Das jordanische Flüchtlingscamp Za'atari liegt mitten in der Wüste. In der Nacht kann es sehr kalt werden, tagsüber ist es heiß, und im Sommer werden die Temperaturen weiter steigen. Es gibt immer wieder Sandstürme, diese führen vielfach zu Augenentzündungen und Problemen mit den Atemwegen.
Das Camp wurde ursprünglich für 60.000 Menschen angelegt. Mit etwa 140.000 Bewohnern ist es mittlerweile zur viertgrößten Stadt Jordaniens geworden. In Za'atari gibt es Sanitätshäuser und Krankenstationen, gemeinsame sanitäre Anlagen, doch die Infrastruktur kann mit dem Ansturm der Menschen nicht mithalten. In einem Zelt leben bis zu fünf Flüchtlinge zusammen, meist Familien oder Verwandte. Es kostet bei der Ankunft 40 jordanische Dinar und besteht aus einem Gemeinschaftsraum sowie einem winzigen Zusatzraum, wo meist das Essen zubereitet wird.
Container bieten Schutz vor Sandstürmen
Für besonders bedürftige Familien haben die Diakonie Katastrophenhilfe und andere Hilfsorganisationen einige Wohncontainer aufgestellt. Diese stehen etwas erhöht, so kann bei Regen der Schlamm nicht hineingespült werden. Und vor den Sandstürmen sind die Familien besser geschützt als in einem Zelt. Auch deswegen sind die Container beliebt. Allerdings wird es auch hier tagsüber unerträglich heiß. Und: Die Wohnfläche ist nicht viel größer als die in einem Zelt, dennoch leben dort oft viel mehr Menschen auf engstem Raum zusammen.
Im Camp sind die Grundbedürfnisse einigermaßen gedeckt. Vielfach wurde mir allerdings erzählt, dass Babynahrung und Windeln fehlten. Und natürlich ist die Wasserversorgung ein Problem - mitten in der Wüste. Mit wachsenden Flüchtlingszahlen müssen sich jetzt immer mehr Menschen die Wasch- und Kochgelegenheiten teilen. Hygienische Probleme kommen hinzu. Ratten und Mäuse vergreifen sich an den wenigen Vorräten, die in den Zelten lagern.
Viele wohnen lieber außerhalb des Camps
Einige Flüchtlingsfamilien haben dieses Leben nach einigen Monaten nicht mehr ausgehalten und das Camp verlassen. Andere haben sich von Anfang an entschieden, dort nicht zu wohnen. Die, die außerhalb leben, haben den psychologischen Vorteil, dass sie ihr Leben selbst in der Hand haben. Anderseits sind sie von der Hilfe weitestgehend abgeschnitten und kämpfen damit, Geld für den teuren Lebensunterhalt aufzubringen.
Schon vor der Krise war das syrische Pfund kaum etwas wert gegenüber den Währungen der Nachbarländer. Die Flüchtlinge haben in Jordanien keine Arbeitserlaubnis und können so nur gelegentlich Geld verdienen. Das reicht in der Regel nicht mal, um die Miete zu decken. Die Mieten waren für syrische Verhältnisse auch vor dem Flüchtlingsansturm unbezahlbar.
Viele liehen sich Geld, um schäbigste Unterkünfte zu mieten. Teilweise helfen Nachbarn dabei, die kargen Behausungen ein bisschen wohnlich zu gestalten - oder auch bei der Suche nach einem Arzt. Auf die Frage, wie sie denn ihre Familie unter diesen Umständen durchbringe, sagte mir eine Mutter von fünf Kindern in Zarqua, Jordanien: „ Fragen Sie den Gemüsehändler um die Ecke, wie hoch unsere Schulden sind. Ich weiß es schon nicht mehr.“ Fast alle Familien haben mir gesagt, dass sie so nicht mehr lange weiter leben können.
Gastfreundlich auch im Zelt
Mich hat immer wieder berührt, mit welch einer würdigen Haltung diese Menschen ihre schwierige Situation meistern - und mit was für einer Gastfreundschaft sie mich aufnahmen. Natürlich hätten sie mich lieber in ihren Häusern in Syrien empfangen anstatt im Zelt oder in einer Notunterkunft. Aber: Ohne ein Glas Tee zu trinken, durfte ich selten wieder gehen.
Die Diakonie Katastrophenhilfe hat zunächst Nothilfe für die ankommenden Flüchtlinge geleistet, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Camps. Das heißt, die Familien haben Utensilien bekommen, die im Alltag gebraucht werden: Seife, Zahnpasta, Handtücher, Matratzen, Bettbezüge. Mit Anhalten des Krieges und steigenden Flüchtlingszahlen müssen wir unsere Maßnahmen immer wieder anpassen. Bedarf gibt es genug. Ob es die Unterstützung der Schulkinder ist, die psycho-soziale Betreuung von Flüchtlingsfamilien oder die Unterbringung neu ankommender Flüchtlinge: Wir haben noch viel zu tun.