- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
Meine Frau und ich gehen mit unserem Sohn oft spontan auf den Spielplatz. Spontan heißt direkt nach der Kita, weil das Kind noch Energie hat oder weil wir unterwegs beim Einkaufen an einem vorbeilaufen und mein Sohn schier ausflippt, wenn wir keinen kurzen Abstecher machen. Wenn wir Zeit haben, lassen wir ihn ein paar Runden rutschen, klettern und im Sand spielen.
Leider sind wir deswegen nicht immer top vorbereitet. Eigenes Spielzeug haben wir nicht immer dabei. Das ist mir manchmal wirklich peinlich, und ich schäme mich dann ein bisschen, aber es passiert trotzdem ständig. Man sollte ja meinen, dass ein Spielplatz Kindern auch ohne zusätzliches Material ausreichend Vergnügen bereitet. Aber natürlich ist es aufregender, wenn man den Sandkasten komplett umgraben oder mit einem Plastikfahrzeug rutschen kann.
Mein Sohn läuft dann zu anderen Kindern und bedient sich unbedarft an herumliegenden Schäufelchen, Eimern, Sandformen oder einem Spielzeuglaster. Wenn er einem Kind etwas wegnehmen will, gehe ich dazwischen. Ich trichtere ihm auch ein, dass er fragen soll, bevor er etwas nimmt. Er sagt dann: "Kind, ich möchte das haben!" Immerhin ein Anfang … Danach bringen wir die Spielsachen brav wieder zurück und bedanken uns.
In den meisten Fällen stößt das auf das Verständnis der anderen Kinder und deren Eltern. Aber es gibt Ausnahmen. Erst neulich hat ein Vater meine Frau angepflaumt, dass man ja auch sein eigenes Spielzeug mitbringen kann, anstatt es anderen wegzunehmen. Das Kind saß umgeben von so vielen Schäufelchen und Eimerchen, dass es selbst als Oktopus nicht alle gleichzeitig hätte bedienen können.
Ja, es stimmt: Wir könnten vorsorglich immer etwas einpacken, falls wieder aus dem Nichts ein Spielplatz auftaucht. Ich verstehe auch, dass sich Eltern ärgern, die den ganzen Kram anschleppen, nur damit sich die Kinder faulerer (oder vergesslicherer) Eltern bei ihnen bedienen.
Daher mag ich folgendes Konzept: Spielplätze, die einen Grundstock an abgenutzten Schäufelchen, ausgebleichten Eimerchen und klapprigen Lastern im Sandkasten liegen haben - angesammelt durch Generationen von Kindern, die sie dort vergessen haben und die nun Wind, Wetter und Kinderhänden trotzen, bis sie zu Staub zerfallen. Wenn die Kinder fertig sind, können sie den Kram einfach liegen lassen, das nächste Kind wird sich freuen und keiner muss die verschmutzten Minigartenwerkzeuge wieder mit nach Hause nehmen und reinigen.
Es spart Geld (für noch ein kleines gelbes Auto), Zeit (für die Sucherei nach dem kleinen gelben Auto) und Nerven (wenn das kleine gelbe Auto unwiederbringlich im Sand verbuddelt ist). Ich mag dieses Prinzip und finde, jeder Spielplatz sollte das haben. Für Nachschub müssten die Kommunen sorgen.
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin kein Gegner von Privateigentum, aber ich halte Spielplatzkommunismus in diesem Fall für die pragmatischste Form der Koexistenz. So kommen die Knirpse miteinander in Kontakt, können tauschen und, ja, sich auch mal streiten und lernen, Konflikte auszutragen. Im Idealfall bekommen sie früh eine Vorstellung davon, was es heißt, zu teilen und wie man effizient mit begrenzten Ressourcen umgeht (ich glaube, ich bin da einer ganz großen Sache auf der Spur …). Es gibt ja auch nicht unzählige Rutschen und Schaukeln auf Spielplätzen. Kinder lernen, zu warten, sich anzustellen und ihren Frust zu kontrollieren, wenn sie nicht als Erste oder Einzige auf ein Spielgerät dürfen. Fast wie im echten Leben.
Im Sommer hatte ich einmal Mitleid mit einem kleinen schüchternen Mädchen, dessen Vater offensichtlich ein Problem damit hatte, wie zaghaft sie auf dem Spielplatz war. Mein Sohn blockierte schon länger das Führerhaus eines stationären Holzfeuerwehrautos und kurbelte freudig am Lenkrad. Als sie andeutete, auch mal rein zu wollen, fuhr ihr Vater sie an: "Wenn du etwas willst, musst du es dir nehmen! Du musst dich durchsetzen! Das Leben schenkt dir nichts!" Als ich sagte: "Da ist ja genug Platz drin für zwei. Mein Sohn kann gern rutschen", grinste mich der Vater nur säuerlich an. Das Mädchen entschied sich um und lief woanders hin. Dabei hätten sie einfach nur fragen müssen, mein Sohn teilt nämlich meistens gern.

