Entspannung
Zittern gegen Stress
Neurogenes Zittern kann Stress und Schmerzen lösen. Die Psychologin Hildegard Nibel erklärt, wie das geht und warum die Technik TRE auch traumatisierten Menschen hilft
Junger Mann macht TRE Übung 'Stehen an der Wand'
Diese Übung aus dem TRE heißt 'Stehen an der Wand'
Urbazon/Getty Images
Tim Wegner
06.05.2025
4Min

chrismon: Angela Merkel hatte in den letzten Jahren ihrer Kanzlerschaft mehrfach öffentliche Zitteranfälle. Das befeuerte Debatten um ein verfrühtes Ende ihrer Kanzlerschaft. Ist Zittern ein Zeichen von Schwäche oder Krankheit?

Hildegard Nibel: Zittern kann auch ein Zeichen von Erleichterung sein. Normalerweise zittern wir nach einer Extremsituation wie einem Beinahe-Unfall oder einem aufreibenden Streit. Angela Merkel hat mir damals sehr leidgetan, weil die Öffentlichkeit ihre natürliche Selbstheilungsreaktion total pathologisiert hat. Danach gab es absurde Diskussionen, die bei ihr vermutlich wieder Stress ausgelöst haben. Dabei ist das Zittern oft ein Zeichen dafür, dass der Stress von einem abfällt und sich löst.

Sie haben ein Buch über neurogenes Zittern geschrieben. Warum sollte man Zittern absichtlich herbeiführen?

Für den normalen Alltagsgebrauch ist es eine einfache und bequeme Art der Entspannung. Man kann das Zittern nutzen, um Stress und Ärger oder lästige Gedanken loszuwerden, die beim Einschlafen im Kopf kreisen. Man hat einen anstrengenden Tag hinter sich, an dem viel auf einen eingeprasselt ist, dann geht man abends ins Bett, zittert noch ein bisschen, hört vielleicht Musik und hat dann hoffentlich eine angenehme Nachtruhe. Das hilft generell, Stress abzubauen und dadurch leistungsfähiger zu werden. Mir selbst hat es beispielsweise beim Singen geholfen. Ich habe schon nach einer Woche Zittern die Rückmeldung bekommen, dass ich mehr Stimmvolumen habe und lauter singe.

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