Erdbeerzeit
SBK
Erdbeeren mal ganz anders
Hurra – Erdbeerzeit
Manche Menschen essen viel Obst, weil das gesund ist und Vitamine einfach auf jedem Speiseplan stehen sollten. Ich gehöre allerdings nicht dazu, weil die Fruchtsäure meinem Magen oft zu schaffen macht. Aber es gibt natürlich Ausnahmen
22.05.2024
3Min

Bekömmliche Äpfel sind in meiner Küche zuhause. Sie werden in nahezu alles und jedes geschnippelt: in den Fleisch- und den Käsesalat, ins Sauerkraut und den Wirsing. Äpfel wandern zu Sellerie und Karotten, um mit Mayonnaise eine Variante vom Waldorf-Salat darzustellen. Natürlich schmecken sie auch als Tarte perfekt oder als Apple Crumble. 

Aber jetzt – hurra! - ist erst einmal Erdbeerzeit. 

Die sind auch sehr bekömmlich und gesund. Das wusste man angeblich schon in der Steinzeit und im Mittelalter, wo die superdelikaten Walderdbeeren großflächig angebaut und vergnügt gefuttert wurden. Erdbeeren, vor allem die biologischen Freilandfrüchte, stecken voller Vitamine und Mineralstoffe.   

Es braucht ja wirklich nicht für alles eine Begründung. Aber ich finde es schön zu wissen, dass die roten Früchtchen gegen Entzündungen und Stress wirken und gut für Galle, Leber und Herz sorgen. Kalorienarm, wie sie sind, verhindern sie natürlich auch Übergewicht. Wenn ich jedoch an die Berge von Schlagsahne denke, die als Begleitung verzehre … Hm.

Vielleicht wäre etwas mehr Zurückhaltung angezeigt. Die kleinwüchsige Pflanze steht in der christlichen Symbolik für Bescheidenheit und Demut. Ob ich auch weniger Cointreau nehmen sollte, wenn ich die Erdbeeren mariniere? Aber wenn sie als Paradiesgewächs gelten, müssen sie auch himmlisch zubereitet werden. 

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Die Kunsthistorikerin Katharina Knacker hat in einem Artikel der „Städel Stories“, einer Website des berühmten Frankfurter Museums, ein entzückendes Bild aus dem Jahr 1410 beschrieben. „Paradiesgärtlein“ heißt es. Unterhalb Marias Mantel und hinter dem Rücken des munter auf einer Zither musizierenden Jesuskindes sind Walderdbeeren zu erkennen.

Katharina Knacker schreibt, dass die dreiteiligen Blätter Sinnbild der Trinität sind, die fünf Blütenblätter für die Kreuzigungswunden Christi stehen und die rote Farbe für sein vergossenes Blut. Das bewegt zunächst zu kulinarischer Zurückhaltung. Man muss sich erst wieder ins Gedächtnis rufen, dass der liebe Gott seine guten Gaben zum Genießen  schenkt. 

Und Erdbeeren sind ein Genuss! Kurz mariniert und mit Sahne gegessen, wie gerade eben beschrieben. Unter Quark vermischt, als Kuchenbelag oder Parfait und Eis. Es gibt wenig, was nicht durch Erdbeeren besser würde. Köstlich schmeckt Rauke mit Erdbeerscheiben, dazu eine Vinaigrette aus Ingwer, Limette, Honig, Sesamöl, Fischsauce und Reisessig. 

Mein neuester Favorit sind Erdbeeren, mariniert mit Honig, Vanille und etwas Orangenlikör. Ich würze sie mit meinem Zitronenthymian, den ich auf dem Balkon ziehe. Ganz kurz und gut in Backpapier eingepackt - oder in eine Form gelegt - im Ofen warm werden lassen. Mit Sahne oder auf fettem Joghurt servieren. Paradiesgärtlein … mitten im Erdbeermund. 

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Kolumne

Susanne Breit-Keßler

Essen und Trinken hält Leib und ­Seele zusammen. Und darüber Neues zu lesen, macht den Geist fit. Viele Folgen lang hat Susanne Breit-Keßler Ihnen Woche für Woche ihre Gedanken dazu aufgeschrieben und guten Appetit gewünscht. Im Sommer 2024 endete die Kolumne. Die Texte sind weiter im Archiv abrufbar.