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epd-bild / Jens Schulze
Sie debütierte 1999 mit dem Erzählband "Seltsame Materie" und wurde seitdem mit vielen Auszeichnungen geehrt. Nun erhält Terézia Mora den renommierten Georg-Büchner-Preis. Die Jury lobt ihre "eminente Gegenwärtigkeit und lebendige Sprachkunst".
03.07.2018

Der Georg-Büchner-Preis 2018 geht an die Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Übersetzerin Terézia Mora. Die 47-Jährige erhalte die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung für ihre "eminente Gegenwärtigkeit und lebendige Sprachkunst, die Alltagsidiom und Poesie, Drastik und Zartheit vereint", teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung am Dienstag in Darmstadt mit. Der Preis ist nach dem in Darmstadt aufgewachsenen Schriftsteller, Naturwissenschaftler und Freiheitskämpfer Georg Büchner (1813-1837) benannt und gilt als herausragende literarische Auszeichnung in Deutschland. Er wird am 27. Oktober in Darmstadt verliehen.

Außenseiter und Heimatlose im Blick

In ihren Romanen und Erzählungen widme sich Mora Außenseitern und Heimatlosen, prekären Existenzen und Menschen auf der Suche und treffe damit schmerzlich den Nerv der Zeit, heißt es in der Begründung der Jury. Schonungslos nehme sie die Verlorenheit von Großstadtnomaden in den Blick und lote die Abgründe innerer und äußerer Fremdheit aus. "Dies geschieht suggestiv und kraftvoll, bildintensiv und spannungsgeladen - mit ironischen Akzenten, irisierenden Anspielungen und analytischer Schärfe."

Mora wurde am 5. Februar 1971 in der ungarischen Stadt Sopron geboren und wuchs zweisprachig (Ungarisch-Deutsch) auf. Seit 1990 lebt sie in Berlin, wo sie Theaterwissenschaft und Hungarologie an der Humboldt-Universität studierte und das Drehbuch-Diplom der Deutschen Film- und Fernsehakademie erwarb. Mora arbeitet als Schriftstellerin und Übersetzerin aus dem Ungarischen, etwa von Werken von Péter Esterházy, István Örkény und Zsófia Bán.

Ihr Debüt gab Mora 1999 mit dem mehrfach ausgezeichneten Erzählband "Seltsame Materie" (1999). Der 2004 folgende Großstadtroman "Alle Tage", dessen vielsprachig-nomadischer Held Abel Nema Höllenfahrten erlebt, wurde von der Kritik als literarisches Ereignis gefeiert. Sprachkraft und drastische Imagination charakterisieren auch Moras Romane "Der einzige Mann auf dem Kontinent" (2009) und "Das Ungeheuer" (2013), die ersten zwei Bände einer Trilogie über das Leben des IT-Spezialisten Darius Kopp. Zuletzt veröffentlichte Mora 2016 den Erzählungsband "Die Liebe unter Aliens".

Für "Seltsame Materie" erhielt Mora 1999 den Ingeborg-Bachmann-Preis, der Roman "Das Ungeheuer" wurde 2013 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Die Autorin hat weitere wichtige Preise gewonnen, etwa den Preis der Leipziger Buchmesse (2005), den Adelbert-von-Chamisso-Preis (2010), den Bremer Literaturpreis (2017) und den Roswitha-Preis (2018).

Büchner-Preis wird seit 1923 vergeben

Der Büchner-Preis wurde erstmals 1923 vergeben, im vergangenen Jahr erhielt ihn der Schriftsteller Jan Wagner. Weitere Preisträger waren unter anderen Carl Zuckmayer (1929), Anna Seghers (1947), Max Frisch (1958), Günter Grass (1965), Peter Handke (1973), Erich Fried (1987), Sarah Kirsch (1996), Wilhelm Genazino (2004), Felicitas Hoppe (2012) und Marcel Beyer (2016).

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