Ganz ehrlich: Manchmal muss man Kolumnen allein schon wegen des Ortsnamens schreiben.
Sprakebüll – wie nett klingt das denn bitte?
Sprakebüll, so heißt ein Dorf in Nordfriesland, Schleswig-Holstein. Und dieser Ort zeigt, wie eine Gemeinde von erneuerbaren Energien profitieren kann. Seit über 25 Jahren treibt der Ort die Energiewende voran und erzeugt viel mehr Strom, als er verbraucht. Gleichzeitig hat man in Nordfriesland Wege gefunden, diesen Überschuss sinnvoll zu nutzen, vor allem im Bereich der Elektromobilität.
Und damit hat Sprakebüll dieser Tage eine Menge mit Graz in Österreich zu tun. Denn dort forderten vorige Woche Fachleute aus Wissenschaft, Journalismus, Kommunen und Nichtregierungsorganisationen einen Kurswechsel in der Kommunikation über Klimathemen. Ihre These: Ständige Weltuntergangsszenarien, das sogenannte "Dooming" und eine "Fünf-vor-zwölf-Rhetorik", hätten die Klimadebatte in die Sackgasse geführt. Stattdessen wolle man die "Chancen eines klimafreundlichen Lebens in den Blick nehmen, statt uns auf Debatten einzulassen, in denen es vor allem darum geht, das Weiter-so zu verteidigen", sagt Marie-Luise Beck, Geschäftsführerin des Deutschen Klima-Konsortiums und Mitinitiatorin der Charta.
Und damit sind wir wieder in Sprakebüll. Dort haben die Menschen früh erkannt, dass erneuerbare Energien nicht nur dem Klimaschutz dienen, sondern auch der Gemeinschaft. Durch die lokale Erzeugung von Strom aus Wind- und Solarenergie konnten sie nicht nur den CO₂-Ausstoß im Verkehr reduzieren, sondern auch ihre Gemeinde stärken. Mehr als 20 Elektroautos fahren durch die Straßen, das ist eine der höchsten E-Auto-Quoten in Deutschland.
Es gibt auch ein "Dörpsmobil" (auch so ein tolles Wort, es ist Plattdeutsch und heißt "Dorfauto"), ein gemeinschaftlich genutztes Elektroauto, das sehr rege genutzt wird und den obligatorischen Zweitwagen ersetzt, die vor so vielen Häusern in Deutschland parken. Vor vielen Haushalten sind Ladeboxen für Elektroautos installiert, bezuschusst aus den Einnahmen aus grünem Strom. Ein besonderes Erfolgsgeheimnis in Sprakebüll war und ist: Die Bürgerinnen sind von Anfang an beteiligt. Sie investieren in die Windparks und profitieren direkt von den Einnahmen, die unter anderem in die lokale Infrastruktur fließen.
Das Beispiel Sprakebüll zeigt, dass auch in ländlichen Regionen innovative, klimafreundliche Mobilität möglich ist – wenn die Gemeinschaft an einem Strang zieht. Indem die Menschen vor Ort aktiv an den Entscheidungen teilhaben, entstehen Lösungen, die nicht nur ökologisch, sondern auch sozial nachhaltig sind. Die Energiewende ist hier längst gelebte Realität und schafft Arbeitsplätze, sichert die Zukunft und stärkt das Miteinander.
Ein mutmachendes Beispiel dafür, wie man durch Eigeninitiative und Zusammenhalt Großes bewirken kann. Die Agentur für Erneuerbare Energien hat die Gemeinde Sprakebüll deshalb im September 2024 als Energie-Kommune des Monats ausgezeichnet.
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Ob man mit solchen Beispielen mehr erreichen kann als mit einer "Fünf-vor-zwölf-Rhetorik"? Ja, das mag sein. Vielleicht ist dem Grazer Kongress vor allem zu verdanken, einmal zusammenzutragen, was bisher in der Klimakommunikation nicht geholfen hat und dass dringend Ergänzungen hermüssen. Aber ich bin unsicher, ob man auf Beiträge verzichten kann, die deutlich machen, wie schnell wir uns den Klimakipppunkten nähern.
Besuchens- und lesenswert sind sicher beide – Sprakebüll und die Grazer Charta.
Von Sprakebüll lernen, heißt Zuversicht haben
Hallo guten Tag,
ein kleiner Artikel, der mir aus dem Herzen spricht.
Am Ende geht es um das große Ganze, das "wir müssen den Planeten retten ..." - auch wen es letztlich nur um uns Menschen geht ... der Planet wird auch ohne die Menschen um die Sonne kreisen.
ABER um in Deutschland und in der Welt Mehrheiten zu motivieren, den Lebensstil zu ändern, bedarf es der kleinen, überzeugenden Schritte. Das ... "wir können und wollen gemeinsam anpacken und wir können was ändern und WIR/ich haben was davon".
Und hier kann der Artikel helfen ... offensichtlich ist es in dem Dorf gelungen, einen partizipierenden Weg zu finden von dem jeder im "Dörp" was hat ... in Cent und Euro ... und dann machen alle mit ...
Wäre es nicht eine Idee, dass sie noch ein zweiten Artikel schreiben, in dem man gut nachlesen kann, was man alles lernen kann von diesem Dorf: was konkret haben die getan, damit nach 20 Jahren dieses Modell ein Erfolgsmodell geworden ist.
Herzlichen Gruß