Liebe Leserinnen und Leser,
haben Sie schon Ihr Weihnachtsfest geplant? Natürlich nicht. Alle Ratschläge der letzten Jahre kann man getrost vergessen. Sie hießen: Reden Sie darüber, wer sich was wünscht! Planen Sie ganz früh eine Besucherregelung in der Patchworkfamilie! Überfrachten Sie das Fest nicht mit Erwartungen! Nichts davon hilft dieses Jahr. Seit Wochen ist auch in Politikerreden "Weihnachten" total überfrachtet, als ob es keinen anderen Zielhorizont gäbe für die Senkung der Infektionszahlen. Und in großen Familien, ob Patchwork oder nicht, wird es manche Enttäuschung geben. Es wird nicht jede jeden besuchen können.
Auf jeden Fall gilt: improvisieren. Flexibel bleiben. Auch mir bricht das Herz, wenn meine 90-jährige Mutter am Telefon sagt: "An Weihnachten koch ich uns die Rinderzunge in Rotwein", und ich jedes Mal denke: Wenn wir uns überhaupt sehen! Drum bin ich froh, dass meine Kollegin Christine Holch Gemeindepastorinnen und Gefängnisseelsorger, Eventmanager und Psychologinnen befragt hat: Wie kann es gehen? Wie kann ich feiern? Und wer tröstet mich, wenn alle Pläne doch wieder platzen? Schön, dass beide Kirchen gemeinsam die Aktion "Gott bei Euch" gestartet haben, auch dort finden Sie Anregungen, wie das Fest gelingen kann.
Heute, einen Tag nach dem Ewigkeitssonntag, nehmen wir Anlauf auf Weihnachten. Wir können einen Adventskalender kaufen oder basteln oder hier abonnieren. Wir können Geschenke kaufen - und uns bemühen, keinen Riesenmüllberg aus bedrucktem Geschenkpapier zu hinterlassen. Willi Weitzel hat die Familien, die er in diesem Jahr besucht hat, nach Ideen gefragt.
Für mich ist klar: Es wird nichts bei Amazon bestellt, denn die haben jetzt schon ihren Umsatz verdreifacht und bezahlen kaum Steuern in Deutschland. Ich kaufe möglichst viel in meinem Stadtteil, vor allem Bücher. Buchtipps aus der Redaktion finden Sie hier, wenn Sie einen Fußballfan beschenken möchten, kann ich Ihnen das Weihnachtsbuch aus der edition chrismon empfehlen, unser Kolumnist Rainer Moritz erzählt hier mehr darüber. Wenn ich überhaupt online shoppe, dann freuen sich meine Söhne über nachhaltige Turnschuhe oder Klamotten. Und bis ich sie hoffentlich sehe an Weihnachten, schicke ich ihnen sehr viel faire Schokolade in die Studi-WGs nach Maastricht und Wien.
Anlauf nimmt der Advent auch mit dem Auftakt zur Spendenaktion "Brot für die Welt" an diesem Sonntag. Traditionell steckt man Geldscheine in das Papiertütchen an Heiligabend - aber da auch das ungewiss ist, spenden Sie jetzt! Klar, viele sind im Moment selber knapp bei Kasse. Ich weiß aber auch von vielen, die gut durch diese harte Zeit kommen - und ich finde: Wir sollten dieses Jahr besonders dankbar und großzügig sein.
Ich wünsche Ihnen eine gemütliche Adventszeit.
Bleiben Sie zuversichtlich!
Ihre
Ursula Ott
chrismon-Chefredakteurin