Graue Katze auf dem Arm von einem Kind
Beständiges Familienmitglied, die Katze. Sie bleibt vermutlich bis ans Lebensende
Qin Ningzhen/iStockphoto
Haustiere
Sie ist gekommen, um zu bleiben
Wir haben Kinder und eine Katze. Gibt es eigentlich Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen diesen Familienmitgliedern?
Lena Uphoff
08.08.2024
3Min

Als ich Kind war, hatten wir eine Katze namens Kokosch. Sie ist aber schon vor fast 25 Jahren gestorben. Ich liebte sie sehr und habe ihr sogar ein kleines Grab im Garten angelegt, inklusive Holzkreuz. Seit fast zwei Jahren haben wir auch eine Katze. Unsere Kinder haben sie sich gewünscht und lieben sie. Sie heißt Coco. Wenn meine Eltern zu Besuch sind, sagen sie regelmäßig "Kokosch" zu "Coco". Dass die Namen sich ähneln, ist Zufall. Es führt aber dazu, dass ich wieder öfter an unsere alte Katze denke.

Kokosch war eine etwas dicke, schwarze Katze mit weißen Tatzen. Ziemlich groß und ziemlich ängstlich. Wenn einer der Kater aus der Nachbarschaft sie jagte, kletterte sie ganz hoch auf einen Baum. Wir mussten sie dann retten, weil sie so weit hochgeklettert war, dass sie es allein nicht mehr herunterschaffte.

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Coco hingegen ist eine kleine, zierliche, graue Katze. Manchmal fängt sie plötzlich wild an zu fauchen. Anfangs wussten wir nicht, was los war. Dann haben wir verstanden: Im Garten hat sich eine andere Katze herumgedrückt. Sowas nimmt Coco nicht hin. Sie steht dann hinter der Terrassentür und will raus. Sobald wir ihr öffnen, springt sie raus, rennt auf den Eindringling zu und verscheucht ihn. Das macht sie auch, wenn es ein riesiger Kater ist, der beinahe doppelt so viel wiegt wie sie.

Irgendwie macht mich das auf eine bestimmte Art stolz. Vergleichbar mit dem Stolz, den ich empfinde, wenn meine Kinder ein Fußballspiel gewinnen oder eine gute Note bekommen. Meine kleine Katze vertreibt die fiesen Riesenkater! Dabei ist es ja eigentlich nicht nett. Wer weiß, vielleicht wollte der Kater sich nur mal umschauen. Aber Katzen mit menschlichen Kategorien wie "nett" zu bewerten, macht sowieso keinen Sinn. Coco tötet Vögel und Mäuse und spielt vorher noch mit ihnen. Oft hören wir sie nachts streiten. Und manchmal kommt Coco dann am nächsten Morgen mit Wunden nach Hause und wir machen uns Sorgen.

Kinder und Katzen sind natürlich nicht zu vergleichen, aber es gibt schon Gemeinsamkeiten. Wenn eines unserer Kinder nachts etwas braucht, hat es keine Hemmungen, uns zu wecken. Coco ist da genauso. Aber es gibt auch große Unterschiede: Während diese Eigenschaft bei den Kindern mit dem Alter zurückgeht, sie immer rücksichtsvoller werden, ist das bei Coco nicht so. Ich wache regelmäßig auf, weil sie im Erdgeschoss vor der Terassentür sitzt und laut miaut, weil sie rein möchte. Ignorieren bringt da nichts, sie macht so lange weiter, bis ich aufstehe. Meistens will sie nur schnell etwas fressen und dann wieder raus. Das heißt für mich: Ich kann gleich wieder aufstehen, denn sie wird gleich wieder miauen und steht zur Not neben meinem Kopfkissen. Anders als die Kinder kann ich die Katze auch nicht erziehen.

Und ebenso anders als die Kinder wird Coco niemals ausziehen. Sie ist gekommen, um zu bleiben. Das könnte man natürlich als Belastung empfinden. Aber es ist auch ein tröstlicher Gedanke, dass sie zwar viel unterwegs ist und Abenteuer erlebt, aber irgendwann dann doch wieder zurück zu uns nach Hause kommt und hier ihre Ruhe sucht. Die Kinder werden es ja wahrscheinlich anders machen.

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Kolumne

Michael Güthlein
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Konstantin Sacher

Michael Güthlein und Konstantin Sacher sind Väter: ein (1) und drei Kinder (10, 9, 6). Beide erzählen über ihr Rollenverständnis und ihre Abenteuer zwischen Kinderkrabbeln und Elternabend, zwischen Beikost und Ferienlager. Ihre Kolumne erscheint alle zwei Wochen; sie schreiben im Wechsel.