Das Spiel ist ein Klassiker. Pasíon trifft auf Passione, Vivacidad auf Vivacità. Großes Theater ist für Donnerstagabend angesagt - auf dem Rasen und den Tribünen. In Gelsenkirchen treten Vize-Weltmeister Spanien und EM-Titelverteidiger Italien gegeneinander an: La Furia Roja hat bereits Kroatien 3:0 besiegt und die Squadra Azzura verpasste Albanien eine 2:1 Niederlage. Beide "Südländer" punktgleich, die Spanier mit dem besseren Torverhältnis.
Ein sportlicher Klassiker mit Temperament. Da will auch ich mit Klassikern aufwarten - Tapas und Antipasti nicht gegen-, sondern miteinander. Übersetzt bedeutet Tapa übrigens ‚Deckel‘. So, wie unsereine gerne Getränke mit einem Holzdeckel vor unliebsamen "Tauchern" schützt, hat man in Spanien Flüssigkeiten ebenfalls zugedeckt. Dieser Schutz wurde zur Sicherheit mit Oliven beschwert - oder war gleich eine Scheibe Brot.
Es liegt nahe, so eine Brotscheibe zu belegen. Ich liebe Tapas, diese pikanten Häppchen mit Fisch, Gemüse oder Kartoffeln - Fleisch und Wurst gibt es natürlich auch. Die lukullische Vielfalt entzückt mich: Hier einen Bissen, dort eine Kostprobe …. Man kann alles nett miteinander teilen und dadurch richtig viel probieren. Tapas werden meist in einfachen rotbraunen Keramikschalen mit kleinem Rand serviert - das sieht sehr heimelig aus.
Einfaches Geschirr gefällt mir bei Antipasti am besten - teures Porzellan-Chichi passt nicht zu der bodenständigen Herkunft der kleinen Gerichte. Aber jetzt zum Essen. Im Mittelpunkt stehen für mich Fagioli di Spagna, eine italienische Vorspeise mit direktem Verweis auf Spanien - sie verbindet beide Nationen. Die großen weißen Bohnen habe ich seit Jahrzehnten auf meinen kalten Buffets. Sie sind einfach zu machen und sehr köstlich.
Lesetipp: Solidarität auch beim Essen zeigen
Eine Dose mit Fagioli öffnen, Wasser abgießen und die Bohnen in eine liebevoll und gründlich geschmorte Sauce aus Tomaten, roten Zwiebeln, Petersilie, Oregano, schwarzen Oliven, Kapern, etwas Essig, Salz, frischem Pfeffer und bestem Olivenöl hineingeben. Dazu italienisch gewürztes Tomatenbrot mit Kräutern und eine kleine Insalata Caprese: Tomaten mit Mozzarella, Olivenöl und unserem eigenen Basilikum.
Spanien ehre ich mit einer Crema Catalana - und zwar nicht süß, als Dessert, wie gewohnt. Sondern fein gewürzt mit Zitronenthymian, serviert mit einheimischem geräucherten Fischfilet. Deutschland muss ja schließlich im Spiel bleiben … Es fehlt natürlich noch ein Schälchen mit Pimientos de Padrón, kleine grüne, in Olivenöl gebratene Paprikaschoten, darauf grobes Meersalz. Ach ja, und Patatas Bravas müssen unbedingt sein!
An diesem Abend ohne Tomatensauce, die ist schon auf dem Tisch. Sondern mit Knoblauch-Aioli. Ich mache sie aus fertiger Bio-Mayonnaise, mit eingelegtem Knoblauch, Koriander und einem Spritzer Zitronensaft. Die festkochenden Kartoffeln schäle ich und schneide sie in Würfel. Sie werden im kochenden Wasser etwa drei Minuten blanchiert. In das Kochwasser kommt ein Esslöffel Natron, damit die Kartoffeln im Ofen hmpf-knusprig werden.
Nach dem Blanchieren mit wenig Olivenöl, Salz und Paprika mischen. Bei 220 Grad backen und dabei einmal wenden. Gut aufpassen, dass die Würfel nicht schwarz werden, wenn die Roten gegen die Blauen spielen. Jetzt geht‘s lohooos! Zusammengezählt waren Spanien und Italien fünfmal Europa- und Weltmeister. Das dürfte für ein fetziges Vorrundenspiel reichen. Vamos, Furia Roja! Andiamo, Squadra Azzura!