Holger Meerwarth
Geld spenden, Gutes tun
Portrait Hanna Lucassen, Redaktion chrismon, Redaktions-Portraits Maerz 2017Lena Uphoff
20.02.2012

„Im Märzen der Bauer die Rößlein einspannt“ — und dann? Dann sät er, der Landwirt. Ohne Saat gibt es später auch nichts zu ernten. Saatgut ist die Grundlage der Ernährung. Ein wachsender und umkämpfter Markt: Der weltgrößte Agrarkonzern Monsanto hat kürzlich in einem Quartal 2,4 Milliarden Dollar Umsatz gemacht. Die zehn größten Hersteller von Saatgut dominieren über 70 Prozent des Weltmarktes, heißt es beim Saatgutfonds, der unter dem Dach der Zukunftsstiftung Landwirtschaft in Bochum arbeitet.

Der Fonds wurde 1996 gegründet, weil der Ökolandbau auf Saatgut angewiesen ist, das zu einer nachhaltigen Landwirtschaft passt. Dafür gibt es viele Gründe, vier davon sind: Die Pflanzen sollen so beschaffen sein, dass sie ohne Spritz- und Düngemittel aus der Agrarindustrie auskommen; das gelingt nur mit robusten Züchtungen.

Zweiter Grund: Die Saat soll nicht gentechnisch manipuliert sein. Hinzu kommt: Konventionelle Hersteller versehen ihre Saat mit einer Art biologischem Kopierschutz (sogenannte Hybride), damit die Landwirte immer neue Saat nachkaufen müssen. Und schließlich: Getreide, Gemüse und Früchte aus ökologisch gezüchtetem Saatgut schmecken besser.

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Herr Willing vom Saatgutfonds hat uns noch eine Einschätzung zum Leserbrief von Herrn Grosser geschickt: Sehr geehrter Herr Wolfdietrich Grosser, vielen Dank für Ihren Beitrag. "Genverändernd" ist auch die klassische Pflanzenzüchtung, denn die Gene der jeweiligen Vater- und Mutterpflanzen vermischen sich. Daher trifft die Bezeichnung "genverändernd" das besondere Vorgehen der Gentechnik nur unzureichend und es bedarf eines zusätzlichen Begriffes. Wenn zum Beispiel (wie beim Bt Mais) Gensequenzen eines Bodenbakteriums in das Genom einer Pflanze (Mais) eingebaut wird, ist das ein Vorgang, der unter natürlichen Bedingungen nicht passieren kann (weil Artgrenzen überschritten werden). Hier bedarf es hochmanipulativer Technik und know how, um quasi die Natur auszutricksen und überhaupt lebensfähige Einzelpflanzen aus diesem transgenen Verfahren zu gewinnen. Als weiteres Beispiel seien die sogenannten CMS Hybride (CMS steht für cytoplasmatische männliche Sterilität) genannt. Hier wird der Zellkern zB. von Chicoree aus seiner Zelle herausgelöst und in eine entkernte Zelle der Sonnenblume transferiert. Aufgrund der Unverträglichkeit zwischen Zellkern und artfremdem Zellplasma entsteht dann die gewünschte männliche Sterilität. Auch dies ein hochkomplexer Vorgang. Im Ergebnis entsteht dann für eine Zuchtfirma eine Sorte, die von anderen Züchtern auf dem Wege der klassischen / natürlichen Kreuzung nicht mehr verwendbar ist. Eine Art "locked in" System, das u.a. dazu dient, bestimmte pflanzliche Eigenschaften für ein Unternehmen zu sichern und anderen keinen Zugriff darauf zu ermöglichen. Das Wort "genmanipuliert" verwenden wir daher nicht um damit eine negative Wertung ins Spiel zu bringen. Aus unserer Sicht ist es der richtige Begriff für die Beschreibung des tatsächlichen Vorgangs. Hierfür beziehen wir uns auf die Definition des Dudens bzgl. "manipulieren" : "(bildungssprachlich) undurchschaubares, geschicktes Vorgehen, mit dem sich jemand einen Vorteil verschafft, etwas Begehrtes gewinnt." Mit dem Saatgutfonds wollen wir dazu beitragen, dass Saatgut auch in Zukunft ein Kulturgut bleibt. Es muss neben guten agronomischen Eigenschaften vielfältig, fruchtbar und wohlschmeckend sein. Auch im Interesse unserer Kinder und Enkel sollten wir es nicht den ökonomischen Verwertungsinteressen großer Konzerne überlassen. Wer hier eine notwendige Zukunftsaufgabe sieht, kann mit einer Spende an den Saatgutfonds zur Erhaltung des Kulturgutes Saatgut beitragen.
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Sehr geehrter Herr Willing,

ich bin regelmäßiger Leser von „chrismon“ und freue mich über jedes Heft. Auch Ihre Aktion finde ich gut nur was ich nicht leiden kann, ist die manipulierte Sprache. Für mich ist das Saatgut „genverändert“ und nicht „genmanipuliert“. Das ist schon eine negative Wertung in der Ausrucksform und wer so spricht kann von mir auch keine Spende erwarten. Sie sollten bedanken wie viel Segen durch genveränderte Medikamente schon erreicht wurden. Ohne die Gentechnik wäre Medizin heute nicht mehr vorstellbar. Also bitte an die Sprache denken.

19.3.2012

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