St. Peter-Paul in Hermannsburg
St. Peter-Paul in Hermannsburg
L. Schmiegel
Den Weinberg des Herrn gut verwalten
Von Hermannsburg in der Heide brachen einst Missionare in die Welt auf. In St. Peter-Paul ist davon nicht mehr allzu viel zu spüren.
Christopher Rowe
10.03.2023

Kirche St. Peter-Paul Hermannsburg, Sonntag, 10 Uhr: Eine Viertelstunde vor Gottesdienstbeginn und noch nichts los vor dem Gotteshaus? Still liegt der weiße Bau mit seinen markanten Giebeln an den Seitenschiffen an diesem frostigen Märzmorgen da. Plötzlich, wie auf ein geheimes Zeichen, strampeln Kirchgänger auf Fahrrädern herbei, rauschen Autos aus den Außendörfern auf den Parkplatz. Auf die Hermannsburger ist doch noch Verlass.

Als Pastor Ulrich Noetzel nach dem Orgelvorspiel im weißen Talar die Menschen begrüßt, sitzen gut 80 Leute in der lichtdurchfluteten Kirche. Und dass, obwohl man in dem Dorf in der Lüneburger Heide sonntags die Wahl zwischen drei lutherischen Gottesdiensten hat.

In St. Peter-Paul, deren Vorläuferbauten ins 10. Jahrhundert zurückreichen, hat einst der Weg frommer Heidjer hinaus in die Welt begonnen. Mit Pastor Ludwig Harms, der eine Erweckungsbewegung in der Südheide initiierte, Bauernsöhne zu Missionaren ausbildete und 1849 die Hermannsburger Mission gründete (heute: Evangelisch-lutherisches Missionswerk in Niedersachsen). An der rechten Wand der Altarapsis hängt das Modell des Segelschiffs "Candace", die 1853 nach Südafrika schipperte. Bis heute verfügt das Dorf über Einrichtungen wie die Fachhochschule für Interkulturelle Theologie mit Studenten aus aller Welt.

Angesichts dieser historischen Strahlkraft mutet der Abendmahlsgottesdienst karg an. Erbaulich ist der selbstkritische Ton, der die Predigt prägt. Die Gottesdienstordnung sieht für die Lesungen an diesem Sonntag Weinbergs-Gleichnisse vor. Beim Propheten Jesaja geht es um einen Weinberg, der schlechte Trauben trägt. Im Markus-Evangelium erzählt Jesus Priestern und Gelehrten von einem Weinbergbesitzer und seinen Pächtern, die reichlich ernten, in ihrer Gier aber lieber töten als Pacht zu bezahlen. Beide Gleichnisse münden in Zerstörung und Gewalt.

Pastor Noetzel betont, dass sich Jesu’ Gleichnis an die religiösen Eliten richtet, die im übertragenen Sinne den Weinberg des göttlichen Wortes schlecht verwalten. Auch die heutigen religiösen Eliten könnten sich angesprochen fühlen. Wie der Moskauer Patriarch, der aufseiten der Kriegstreiber stehe. Auch als Protestant habe man sich schon lange daran gewöhnt, dass Kirchenobere politischen Strömungen hinterherliefen, sagt Noetzel, "aber dienen sie damit dem Weinberg?" Ludwig Harms’ Antwort auf die rhetorische Frage wäre leicht zu raten. Er hat vor bald 200 Jahren weder den Konflikt mit kirchlichen noch mit weltlichen Mächten gescheut.

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"Denn das Himmelreich gleicht einem Hausherrn, der früh am Morgen ausging, um Arbeiter für seinen Weinberg einzustellen." (Matthäus 20,1)

Der Weinberg ist "Gott" die VERNUNFT und das VERANTWORTUNGSBEWUSSTSEIN des Geistes / des Zentralbewusstseins der Schöpfung - Würde Mensch DIESE ebenbildlich als ganzheitliches Wesen Mensch gestalten/verwalten ("wie im Himmel all so auf Erden"), dann wären Emotionalität und Silbergroschen ...!? ;)