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Wir essen gerne Ajvar. Das ist eine Spezialität, die vom Balkan und aus der Türkei stammt. Ajvar gibt es mild oder scharf. Falls ich beim Einkaufen ein gutes Produkt ohne lästige Zusatzstoffe finde, nehme ich gerne mal ein Glas mit. Das habe ich neulich auch getan. Als wir den Deckel abschraubten, roch der Inhalt muffig. Irgendwie schimmelig. Zu sehen war nichts und das Haltbarkeitsdatum reichte bis Ende Juli.
Was also damit machen? In meinem Elternhaus wurde immer gegrübelt, wie man Lebensmittel vielleicht noch retten kann. Kostet ja schließlich alles Geld… Unsere Vorvorfahren haben sogar Schimmel von Gemüse oder Brot, von Obst, Käse, Joghurt oder Marmelade entfernt. Alles im Sinne größter Sparsamkeit. Ich selber plädiere in dieser Kolumne stets für kluge und nachhaltige Resteverwertung.
Aber es gibt Situationen, in denen es nur eine einzige Option gibt: Weg damit! Selbst wenn Schimmel nicht sichtbar ist - seine Sporen sitzen überall. Ab in den Müll! Da gibt es kein Vertun. Nur bei Parmesan oder anderem Hartkäse, bei luftgetrockneten Schinken- und Wurstsorten kann man einen kleinen Schimmelfleck großzügig wegschneiden, wenn er oberflächlich ist.
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Falls man einmal aus Versehen etwas Schimmel mitgegessen hat, ist das nicht so wild. Man kriegt höchstens Magenbeschwerden oder Durchfall. Aber wenn man, wie unsere Altvorderen, öfter angegammeltes Essen verzehrt, kann das zu üblen Schäden in Leber und Nieren sowie dem Immunsystem führen. A la longue wirken Mykotoxine, die giftigen Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen, sogar krebserregend und schädigen das Erbgut.
Ein medizinischer Tipp: Merkt man zu spät, dass man Schimmel gegessen hat - Kohletabletten einnehmen! Sie binden Giftstoffe und Keime und helfen, alles zügig wieder auszuscheiden. Falls man ein schwaches Abwehrsystem hat oder schwanger ist, empfiehlt es sich, zum Arzt zu gehen. Um all diesen Terz zu vermeiden: Wenn man ein komisches Gefühl hat, wenn einem alle Sinne signalisieren, da ist was faul, muss man dem folgen.
Wir haben das Glas mit Ajvar in die Tonne getreten. Mein Mann und ich haben beide schon erlebt, was passiert, wenn man dem eigenen Gefühl nicht traut und sich selbst wider besseres Empfinden überredet. Das passiert uns einmal und nie wieder. Ich habe das Ajvar dann selber gemacht. Braucht halt Zeit. Paprika und Auberginen im Ofen rösten, so, dass man ihnen die Haut abziehen kann.
Dann das Gemüse pürieren - zusammen mit Knoblauch, Zwiebeln, Zitronensaft, Salz, Pfeffer und Peperoni. Anschließend das Ajvar mit Wasser aufsetzen und so lange kochen, bis ein Mus entsteht. Ajvar würzt Saucen, Suppen, Gemüse, Reis und Nudeln. Man kann Ajvar mit Sauerrahm, Quark und Joghurt zu einem Dip verrühren, der zu allem passt. Riecht gut, schmeckt gut. Wird so schnell gegessen, dass es gar nicht schimmeln kann. Gute Sache.