libanese wie Stephanie und Nerson. Den Termin im Standesamt erhielten sie fünf Tage vor der Trauung. „Keiner war vorbereitet. Wir haben keine Begleitung, weil heute Werktag ist und alle arbeiten müssen.“ Nach der Hochzeit bleiben sie getrennt, bis die Urkunde in England anerkannt ist und Nerson einreisen darf. Das dauert drei bis sechs Monate. „Aber ich werde ihn zwischendurch besuchen“, sagt Stephanie lächelnd.
Ehe für Geschiedene
Natalie und Carlson
Natalie, 39, und Carlos, 39, sind Nachbarn im Libanon. Eigentlich wollten sie schon vor zehn Jahren heiraten. Aber da steckte Natalie noch mitten in der Scheidung. Und die ist im Libanon langwierig. Eine erneute Trauung ist nach christlicher Auffassung nicht möglich. Deshalb kamen die beiden mit Carlos’ Bruder und seiner Frau nach Zypern. Zwanzig Minuten mit dem Flugzeug, zwei Übernachtungen, eine Trauung – und dann können sie in das schon gemietete Haus ziehen.